Die Liebesgöttin erwacht (German Edition)

verrückterweise funktionierte die Methode offenbar auch noch!
    Einer, der wie ein junger Zwillingsbruder von Alain Delon aussah, kam ihr so nahe – sie konnte seinen heißen Atem auf ihrer Wange spüren.
    Im Vorbeigehen raunte er ihr zu: »Oh là là, Madame!«
    Es klang unverschämt und frech und bestürzend erregend zugleich. Und genau das sollte es natürlich auch.
    Sie blieb nicht stehen, wandte aber den Kopf – genau in diesem Augenblick, als er sich ebenfalls noch einmal nach ihr umdrehte.
    Er besaß das hinreißende Lächeln eines durchtriebenen Schurken.
    Der wusste ganz genau, was er tat! An seinem Verhalten war nichts Zufälliges, alles war perfekt einstudiert .
    Und er tat es jeden Tag mindestens ein halbes Dutzend Mal. Das war auch klar .
    Amanda lächelte ebenso frech zurück, zwinkerte sogar schelmisch. Eine Reaktion, die ihn nun sichtlich doch überraschte und ebenso sichtlich umwarf!
    Er sah seine Chance gekommen und beschloss vermutlich, seinem Chef heute einmal frech ins Gesicht zu lügen. Wie schon manches Mal zuvor, Mann lebteschließlich nur einmal. Und mit der Manneskraft konnte man auch nicht unbedingt bis ins hohe Alter rechnen, nicht wahr? Selbst wenn man Franzose und überdies aus Paris war.
    Guter Wein und gutes Essen, ebenso wie attraktive Frauen, konnten nicht warten. Alles andere hingegen schon. Vor allem das Büro.
    Alain Delons Zwilling machte auf dem Absatz kehrt und nahm Amandas Fährte auf wie ein Hund auf Spurensuche.
    Sie war aber schneller und vor allem raffinierter! Klar. Zügig hatte sie ihn abgehängt und hielt schon wieder Ausschau nach einem neuen Opfer.
    Unterdessen dämmerte ihr eine weitere Einsicht – Rosalie würde Recht behalten. In diesen wenigen Tagen in Paris würde sie, Amanda, ein wildes erotisches Abenteuer erleben.
    Es lag in der Luft, sie war endlich wieder reif dafür, also würde es auch passieren. Zwangsläufig. Sie zog es an wie ein Magnet die Eisenspäne.
    Sie bog erneut um eine Ecke und sah direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite plötzlich dieses Internetcafé.
    Peter … Vielleicht war eine E-Mail da von ihm …
    Der spontane Gedanke streifte sie, und schon stand sie in der Tür des Cafés.
    Sie ging zuerst an die Bar und bestellte einen Milchkaffee, ehe sie sich nach einem freien Monitor umsah.
    Die zwei Tage zuvor bereits eingegangene Mail stammte aber nicht von Peter, dem Piloten, sondern von Manuel, dem Gallboy mit den wunderschönen Füßen.
    Dieser Tag heute war gespickt mit Überraschungen.
    Amanda ,
Katrin befürchtet, Du wirst ihr den Kopf abreißen, allerdings ist es meine Schuld – ich habe sie so lange gelöchert, bis sie mir wenigstens Deine E-Mail-Adresse gegeben hat .
Ich sehe Dich vor mir – eine nackte Liebesgöttin in Paris!
Wie ich die Kerle da in Frankreich hasse und beneide zugleich .
Ich träume jede Nacht von Dir und erwache jedes Mal total erregt. Wie das aussieht bei mir, weißt Du …
Und trotzdem – oder vielmehr gerade deswegen – nehme ich keine Kundinnen mehr an. Ich könnte nicht, ich würde kläglich versagen .
Was für eine grässliche Vorstellung: ein Callboy, der im entscheidenden Moment die Latte nicht hochkriegt. Während sie ihm jede Nacht mehrmals schmerzhaft steht .
Ich helfe mir dann selbst, was bleibt mir anderes übrig? Ich glaube, ich habe seit meinem sechzehnten Lebensjahr nicht mehr so viel Handarbeit an mir selbst geleistet .
Keine Ahnung, warum ich Dir das alles schreibe. Leider kann ich nicht anders, ich musste einfach dafür sorgen, dass Du weißt, wie es um mich steht .
Vielleicht lachst Du Dich gerade beim Lesen schief, weil Du soeben aus einem warmen Bett kommst, wo ein anderer Kerl sich – und Dich – eben noch um den Verstand gevögelt hat .
Ich habe beschlossen, dass mir das nichts ausmacht, ich benutze das Fantasiebild einfach in meinem Kopfkino, wenn mein Schwanz in dieser Nacht wieder toben wird .
Soll er Dich ruhig haben, der andere, für ein Weilchen .
Sobald Du zurück auf die Insel kommst, werde ich Dich endgültig erobern .
Und wenn es mit meinen Füßen ist, auf die Du so abfährst …
    Hasta luego
Muchos Besos!
Manuel
    Amanda las die Mail noch ein zweites Mal, ehe sie mit der Computermaus auf Löschen tippte.
    Nein, sie würde ihm nicht antworten. Obwohl der Brief sie rührte und berührte, und ja – auch erregte.
    Aber erregt war sie heute natürlich ohnehin bereits.
    Interessant war aber vor allem das erneute Auftauchen des Motivs der Liebesgöttin.
    Nackte