Die Liebeshandlung
auf dem besten Weg, legendär zu werden. Die Typen skandierten «Leonard! Leonard!» und klatschten sich ab. Die Hotelzimmer hatten Jacuzzis, Minibars, Zimmerservice rund um die Uhr und sehr große Betten. Als es Sonntagmorgen wurde, beklagten die Mädchen sich scherzhaft, sie seien zu wund zum Laufen.
Auch Madeleine war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gut zu Fuß. In ihrer ersten Nacht im Hotel war Leonard nackt und grinsend aus dem Bad gekommen.
«Guck dir das da an», sagte er und sah an sich herunter. «Man könnte einen Mantel dran aufhängen.»
Das konnte man wirklich. Wenn sie ein sicheres Anzeichen dafür brauchten, dass es Leonard besserging, dann gab es kein eindeutigeres. Leonard war wieder da. «Ich hole Versäumtes nach», sagte er nach dem dritten Mal. So gut es sich anfühlte, so wunderbar es war, es nach entbehrungsreichen Monaten gehörig besorgt zu bekommen, bemerkte Madeleine doch, dass die Uhr mittlerweile 10.08 anzeigte. Draußen war es taghell. Sie küsste Leonard und bat ihn, sie jetzt
bitte
schlafen zu lassen.
Das tat er auch, aber sobald sie aufwachte, wollte er sie erneut. Er sagte ihr immer wieder, wie schön ihr Körper sei. Er konnte nicht genug von ihr kriegen, nicht an diesemWochenende und nicht in den Wochen, die darauf folgten. Madeleine hatte immer gefunden, dass sie und Leonard tollen Sex hatten, aber zu ihrer Verblüffung wurde er noch besser, tiefer, sowohl körperlicher als auch emotionaler. Und lauter. Jetzt sagten sie sich Dinge. Sie behielten die Augen offen und ließen das Licht an. Leonard fragte Madeleine, was er tun solle, und zum ersten Mal in ihrem Leben war sie nicht zu verklemmt, es zu sagen.
Eines Nachts in ihrem Apartment fragte Leonard: «Was ist deine geheimste sexuelle Phantasie?»
«Weiß ich nicht.»
«Ach komm, sag’s mir.»
«Ich habe keine.»
«Willst du meine wissen?»
«Nein.»
«Dann sag mir deine.»
Um ihn bei Laune zu halten, dachte Madeleine eine Weile nach. «Das hört sich sicher bizarr an, aber ich denke, es wäre, verhätschelt zu werden.»
«Verhätschelt?»
«So richtig verhätschelt, wie beim Friseur, das Haar gewaschen bekommen, eine Gesichtsbehandlung, eine Pediküre, eine Massage und dann, weißt du, ganz allmählich …»
«Das wäre mir niemals als Phantasie eingefallen», sagte Leonard.
«Ich habe dir ja gesagt, es ist albern.»
«Hey, es ist deine
Phantasie
. ‹Albern› gibt es da nicht.»
Und in der nächsten Stunde machte Leonard sich daran, sie wahr werden zu lassen. Unter Madeleines Protest trug er einen der Sessel aus dem Wohnzimmer ins Schlafzimmer. Er ließ Badewasser einlaufen. Unter dem Spülbecken in der Küche fand er zwei Kerzen, brachte sie ins Bad und zündetesie an. Er band sein Haar hinten zusammen und krempelte die Ärmel hoch, als wollte er sie bedienen. Mit einer Stimme, die vermutlich seiner Vorstellung von der eines Friseurs entsprach – eines Heterofriseurs –, sagte er: «Miss? Ihr Bad ist bereit.»
Madeleine hätte am liebsten losgelacht. Aber Leonard blieb ernst. Er führte sie in das von Kerzen erleuchtete Badezimmer. Er drehte sich mit professioneller Höflichkeit um, während sie sich auszog und in das duftende warme Wasser stieg. Er kniete sich neben die Wanne und begann, mit einem Becher ihr Haar anzufeuchten. Von diesem Augenblick an ging Madeleine mit. Sie stellte sich vor, Leonards Hände gehörten einem hübschen Fremden. Genau zweimal verirrten sie sich an die Seiten ihrer Brüste, als wollten sie Grenzen austesten. Madeleine dachte, Leonard würde eventuell weitergehen. Sie dachte, er würde irgendwann zu ihr in die Badewanne steigen, aber er verschwand und kam mit ihrem Bademantel wieder. Er wickelte sie hinein, führte sie zu dem Sessel, bettete ihre Füße hoch, legte ihr ein warmes Handtuch aufs Gesicht und massierte sie – so kam es ihr vor – eine Stunde lang (aber vermutlich waren es nur zwanzig Minuten). Er fing bei ihren Schultern an, bewegte sich hinunter zu ihren Füßen und Waden, ihre Oberschenkel hinauf, hielt kurz vor ihrem Du-weißt-schon-was an und machte mit ihren Armen weiter. Schließlich schob er ihren Bademantel auf, und jetzt, fester drückend, als übernähme er das Kommando, verteilte er Körperlotion auf ihrem Bauch und ihrer Brust.
Das Tuch lag noch immer über ihren Augen, als Leonard sie aus dem Sessel aufs Bett trug. In diesem Moment fühlte Madeleine sich gänzlich sauber und begehrenswert. Die Körperlotion roch nach Aprikosen. Als Leonard,
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