Die Liebesfalle
gekleidet, passte ebenso gut in die bessere Gesellschaft der Lords wie zu den nüchtern gekleideten Londoner Geschäftsleuten, die so oft hierher kamen.
»Ich verstehe, Ludmilla«, antwortete Stanhope. »Ich werde es dem Herrn sagen. Sie müssen sich jetzt ausruhen. Sie haben einen lange Reise hinter sich und müssen so schnell wie möglich wieder verschwinden.«
»Werde ich den Herrn treffen, bevor ich gehe?«, fragte die Frau. »Können Sie ihm genau ausrichten, was ich gesagt habe?«
Stanhope hatte sich nie unter die Dienstboten gemischt. Das Personal machte sich über sein Gehabe und seine Anweisungen lustig und, was wichtiger war, Celestes Vater konnte ihn nicht leiden. Er nannte Stanhope einen lästigen, hochnäsigen Narren. Celeste hatte gelernt, die Urteile ihres Vaters zu respektieren.
Im Moment gefiel ihr der Ton nicht, den Stanhope der armen, gebeutelten Frau gegenüber anschlug.
»Ich glaube nicht, dass der Herr Zeit hat, sich mit Ihnen zu treffen«, schnauzte er sie an. »Er ist beschäftigt und niemand darf etwas erfahren.«
»Ich weiß, aber -«
»Sie haben mir keine Informationen vorenthalten, oder?« Stanhope klang streng.
»Nein, aber ich möchte -«
»Dann haben Sie auch nichts zu befürchten. Ich werde mit ihm sprechen. Ich werde ihm alles berichten, und alles wird gut werden.«
Die Stimmen verebbten, doch Celeste konnte die Angst der Frau hören. »Es ist so vieles schief gelaufen. Ich fürchte um mein Leben.«
»Ich werde alles regeln.«
Sie waren weg. Celeste setzte sich, lehnte den Kopf gegen die Wand und versuchte zu begreifen, was das Gespräch, das sie mit angehört hatte, bedeuten mochte. Der Herr? Mr. Throckmorton? Warum sollte er Informationen über die Festnahme eines Engländers erhalten? Warum fürchtete die Frau um ihr Leben? Warum … ?
Sie hörte, wie zwei Männer das Vorzimmer betraten. Sie schlossen die Tür hinter sich, und Celeste fragte sich peinlich berührt, ob sie ihre Anwesenheit kund tun sollte.
Stanhope sagte: »Sie wollte Sie nicht sehen. Sie wollte gleich zurückfahren. Sie wissen, wie scheu sie ist.«
»Trotzdem würde ich sie gerne treffen.« Das war Mr. Throckmorton, natürlich. »Es ist ernst.« Es klang ernst.
Er
klang ernst.
Sie mussten von der russischen Frau sprechen.
»Sie ist schon fort. Sie hat mir versichert, dass unser Mann zufällig gefasst worden ist. Dass er einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war.«
Celeste war erstaunt, wie viel von der Unterhaltung zwischen Mr. Stanhope und der Frau ihr entgangen zu sein schien. Oder vielleicht … Stanhope sprach kultiviert, aber nicht fließend Russisch. Vielleicht hatte er die Feinheiten nicht verstanden. Die Tür zum Vorzimmer öffnete sich.
»Schicken Sie ihr jemanden nach«, blaffte Mr. Throckmorton ihn herrisch an. »Sehen Sie zu, dass Sie sie aufhalten. Ich möchte mit ihr sprechen.«
»Ja, Sir.« Es erklang ein leichtes Klacken, als hätte Stanhope die Absätze aneinander geschlagen. Die Tür fiel ins Schloss. Celeste war das alles äußerst peinlich, wusste sie doch, dass sie sich Mr. Throckmorton stellen musste und dass es so aussah, als hätte sie sich in seinem Büro versteckt, um zu spionieren. Doch das Ganze erinnerte sie an die Intrigen, die in der russischen Botschaft an jeder Ecke gelauert hatten, und dort hatte sie gelernt, sich jeder Situation unverzüglich und ohne Verlegenheit zu stellen.
Also trat sie mit der ganzen Würde einer Frau, die wusste, dass sie sich in einer prekären Lage befand, hinter der Tür hervor, und sagte:« Mr. Throckmorton? Sir?«
Er ging ins Büro, ohne anzuhalten, ohne zu erschrecken. Als hätte er gewusst, dass sie hier war. Er sah sie an. »Garrick.«
Sie hätte wissen müssen, dass er es nicht vergessen würde. »Die familiäre Anrede gehört sich nicht, wenn -«
Er baute sich direkt vor ihr auf, so dass seine Schuhspitzen ihren Rocksaum berührten. »Wenn wir arbeiten? Wenn es Tag ist?« Er beugte sich zu ihr, sein Mund lächelte nicht, war aber sehr denkwürdig.
»Wenn wir uns gerade nicht küssen?«
Wo hatte er gelernt, derart beunruhigend zu wirken? »Arbeit, Tag, was auch immer. Wir dürfen das nie wieder tun.« Er ging auf Abstand. »Dann nennen Sie mich Throckmorton.«
»Throckmorton.«
»Nur meine Mutter fühlt sich in meiner Nähe wohl genug, mich Garrick zu nennen. Ich war ein Narr, als ich dachte, Sie wären« – er seufzte – »anders.«
Sie dachte, dass er ursprünglich nicht vorgehabt hatte,
anders zu
sagen,
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