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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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Erwartungen erfüllen und schon gar nicht seine Matilda ersetzen können. Was hatte er letztens noch zu Hugh gesagt, als sich ihr Gespräch um eine neue Ehefrau drehte? Wie sollte die sein? Formbar? Gefügig? Eine würdige Burgherrin …?
    Andererseits … Er schwang das inzwischen geschliffene Messer, um die frisch am Fluss geschnittenen Schilfrohre auf Länge zu kappen. Dabei versuchte er angestrengt, sich diese Frau einmal genau vorzustellen, scheiterte allerdings kläglich. Und er musste zugeben, dass es ihm zunehmend schwerfiel, sich an Matilda zu erinnern. Vor sich sah er höchstens noch das blutjunge Mädchen mit der zierlichen Gestalt und dem ovalen, sanften Gesicht mit den hellblauen Augen. Stattdessen, verflucht noch eins, schob sich vor das Bild seiner Erinnerung immer wieder das der hitzköpfigen Longspey-Erbin mit ihrer scharfen Zunge, den feurigen grünen Augen, dem leuchtend rotbraunen Haar und dem unbeugsamen Willen. Kein Wunder, dass so eine noch ledig war. Mit der wollte sich niemand herumschlagen – höchstens Ralph de Morgan, und das auch nur, weil ihn die drei Grenzfestungen lockten.
    Du könntest sie selbst heiraten …
    Hol es der Henker, aber Hughs Idee ging ihm nicht aus dem Schädel. Missmutig verzog er das Gesicht. Je eher das Mädchen die Burg verließ, desto besser!
    Die Frage war nur: Wo sollte sie hin? Ach, das war doch nicht seine Sorge! Wieso sollte ausgerechnet er sie aus dem selbst verursachten Schlamassel retten? Ein Verbleib auf Clifford war ausgeschlossen; alles andere kümmerte ihn nicht. Sollte sie doch diesen Ralph de Morgan heiraten, dann hätte er endlich seine Ruhe!
    Oder? Heiliger Strohsack, wieso konnte er nicht aufhören an sie zu denken?
    Bestürzt über seine Anwandlungen, erteilte Gervase seinen Männern letzte Anweisungen und beschloss, stattdessen lieber nachzusehen, wie weit der Abbau des Misthaufens gediehen war. Der übel riechende Haufen sollte entfernt und so weit wie möglich von den Wohnquartieren neu aufgeschichtet werden. Eine undankbare Arbeit, weiß Gott, doch kam man bei dem abscheulichen Gestank wenigstens auf andere Gedanken und schlug sich nicht dauernd mit dem Schicksal eines Mädchens mit rotbraunem Haar und smaragdgrünen Augen herum. Gewiss, er war ihr in keiner Weise verpflichtet. Umso merkwürdiger, dass sich ihretwegen stets sein Gewissen regte – und nicht nur das …
    Bei Tagesanbruch wurde Rosamund von seltsamen Lauten geweckt. Sie stammten von ihrer Mutter, die hastig aus dem Bett stieg und hinter der Tür des in die dicke Außenmauer eingelassenen Abtritts verschwand. Kurz darauf war ein jämmerliches Würgen zu hören. Sofort schlug Rosamund die Decken beiseite und eilte Petronilla nach, in der Hand einen feuchten Lappen, um der Ärmsten, die sich weiter aufs Erbärmlichste erbrach, die Stirn abzutupfen. Als die Übelkeit endlich nachließ, half Rosamund ihrer Mutter ins Bett zurück, besorgt über dieses plötzliche Unwohlsein.
    „Was ist mit dir?“ Ohne sich ihre Befürchtungen anmerken zu lassen, überprüfte sie Petronillas Handgelenke und Arme auf Zeichen möglichen Ausschlags und wischte ihr das schweißfeuchte Haar aus dem kreidebleichen Gesicht. „Hast du Schmerzen?“
    Stöhnend sank die Kranke in die Kissen, schloss die Augen und wehrte Rosamunds Hand ab. „Nein, bloß …“ Sie schluckte heftig. „Hol mir doch bitte eine Schüssel. Es war mir schon gestern Abend nicht gut. Nach dem gesottenen Hammel.“
    „Den habe ich nicht angerührt.“
    „Sehr gescheit …“ Petronilla benutzte geschickt die dargereichte Schüssel und lehnte sich dann wieder erschöpft und außer Atem gegen die Kissen. Ihre Haut war grau und klamm von Schweiß.
    Obwohl von würgender Angst gepackt, blieb Rosamund äußerlich die Ruhe selbst. Es brachte ja nichts, wie ein frisch geköpftes Suppenhuhn im Kreise herumzuflattern. Sie brauchten Hilfe. Ihre eigenen Kenntnisse auf dem Gebiet von Salben und Heilkräutern waren begrenzt und würden ihnen nicht von Nutzen sein. Nach kurzer Befragung von Petronillas Zofe schickte sie einen Knecht ins Dorf. Der sollte eine gewisse Mistress Kempe holen, eine stämmige Witwe, ihres Zeichens Wirtin der Dorfschänke und weithin als kundige, tüchtige Heilerin bekannt.
    Mistress Kempe traf kurz darauf ein und übernahm mit ihrer imposanten Gestalt sogleich das Regiment in der Kammer, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt. Mit geübtem Griff langte sie in den mitgebrachten Beutel, kramte allerlei

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