Die Liebeshandlung
jetzt selbstnackt, den Gürtel ihres Bademantels löste, als er langsam in sie eindrang, war er er selbst und nicht er selbst. Er war ein Fremder, der Besitz von ihr ergriff, und zugleich ihr vertrauter, sicherer Freund.
Sie fürchtete sich davor, Leonard nach seiner geheimen Phantasie zu fragen. Aber aus Gegenseitigkeitsgründen fragte sie ihn einen Tag später oder so dann doch. Leonards Phantasie war das Gegenteil von ihrer. Er wollte ein schlafendes Mädchen, ein Dornröschen. Er wollte, dass sie so tat, als schliefe sie, wenn er ins Zimmer schlich und ins Bett stieg. Er wollte, dass sie schlaff und bettwarm war, während er ihre Nachtkleidung auszog, und dass sie erst ganz zu sich kam, wenn er in ihr war, und an dem Punkt war er dann so erregt, dass ihm egal war, was sie tat.
«Das war ja leicht», sagte sie danach.
«Du bist glimpflich davongekommen. Es hätte so eine Sklave-Herr-Kiste sein können.»
«Stimmt.»
«Es hätte was mit Klistieren sein können.»
«Schluss!»
Der Entdeckergeist, der jetzt in ihrem Schlafzimmer herrschte, hatte eine starke Wirkung auf Madeleine. Er brachte sie wenig später dazu, Leonard eines Nachts, als er das Friseur-Szenario wiederholen wollte, zu gestehen, dass verhätschelt zu werden nicht ihre geheimste Phantasie war. Ihre
aller
geheimste Phantasie war etwas, was sie noch nie jemandem gesagt hatte und sich kaum selbst eingestehen konnte. Sie sah so aus: Jedes Mal, wenn Madeleine masturbierte (schon das war schwer zuzugeben), stellte sie sich selbst als kleines Mädchen vor, dem der Hintern versohlt wurde. Sie wusste nicht, weshalb. Sie hatte keine Erinnerung daran, als Kind übers Knie gelegt worden zu sein. Ihre Elternhatten auf Schläge nichts gegeben. Und es war eigentlich gar keine richtige Phantasie; das heißt, sie wollte nicht, dass Leonard sie versohlte. Aber aus irgendeinem Grund hatte diese Vorstellung ihr immer zu einem Orgasmus verholfen, wenn sie sich selbst berührte.
Nun war es heraus: das Peinlichste, was sie einem anderen sagen konnte. Etwas Sonderbares über sich, das sie verunsicherte, wenn sie länger darüber nachdachte, weshalb sie das nicht tat. Sie hatte keine Kontrolle darüber, fühlte sich aber trotzdem schuldig.
Leonard sah das anders. Er wusste, was er mit diesem Wissen anzufangen hatte. Zunächst ging er in die Küche und goss Madeleine ein großes Glas Wein ein. Das ließ er sie trinken. Dann zog er sie aus, drehte sie auf den Bauch und hatte Sex mit ihr. Dabei schlug er sie auf den Hintern, und es gefiel ihr kein bisschen. Immer wieder sagte sie, er solle aufhören. Sie möge es nicht. Es sei einfach etwas, woran sie manchmal
denke,
aber sie wolle nicht, dass es wirklich geschehe. Aufhören! Sofort! Aber Leonard hörte nicht auf. Er machte weiter. Hielt Madeleine fest und versohlte sie weiter. Er steckte seine Finger in sie hinein und versohlte sie noch mehr. Jetzt wurde sie wütend auf ihn. Sie versuchte sich zu entwinden. Und genau da geschah es. Etwas in ihr brach auf. Madeleine vergaß, wer sie war und was sich gehörte. Sie fing einfach an zu stöhnen, ihr Gesicht ins Kissen gedrückt, und als sie schließlich kam, kam sie heftiger denn je, und sie schrie auf, und noch minutenlang durchzuckten sie Krämpfe.
Sie ließ es ihn nicht wieder tun. Es wurde keine Gewohnheit daraus. Jedes Mal, wenn sie später daran dachte, lief sie vor Scham blutrot an. Doch war die Möglichkeit, es wieder zu tun, fortan immer da. Die Erwartung, Leonard würde aufdiese Art und Weise die Führung übernehmen, würde nicht auf sie hören und einfach tun, was
er
wollte, und sie somit zwingen zuzugeben, was
sie
wirklich wollte – das stand nun zwischen ihnen.
Danach kehrten sie zum normalen Sex zurück, der nach ihren Eskapaden sogar noch besser geworden war. Sie trieben es mehrmals am Tag, in jedem Zimmer des Apartments (Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche). Sie trieben es im Saab bei laufendem Motor. Guter, alter, ehrlicher Sex ohne Extras, wie vom Schöpfer gewollt. Leonards Pfunde schmolzen dahin, er wurde wieder schlank und hatte so viel Energie, dass er zwei Stunden am Stück im Studio trainierte. Seine neuen Muskeln gefielen Madeleine. Und das war noch nicht alles. Eines Nachts drückte sie ihren Mund an Leonards Ohr und flüsterte, als wäre das etwas Neues: «Du bist so
groß
!» Und es stimmte. Mr. Gumby gab es schon lange nicht mehr. Leonard füllte Madeleine mit seinem Kaliber in einer Weise aus, die nicht nur befriedigend, sondern
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