Die Liebeshandlung
Graduierung.»
Im ersten Moment dachte Madeleine, Alton meine, sie sprächen gerade über ihre Zukunft. Aber dann wurde ihr klar, dass es nur um die Logistik ging.
«Wir haben April», sagte sie. «Die Graduierung ist erst im Juni.»
«Nach meiner Erfahrung sind die Hotels in Collegestädten Monate im Voraus ausgebucht. Deshalb müssen wir entscheiden, wie wir’s machen wollen. Also, hier sind die Optionen. Hörst du zu?»
«Ja», sagte Madeleine und begann im selben Moment abzuschalten. Sie tunkte den Löffel wieder in die Erdnussbutter und führte ihn zum Mund, leckte ihn diesmal aber nur ab.
Im Hörer sagte Altons Stimme: «Option Nummer eins: Deine Mutter und ich kommen am Abend vor der Graduierung, bleiben in einem Hotel und sehen dich nach der Zeremonie zum Abendessen. Option Nummer zwei: Wir kommen am Morgen der Graduierung, frühstücken mit dir und fahren nach der Zeremonie wieder. So oder so wäre es für uns in Ordnung. Du entscheidest. Aber lass mich erst die Pros und Kontras der beiden Vorschläge erläutern.»
Madeleine wollte gerade antworten, als Phyllida sich von einem Nebenanschluss aus meldete.
«Hallo, Liebes. Ich hoffe, wir haben dich nicht geweckt.»
«Wir haben sie nicht geweckt», bellte Alton. «Im College ist elf Uhr doch gar keine Zeit. Vor allem nicht an einem Freitagabend. Genau, was machst du an einem Freitagabend überhaupt
zu Hause
? Hast du ’nen Pickel im Gesicht?»
Madeleine überging das. «Hallo, Mummy», sagte sie.
«Maddy, Schätzchen, wir machen gerade dein Zimmer neu, da wollte ich dich fragen –»
«Ihr macht mein Zimmer neu?»
«Ja, ein bisschen Auffrischen ist dringend nötig. Ich –»
«
Mein
Zimmer?»
«Ja. Ich dachte an einen neuen Teppichboden in Grün. Ein
schönes
Grün, weißt du?»
«Nein!», schrie Madeleine.
«Maddy, wir haben dein Zimmer jetzt vier Jahre so gelassen – man glaubt ja, es wäre ein Heiligtum! Ich möchte es gelegentlich als Gästezimmer nutzen können, schon wegen des separaten Bades. Du kannst es trotzdem haben, wenn du zu Hause bist, keine Sorge. Es wird immer dein Zimmer bleiben.»
«Und meine Tapete?»
«Die ist alt. Sie blättert ab.»
«Du darfst meine Tapete nicht auswechseln!»
«Oh, schon gut. Dann lasse ich die Tapete eben. Aber der Teppichboden –»
«Entschuldigt», sagte Alton kategorisch. «Dieser Anruf gilt der Graduierung. Phyl, du pfuschst mir in meine Agenda. Das mit der Renovierung könnt ihr zwei ein andermal klären. Jetzt, Maddy, sind die Pros und Kontras dran. Als dein Cousin seine Abschlussfeier am Williams College hatte, sind wir alle
nach
der Zeremonie zum Abendessen geblieben. Und du wirst dich wohl daran erinnern, dass Doats die ganze Zeit herumgemosert hat, er verpasse sämtliche Partys – und dann mitten beim Essen weggegangen ist. Also, deine Mutter und ich wollen gerne die Nacht – oder zwei Nächte – bleiben, sofern wir dich auch zu sehen bekommen. Aber wenn du andere Sachen vorhast, ist die Frühstücks-Option vielleicht sinnvoller.»
«Die Graduierung ist doch erst in zwei Monaten. Ich habe keine Ahnung, was dann ansteht.»
«Das habe ich deinem Vater auch gesagt», warf Phyllida ein.
Madeleine wurde sich plötzlich bewusst, dass sie die Leitung besetzt hielt.
«Ich überleg’s mir», sagte sie abrupt. «Jetzt muss ich Schluss machen. Ich bin am Lernen.»
«Falls wir über Nacht bleiben», wiederholte Alton, «möchte ich bald etwas reservieren.»
«Ruf mich ein andermal an. Ich überleg es mir. Du kannst mich Sonntag anrufen.»
Alton sagte noch etwas, als sie schon auflegte, sodass sie, als es zwanzig Sekunden später wieder klingelte, den Hörer abnahm und rief: «Hör auf, Daddy. Wir müssen das nicht heute Abend entscheiden.»
Es war still in der Leitung. Dann sagte eine Männerstimme: «Du brauchst mich nicht Daddy zu nennen.»
«Mein Gott! Leonard? Entschuldige! Ich dachte, du wärst mein Vater. Er rastet jetzt schon wegen Plänen für die Abschlussfeier aus.»
«Ich hatte auch eben einen kleinen Ausraster.»
«Warum?»
«Wegen des Anrufs bei dir.»
Das war gut. Madeleine strich sich mit einem Finger über die Unterlippe. Sie sagte: «Hast du dich beruhigt, oder willst du später noch mal anrufen?»
«Ich liege hier jetzt ganz bequem, danke.»
Madeleine wartete auf mehr. Es kam nichts. «Rufst du aus einem bestimmten Grund an?», fragte sie.
«Ja. Dieser Fellini-Film? Ich hatte gehofft, du würdest vielleicht … wenn du nicht zu … ich weiß,
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