Die Liebesfalle
Anschein nach ist sie immer noch in Ellery verliebt.«
»Ganz und gar nicht.« Das war zu nachdrücklich und klang, als würde er an ihrer Treue zweifeln. Throckmorton versuchte freundlich zu lächeln. »Aber sie ist schließlich wegen Mr. Ellery zurückgekommen, und natürlich hat er immer Lust, sich einen kleinen Flirt zu genehmigen.«
Throckmorton zuckte mit den Achseln. »Was soll ich sagen, Stanhope? Sie kommen aus einer adeligen Familie. Ich nicht. Es ist nur der Mammon, der den Unterschied zwischen Ihrem und meinem Platz bestimmt.«
»Ja.« Stanhope fühlte sich seiner Position und seines Verrats so sicher, dass er glaubte, sich einen verbitterten Ton erlauben zu können. »Ich besitze nichts.«
Throckmorton blieb freundlich: »Ich würde sagen, Sie beziehen ein anständiges Gehalt.«
»Selbstverständlich, Sir. Das sollte keine Kritik sein.«
»Selbstverständlich nicht.« Throckmorton rieb an dem Schlamm auf seinem Jagdrock.
Anscheinend las Stanhope aus Throckmortons Benehmen, dass er tunlichst auf das ursprüngliche Thema zurückkommen sollte. »Sie haben mir von Miss Milford erzählt.«
»Oh.« Ein Lächeln machte sich auf Throckmortons Gesicht breit. »Meine Mutter stammt natürlich aus einer berühmten Familie, aber mein Vater war so gewöhnlich wie Dreck, deshalb gibt es auch keine großen Standesunterschiede zwischen Miss Milford und mir.«
»Dem würde ich widersprechen, Sir. Sie besitzt keinen Penny.«
Der Adel arrangierte Heiraten nach finanziellen Interessen, weswegen Throckmorton manchmal auf seine Bürgerlichkeit stolz war. »Ihre Schönheit ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Sie ist liebenswürdig, gut zu den Kindern, und sie küsst … verzeihen Sie. Das wollen Sie sicher nicht hören.« Throckmorton ließ Stanhope die Neuigkeit verdauen, bevor er nachdenklich sagte: »Trotzdem bin ich überrascht, dass Ihnen die Gerüchte nicht zu Ohren gekommen sind.«
»Warum … nein, Sir, kein Wort.«
Er lügt, diagnostizierte Throckmorton, oder er ist zerstreut. Zu beschäftigt mit dem gefährlichen Spiel, das er treibt, um Gerüchte aufzuschnappen. Aber nach Throckmortons Bekenntnis würde Stanhope jenen Gerüchten auf den Grund gehen. »Das Gerede ist selbstverständlich purer Unsinn«, sagte Throckmorton. »Ich hätte mich natürlich auch dann auf die Schaukel gesetzt, wenn sie mich nicht dazu animiert hätte.«
»Entschuldigen Sie, Sir.« Stanhope stolperte auf der ersten Treppenstufe zum Haus. »Sie haben auf einer Schaukel … geschaukelt? Wie in -« Stanhope machte eine ausgreifende Handbewegung. Ein Rubinring glitzerte an seiner Hand; ein Geschenk von Throckmorton für jahrelange, treue Dienste.
»Ja. Was ist so seltsam daran?« Throckmorton legte die Stirn in Falten, als würde er sich den Kopf zerbrechen. Er zerbrach sich
tatsächlich
den Kopf. Seine Mutter war wegen seines »bizarren Benehmens«, wie sie es nannte, an ihn herangetreten. Natürlich wusste sie, dass er manchmal über die Stränge schlug. Obwohl er bezweifelte, dass sie seinen frühmorgendlichen Besuch im Kinderzimmer als »über die Stränge schlagen« bezeichnen würde. Eher als – Wahnsinn. »Und sie haben die Gärtnerstochter geküsst?«, fragte Stanhope nach.
»Es war eine ganze Menge mehr als …« Throckmorton unterbrach sich selbst, lächelte wie ein Mann, der ein Geheimnis verbarg, und stieg die Treppe hinauf. »Bitte um Entschuldigung. Ich habe derartige Gefühle seit Jahren nicht empfunden. Vielleicht noch nie.« Zumindest das war die Wahrheit. Er hatte noch nie das Gefühl gehabt, seinen Sekretär erwürgen zu müssen.
Stanhope unternahm keine Anstrengung, sein Erstaunen zu verbergen.
»Ihre Unglaube ist nicht gerade schmeichelhaft«, bemerkte Throckmorton trocken.
»Nicht doch, Sir, aber im Vergleich zu …« Stanhope zeigte lahm auf Ellery, der mit Celeste vor ihnen herging.
»Sie beziehen sich auf die Tatsache, das ich nicht annähernd so gut aussehe wie Mr. Ellery.« Es hatte nie eine Rolle gespielt. Warum sollte es jetzt eine spielen? Aber Throckmorton war es in der Tat sterbensmüde, dass ihm bei jeder Gelegenheit Ellerys Schönheit um die Ohren gehauen wurde. »Ich gebe es unumwunden zu. Ich finde Miss Milford bezaubernd, und ich bin in meinem Liebeswerben ebenso rücksichtslos wie in… meinen Geschäften.«
Aus irgendeinem Grund, den Throckmorton nicht kannte, knickste ein gutes Stück vor ihm Celeste vor Ellery und lief davon.
Ellery sah ihr kurz nach, doch als sie um die Ecke war, schloss
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