Die Liebesgöttin (German Edition)
ist langweilige Routine. Start und Landung erfordern einige Minuten erhöhter Konzentration, den großen Rest erledigt der Bordcomputer! Manchmal schwinge ich mich morgens ins Cockpit und ertappe mich bei schwarzen Gedanken wie – »Lieber Gott, lass heute mal ein Triebwerk ausfallen oder irgendwas in der Richtung, damit wir von der Crew wenigstens ein bisschen gefordert werden zur Abwechslung!«
Karel hatte gelacht: »Bei den Passagieren hinten ist es wohl eher umgekehrt! Die Leutchen würden sich zu Tode ängstigen, wenn sie wüssten, was in den Köpfen der Helden der Lüfte so vorgeht, denen sie ihr Leben anvertrauen.«
Peter hatte in sein Lachen eingestimmt. »Klar. Aber ein Gutes hat der Job natürlich. Man hat viel mehr Zeit zwischendurch, um an Sex zu denken, als jeder andere normal arbeitende Mann …« – und damit waren sie dann auch schon mittendrin gewesen im eigentlichen Thema.
»Was macht sie da eigentlich mit der Schlange?«
Karel hatte sein Glas abgestellt und sah Peter jetzt direkt in die Augen. Der hob die Hand.
»Langsam, so schnell schießen die Römer nicht. Alles schön der Reihe nach. Ich erzähle, und Sie hören zu. So lautet unser Deal, schon vergessen?«
»Keinerlei Rück- oder Zwischenfragen erlaubt?« Karel versuchte, den Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen.
Ihm stand der Sinn nach einem weiteren Whisky on the Rocks. Dieses Interview versprach sowohl anstrengend als auch höchst interessant zu werden. Da brauchte man eine hochprozentige Stärkung zwischendurch. Und zum Glück waren die Spesen, die das neue Herrenmagazin LEANDER an seine freien Mitarbeiter zu zahlen bereit war, ganz ordentlich! Nicht so hoch wie noch vor einigen Jahren in vergleichbaren Jobs, aber das hing einzig und allein mit der schrägen Wirtschaftslage zusammen … Außerdem hatte Karel noch nie vorher über Sex geschrieben! Das machte die Sache gleich doppelt delikat. Ein weiterer Anlass für Hochprozentiges also. Bisher waren es hauptsächlich Reisethemen gewesen, die ihm ein angenehmes Auskommen gesichert hatten. Gerade deswegen allerdings war er auch zu dem Leander-Auftrag gekommen …
SEX AROUND THE WORLD hatte der Chefredakteur Sven Guttmann getitelt und sich grinsend in seinem Bürosessel zurückgelehnt: »Na, was halten Sie davon, Kortmann? Die Auflagen werden automatisch in die Höhe schnellen hei der Schlagzeile auf dem Titel, das verspreche ich Ihnen. Und Sie sind der richtige Mann dafür. Reisen war von jeher Ihre Rubrik. Und Sex ist uns Kerlen so geläufig wie Essen und Trinken. Also legen Sie los, und verbinden Sie zwei angenehme Themenkreise. Fliegen und vögeln! Hahaha …«
Karel hatte nur gegrinst und sich seinen Teil gedacht. Dass dann aber gleich sein allererster Interviewpartner ausgerechnet ein Pilot sein würde, damit hatte auch er – bei aller Abgebrühtheit – nicht gerechnet!
»Keine!«, bestätigte in diesem Moment Peters sonore Stimme. Damit kehrte Karel prompt in die Realität der Hotelbar zurück.
Der Pilot winkte jetzt dem Barkeeper kurz zu, und schon kam der Mann brav angetrabt.
Ob es daran lag, dass Peters Crew meistens in diesem Hotel untergebracht war, wenn eine Übernachtung auf der Insel auf dem Flugplan stand? Während Karel sich von seinen Spesen lieber eine preiswertere Unterkunft in der Nähe gesucht hatte …
»Auch noch einen?« Peter hielt bereits zwei Finger hoch, ehe der Journalist auch nur nicken konnte. Erst als der Barkeeper außer Hörweite war, fuhr er fort: »Im Übrigen bekam ich anfangs auch nur dieses Foto vonAmanda zu Gesicht. Genau wie Sie jetzt, Kortmann. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal, um welche Schlangenart es sich handelt. Das erfuhr ich erst ganz zum Schluss. Aber da war mir ohnehin schon alles egal. Sie sehen also, Sie haben sogar einen geringfügigen Vorteil beim jetzt gleich folgenden Startschuss, mein Lieber!«
Eine kurze Zeit herrschte Schweigen zwischen den beiden Männern. Während sie gemeinsam auf ihren nächsten Drink warteten, spielten sich in ihren Kopfkinos die wüstesten Szenen ab.
Es ging um Sex, um puren, wilden, harten Sex. Deswegen hatten sie sich heute hier schließlich getroffen.
Der Barkeeper, der die beiden beobachtete, während er ihre Drinks mixte, grinste sich eins. Er konnte den Sex förmlich riechen, der um die zwei Helden herumwaberte wie ein leichter Nebel. Die Kerle waren spitz wie Lumpi, wenn ihn nicht alles täuschte. Barkeeper hatten gewöhnlich eine Nase für so etwas.
Außerdem kannte
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