Die Liebeshandlung
glaube, Pastellfarben sind die Palette der Meeresküste. Ich nehme diese Pastellgrünen in der Farbe von Seegras, und ich nehme ein paar in Rosa, die wie die im Wasser untergehende Sonne sind. Und ich nehme diese Meerschaumweißen und diese Gelben in der Farbe der Sonne auf dem Sand.»
Er brachte alle vier Tüten zur Theke und beschloss dann, noch ein paar andere Aromen zu nehmen. Buttercreme. Schokolade. Erdbeer. Insgesamt sieben Tüten.
«Sie nehmen die alle?», fragte Heidi ungläubig.
«Warum nicht?»
«Ich weiß nicht. Es ist einfach enorm viel.»
«Ich mag enorm viel einfach enorm gern», sagte er.
Sie tippte seine Einkäufe ein. Leonard holte sein Geld aus der Tasche.
«Behalt das Wechselgeld», sagte er. «Aber ich brauche eine Tüte, in der ich das alles tragen kann.»
«Ich habe keine Tüte, die groß genug dafür ist. Es sei denn, Sie nehmen einen Müllsack.»
«Ein Müllsack ist bestens», sagte Leonard.
Heidi verschwand hinten im Laden. Sie kam mit einem dunkelgrünen Hundertlitersack für schweren Abfall zurück und steckte die Tüten mit den Toffees hinein. Dazu musste sie sich bücken.
Leonard starrte auf ihre kleinen Brüste in dem engen Pulli. Er wusste genau, was er zu tun hatte. Er wartete, bis sie den Müllsack über die Theke hob. Dann, als er ihn ihr abnahm, sagte er: «Weißt du, was? Da dein Dad nicht da ist?» Und ihre Handgelenke festhaltend, beugte er sich vor und küsste sie. Nicht lange. Nicht heftig. Bloß ein Küsschen auf den Mund, das sie völlig überraschte. Ihre Augen weiteten sich.
«Frohe Weihnachten, Heidi», sagte er, «frohe Weihnachten», und wirbelte aus der Tür auf die Straße.
Er grinste jetzt irre. Er schwang sich den Müllsack über den Rücken wie ein Seemann und stiefelte mit großen Schritten die Straße entlang. Seine Erektion hatte nicht nachgelassen. Er versuchte, sich zu erinnern, wie hoch seine morgendliche Dosis gewesen war, und fragte sich, ob er womöglich ein kleines bisschen mehr brauchte.
Die Logik seines glänzenden Schachzugs beruhte auf einer Prämisse: dass die manisch-depressive Störung keineswegseine Belastung, sondern ein Vorteil war. Sie war eine selektierte Eigenschaft. Sonst wäre die «Störung» längst verschwunden, aus der Population herausgezüchtet wie alles andere, was die Überlebenschancen nicht erhöhte. Der Vorteil lag auf der Hand. Der Vorteil war die Energie, die Kreativität, das Gefühl von annähernder Genialität, das Leonard gerade jetzt empfand. Keiner wusste, wie viele bedeutende historische Persönlichkeiten manisch-depressiv waren, wie viele wissenschaftliche und künstlerische Durchbrüche Menschen in manischen Phasen erzielt hatten.
Er wurde allmählich schneller und eilte nach Hause. Ließ die Stadt hinter sich und ging wieder am See und an den Dünen entlang.
Als er hereinkam, saß Madeleine auf dem Sofa; ihre schöne Nase steckte im Übungsbuch für die Zulassungsprüfung.
Leonard warf den Müllsack auf den Boden. Ohne ein Wort hob er Madeleine vom Sofa, trug sie ins Schlafzimmer und legte sie aufs Bett.
Er schnallte seinen Gürtel ab, zog die Hose aus und stand grinsend vor ihr.
Ohne die üblichen Präliminarien befreite er Madeleine von Strumpfhose und Unterwäsche und tauchte, so tief er konnte, in sie ein. Sein Schwanz fühlte sich wundersam hart an. Er gab Madeleine, was Phyllida ihr nie geben konnte, und nahm damit seinen Vorteil wahr. Er verspürte die erlesensten Empfindungen an der Spitze seiner Rute. Beinahe weinend vor Lust schrie er auf: «Ich liebe dich, ich liebe dich», und er meinte, was er sagte.
Danach lagen sie zusammengerollt da und schöpften Atem.
Madeleine sagte verschmitzt, glücklich: «Offenbar geht es dir
wirklich
besser.»
Worauf Leonard sich aufsetzte. In seinem Kopf stauten sich keine Gedanken. Es war nur einer da. Leonard rollte sich vom Bett herunter auf die Knie, nahm Madeleines Hände in seine viel größeren. Gerade war ihm die Lösung für alle seine Probleme eingefallen, das romantische, das finanzielle, das strategische. Ein glänzender Schachzug kommt selten allein.
«Heirate mich», sagte er.
Entschlafen im Herrn
M itchell hatte noch nie auch nur eine Babywindel gewechselt. Er hatte noch nie einen Kranken gepflegt oder jemanden sterben sehen, und jetzt war er hier, umgeben von einer großen Menge Sterbender, und seine Aufgabe war es, ihnen zu helfen, damit sie mit dem Eindruck, geliebt zu werden, in Frieden dahingingen.
Seit drei Wochen arbeitete
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