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Die Liebesfalle

Die Liebesfalle

Titel: Die Liebesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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andererseits wagte sie nicht, Alternativen in Betracht zu ziehen, wie
mutig
oder gar
mitfühlend…
Mr. Throckmorton war ein wohlhabender, viel beschäftigter Mann. Er konnte nicht einsam sein.
    Bewusst wandte sie sich von dieser Vorstellung ab und von der Zärtlichkeit, die sie in ihr wach rief. »Mr. Stanhope hat die Frau nicht richtig verstanden.« Sie bemerkte, wie ungehobelt das klang, und versuchte es mit einer anderen Formulierung. »Was ich sagen wollte ist, ich habe hier gesessen und auf Sie gewartet, als Mr. Stanhope und Ludmilla miteinander sprachen -«
    Mr. Throckmorton ging an ihr vorbei und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Der Kontrast von Licht und Schatten ließ nur eine dunkle, stumme Silhouette von ihm übrig. In einem Ton, der so frostig war wie die russische Steppe, erwiderte er: »Stanford hat letzte Nacht mit Ludmilla gesprochen.«
    »Oh«, haspelte Celeste. »Ich dachte … ich hatte angenommen, Sie sprächen von der Russin, die eben hier war.«
    Eine lange Pause trat ein. »Sie haben gerade eben Stanhope mit einer russischen Frau sprechen hören?«
    »Vor ein paar Minuten. Da draußen.« Sie gestikulierte. Mr. Throckmorton hielt wieder inne. Er starrte sie mit einem schneidenden Blick an, der ihr das Fleisch von den Knochen zu ziehen schien.
    »Was hat die Russin gesagt?«
    »Dass der Engländer verraten und festgenommen worden ist. Dass sie fast selbst dran gewesen wäre, hätte sie sich nicht wegen eines Panne verspätet. Sie wollte mit Ihnen sprechen – das heißt, sie wollte zum Herrn, und ich nahm an, das seien Sie. Aber Stanhope sagte nein, Sie wären zu beschäftigt. Er hat sie weggeschickt, sich auszuruhen.«
    »Sind Sie sich darüber im Klaren, wessen Sie Stanhope da verdächtigen?« Er feuerte die Frage förmlich ab.
    »Nicht richtig Russisch zu verstehen?«
    Er stand vom Schreibtisch auf. Seine breiten Schultern versperrten den Sonnenstrahlen den Weg. »Doch falls Sie Recht haben …«
    »Es ist eine sehr schwierige Sprache«, nahm sie Stanhope in Schutz. »Ich war mit dem Botschafter und seiner Frau in Russland. Sie haben sich geweigert, eine andere Sprache mit mir zu sprechen, damit ich es korrekt lernen konnte. Wenn sie nicht darauf bestanden hätten, würde ich wahrscheinlich überhaupt kein Russisch verstehen, denn die beiden sprechen fließend Englisch und Französisch.«
    Er ging zur Tür. »Warten Sie hier.«
    Aus dem Ton seiner Stimme zu schließen, war das ein Befehl.
    Throckmorton eilte den Gang hinunter zu den Gemächern seiner Mutter. Sein analytischer Verstand setzte die Tatsachen zusammen.
    TATSACHE: In den letzten Jahren hatte sein Geheimdienst zu viele Misserfolge hinnehmen müssen.
    TATSACHE: Die Russen wollten die Vorherrschaft in Mittelasien aus dem gleichen Grund wie die Briten – die Reichtümer Indiens und der angrenzenden Länder waren unvorstellbar.
    TATSACHE: Er musste sich auf einen Dolmetscher verlassen, weil er selbst kein Russisch sprach.
    Zähneknirschend gestand er sich
diese
Tatsache ein. Er konnte die kniffligsten mathematischen Aufgaben lösen. Er verstand sich auf die Feinheiten der Diplomatie. Er konnte eine Expedition ausrüsten und sie über die Pässe des Himalaja führen. Er war ein guter Gastgeber, konnte Walzer tanzen und Celeste mit Küssen gefügig machen. Aber er konnte kaum mehr als ein paar Worte in einer Sprache sagen, die nicht seine eigene war, und verstand noch weniger. Es war ganz allein seine Schuld. Er hasste es zu versagen und noch verhasster war ihm die Lage, in die ihn diese Unzulänglichkeit brachte.
    Was ihn zur nächsten Tatsache führte: er war von Stanhope abhängig, der ihm alle Nachrichten übersetzte, die in anderen Sprachen eintrafen. Stanhope sprach Russisch und Deutsch, Französisch und Italienisch, Urdu und Hindi. Sein Sekretär hatte die Sprachbegabung, die Throckmorton fehlte. Das war es gewesen, weswegen Throckmorton ihn so zu schätzen gelernt hatte.
    TATSACHE: Celeste hatte drei Jahre lang für den russischen Botschafter gearbeitet.
    Celeste könnte eine Spionin sein.
    Er klopfte fest an Lady Philbertas Tür. Dafty, die Zofe seiner Mutter, öffnete sichtlich verärgert über die Störung, fing sich aber, als sie sah, dass er es war. Dafty stand nicht in seinen Diensten. Sie arbeitete ausschließlich als Zofe seiner Mutter. Sie machte Botengänge und führte Aufträge aus, bei deren bloßer Vorstellung es den meisten anderen Frauen gegraut hätte. Dafty graute vor gar nichts; die ältliche Engländerin

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