Die Liebesgöttin in Höchstform (German Edition)
seine schöne Schädelform vorteilhaft zur Geltung brachte.
Er trug eine Priesterkutte.
Er musste sie festhalten, mit beiden Händen, denn sie strauchelte und wäre fast vom Trottoir gefallen.
»Signora!«, sagte er erschrocken. Seine Stimme klang männlich und doch sanft und weich.
Eine erotische Samtstimme, bestimmt ist er ein guter Sänger , schoss es Amanda durch den Sinn.
Im nächsten Moment hätte sie sich am liebsten mit der flachen Hand an die Stirn geschlagen: Es geht schon wieder los! Mensch, der Mann ist ein Priester, katholisch noch dazu, lass ihn in Frieden!
Er hielt sie immer noch an beiden Armen fest und starrte ihr besorgt ins Gesicht, die blauen, unschuldsvollen Augen geweitet.
Sie starrte zurück …
Eine feine Röte begann sich auf seinen Wangen auszubreiten, hastig ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.
Mein Parfüm ist zu viel für ihn, daran ist er nicht gewöhnt , dachte Amanda, plötzlich wieder amüsiert. Es gab nichts, was sie dagegen tun konnte, sie war eben aus diesem Holz geschnitzt.
Während der arme Priester hier vor ihr … nun ja, es war immerhin seine eigene Wahl gewesen, oder?
Jeder von uns trifft einmal im Leben diese Wahl – für oder gegen die Lust, eine goldene Mitte gibt es in dem Fall nicht. Nur ein Entweder-oder.
Ob er sie manchmal bereut, seine Wahl … Ob er manchmal nachts im Bett liegt und vor unterdrückter Lust und Sehnsucht nach einem warmen Frauenkörper nicht einschlafen kann?
Er murmelte jetzt eine leise Entschuldigung auf Italienisch – wobei es wirklich nicht seine Schuld gewesen war –, senkte gleichzeitig mit den Augen auch den Kopf – und schon eilte er in entgegengesetzter Richtung davon. Amanda konnte gerade noch sehen, wie er sich dabei dreimal hastig bekreuzigte.
Und wieder konnte sie sich nicht helfen – sie musste einfach stehen bleiben und ihm hinterhersehen und dabei leise lachen: Der Arme ist soeben der Versuchung und damit der Sünde leibhaftig begegnet, hat einige Sekunden lang unter ihrem Bann gestanden, vermutlich unkeusche Gedanken und Wünsche gehegt und ist jetzt zutiefst verunsichert über seine eigene Reaktion. Es würde eine Beichte und viele Rosenkranzgebete brauchen, bis seine Seele wieder so rein wäre wie vorher … Und ich amüsiere mich auch noch königlich über den armen Kerl!
Und selbstverständlich war ihr auch sein durchaus knackiges Hinterteil unter der Kutte nicht entgangen, als er sich eben so überstürzt aus dem Staub gemacht hatte.
Du bist einfach unverbesserlich, Amanda! , schalt sie sich selbst, als sie nun weitereilte – frisch beschwingt von dem kleinen Intermezzo.
Sie trat aus der schmalen Gasse heraus und fand sich unversehens auf der Via di Torre wieder.
Himmel, hier ganz in der Nähe muss doch die neue Wohnung von Rosalie liegen , fiel es Amanda beim Anblick des Straßenschildes wieder ein.
Hastig durchwühlte sie den Inhalt ihrer winzigen Basttasche, die sie lässig um die Hüften trug, aber natürlich hatte sie den Zettel mit der Adresse im Hotelzimmer zurückgelassen. Das Täschchen enthielt lediglich ihren Personalausweis, etwas Geld, eine Kreditkarte und einen Lippenstift. Das Handy steckte weiterhin in der Brusttasche des Leinenhemdes, und das war auch schon alles Gepäck, womit Amanda sich bei ihrem Stadtbummel hatte belasten wollen.
Sie durchwühlte auch noch die beiden seitlichen Hosentaschen, aber natürlich fand sich der gesuchte Zettel nicht.
Einen Moment lang überlegte sie, ob sie Peter anrufen und ihn bitten sollte, im Zimmer nachzusehen und ihr Rosalies Adresse durchzugeben. Aber es war nicht sicher, dass der Pilot sich im Hotel aufhielt, und außerdem würde er ihrer Bitte – wie es seine Art war – vermutlich nur zu gerne nachkommen und sie anschließend seinerseits bitten, sich doch mit ihm irgendwo in der Stadt zu treffen, aber gerade das wollte sie vermeiden.
Sie brauchte mehr Zeit für sich alleine, ihr war momentan nicht nach seiner Begleitung.
Seine Fürsorglichkeit und selbst sein gutes Benehmen gingen ihr manchmal ganz einfach gegen den Strich. Und es gab absolut nichts, was sie in einer solchen Stimmung dagegen tun konnte.
Armer Peter …
Plötzlich bemerkte Amanda, dass sie verdammt hungrig war, das Croissant vom Morgen musste längst verdaut sein, es wurde Zeit, dem Magen eine kleine Stärkung zu gönnen. Dazu ein Gläschen Wein, das hob die Stimmung, und außerdem hatte sie schließlich so etwas wie Urlaub, nicht wahr?
Sie blieb stehen und sah
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