Die Liebesfalle
Ich bin den Dienstboten entwischt. Sie waren ahnungslos, wenn Sie also jemanden rügen möchten, dann halten Sie sich an mich.« Sie strahlte über beide Ohren als sie ihre Unaufrichtigkeit eingestand.
Sie gäbe tatsächlich eine gute Spionin ab und der Henker, der ihr den Strick um den Hals legen sollte, musste schon eiskalt sein.
Zufälligerweise hatte man ihn selbst schon häufig als eiskalt beschrieben. »Warum haben Sie Kiki mitgenommen?«, fragte er.
»Ohne Kiki wäre Penelope nicht mitgekommen.«
Ein Winkelzug. Er sah Celeste schneidend an. »Warum haben Sie Penelope mitgenommen?«
»Das ist eine lange Geschichte.« Sie strich Penelope mit dem Finger über die Wange. »Anscheinend bin ich genau im richtigen Moment ins Kinderzimmer gekommen. Ich fürchte, Sie werden ein neues Kindermädchen einstellen müssen.«
Er starrte Celeste an. Sie sah nicht aus wie eine Spionin und die Zerstörerin einer Verlobung. Er sah seine Tochter an. Sie wartete ruhig und gelassen darauf, dass Celeste die Geschichte erzählte. »Ein neues … Kindermädchen«, sagte er.
»Als ich ins Kinderzimmer kam, war das Kindermädchen an den Stuhl gefesselt, während die Mädchen Seil hüpften.«
»An den Stuhl gefesselt.« Sein Sekretär war ein mutmaßlicher Verräter, sein Bruder wollte die Verlobung lösen, und die Kinder fesselten das Kindermädchen an einen Stuhl. Und Celeste … Celeste war zu schön, zu teuer angezogen und zu klug. »Penelope, du hast zugelassen, dass Kiki das Kindermädchen an den Stuhl fesselt.«
»Eigentlich war es meine Idee«, bekannte Penelope ohne Scham. »Kiki ist bei Knoten zu nichts nutze.«
Als er sie ansah, schoss Throckmorton ein Gedankenblitz durch den Kopf. Wie pflegte Mutter immer zu sagen? »Wer einen Schlingel sucht, findet ihn in Ellery. Zum Schaden ausbügeln ist Garrick der Richtige.«
Aber Penelope war nie ein Schlingel gewesen. Er lüpfte die Hosenbeine und kniete sich neben seine Tochter. »Penelope Arm, du darfst dein Kindermädchen nie wieder fesseln.«
»Aber Papa, sie hat uns nicht raus gelassen. Sie hat gesagt, wir wären bei den Vorbereitungen zum Tee im Wege. Und drinnen hat sie uns nicht springen lassen, weil sie davon Kopfweh bekommt.« Penelope schien sich für den Inbegriff der Logik zu halten. »Du musst zugeben, dass das dürftige Gründe sind, uns das Seilspringen zu verbieten.«
Er hob die Hand. »Dass dich jemand nicht spielen lässt, wie es dir gefällt, rechtfertigt nicht, ihn zu fesseln.«
Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Wozu hast du es mir dann beigebracht?«
Er hörte Celestes ersticktes Lachen, hielt sich aber an seine Tochter. »Für den Fall, dass böse Menschen kommen und versuchen, dich mir wegzunehmen. Aber nur für diesen Fall, Penelope.« Er stand auf und nickte Celeste zu. »Damit sollte es wohl erledigt sein.«
Celeste sah erst Penelope an, dann ihn. »Sie haben Ihrer Tochter beigebracht, wie man Leute fesselt?«
»Das Sticken kann ich ihr schließlich nicht beibringen«, antwortete er trocken. »Hat Ihr Vater Ihnen denn nicht beigebracht, wie man Leute fesselt?«
»Nein, er hat mich gelehrt, wie man Rosen ans Spalier bindet.«
»Hm. Merkwürdig.« Er schielte nach der Schaukel. »Ist jetzt nicht die Nächste an der Reihe?«
»Na komm, Penelope.« Celeste lief zur Schaukel. »Du bist dran.«
Throckmorton machte sich auf einen von Kikis Wutausbrüchen gefasst, aber Celeste sprach mit ihr und das Mädchen glitt ohne Aufhebens von der Schaukel. Penelope sprang auf den Sitz und Hyacinth schubste sie an.
Und Celeste brachte Kiki zu Throckmorton.
Das Kind plapperte auf Französisch, wie immer, und wie immer ignorierte sie seine englische Begrüßung. Wenn sie nur ein einziges Mal geantwortet hätte … aber er musste geduldig sein. Sie hatte, genau wie Penelope, die Mutter verloren. Sie reagierte darauf, indem sie sich ihren neuen Lebensumständen verweigerte. Er konnte sie verstehen. Aber er konnte sie nicht dabei unterstützen, Penelope unglücklich zu machen, sie Aufsässigkeit zu lehren – und ihn so beharrlich zu ignorieren.
Kiki tänzelte herum, gestikulierte ausdrucksvoll und plapperte auf Französisch.
»Sagen Sie ihr, dass sie niemanden fesseln darf«, befahl er Celeste.
»Das hab ich.«
»Versteht Sie es?«
»Ja, aber…« Celeste brauchte es erst gar nicht auszusprechen – es
ist ihr egal.
»Sie möchte, dass Sie ihr auch beibringen, wie man Leute fesselt.« Celeste fiel es anscheinend schwer, ernst zu bleiben.
Seine
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