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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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eingesetzt.
    Verstehe einer die Weibsleute!
    Was aber, wenn er ihr die Ehe anböte? Und zwar zu seinen Bedingungen? Nicht ausgeschlossen, dass sie darauf einging!
    Von Natur aus ein Mensch, der nicht lange fackelte, beschloss Gervase, den Stier bei den Hörnern zu packen. Den ganzen Vormittag stand Rosamund schon auf dem Wehrgang und blickte hinüber zu dem holperigen Feldweg, der nach Ludlow führte. Da war die Gelegenheit günstig. Gervase kletterte die offene Treppe hinauf und lief auf sie zu, wobei er sich das Sägemehl von Kleidung und aus den Haaren wischte.
    „Lady …“
    Sie hatte ihn wohl nicht bemerkt. Erschrocken drehte sie sich um, die Lippen geöffnet, die Augen aufgerissen – fast bang, hätte man meinen können. „Ach, Ihr seid es …“
    „Den ganzen Morgen beobachtet Ihr schon die Straße. Wartet Ihr etwa auf Ralph? Oder auf Eure Brüder? Dass die kommen und Euch meinen Klauen entreißen?“
    Verlegen wandte sie den Blick ab, sodass er seine Bemerkung schon bereute.
    „Nein, Mylord.“
    Ohne zu zögern, fiel er gleich mit der Tür ins Haus. „Ich wollte Euch einen Vorschlag machen, Lady.“
    Sie blickte ihn an, die wunderschönen Brauen hoheitsvoll gehoben. Um sie ein wenig zu foppen – aber auch weil es ihm gefiel –, nahm er ihre Hand von der Brüstung und führte sie an seine Lippen, was auf ihre blasse Haut ein zartes Rot zauberte. Ihm war, als wolle sie ihm die Hand wieder entziehen, doch er ließ nicht los und umschloss ihre schlanken Finger nur noch fester. „Habt Ihr eigentlich schon mal darüber nachgedacht, dass wir unsere Meinungsverschiedenheiten ohne Schwierigkeiten beilegen könnten?“
    Für einen Wimpernschlag senkte sie den Blick zu Boden. „Ich wüsste nicht, wie, Mylord. Es sei denn, Ihr räumt die Burg!“
    „Wir könnten heiraten.“ So, nun war es heraus, kurz und bündig. Hatte er es wirklich so lieblos ausdrücken wollen? Sie blieb stumm. Er merkte, wie sie erstarrte, wie ihre Finger sich verkrampften. „Ihr braucht einen Gemahl, einen, der Euch vor der drohenden Heirat mit de Morgan bewahrt“, fuhr er unbeirrt fort. „Ich hingegen habe kein Eheweib, brauche aber eine Burgherrin. Damit wäre dann auch endlich die Frage geklärt, wem Clifford denn nun gehört.“
    Wahrscheinlich, so sein Eindruck, lag es an der Überraschung, dass ihr die Röte schlagartig wieder aus den Wangen wich. Ein Schatten breitete sich auf ihren Zügen aus, als bedrücke sie etwas. Vielleicht glaubte sie ihm schlichtweg nicht. In diesem Moment lag ihm jedoch sehr daran, dass sie es tat. Er kehrte ihre Handfläche nach oben und küsste sanft die weiche Haut ihres Handgelenks. Wie zart sie war! Welch ein Gegensatz zu ihrer so forschen Art! Als er den Kopf hob, ballte sie die Hand zur Faust.
    „Wollt Ihr mich heiraten, Rosamund de Longspey?“, fragte er nochmals, ohne das Warnzeichen zu beachten.
    „Heiraten?“, stieß sie mühsam beherrscht hervor. „Euch?“
    „Dann wären wir, was die Burg anbetrifft, zufrieden.“
    „Nein.“
    Er hatte sich mehr erhofft. „Vielleicht denkt Ihr mal über die Vorteile nach, ehe Ihr mein Angebot so kurzerhand ablehnt.“
    „Nein!“
    Sie wollte noch etwas hinzufügen, aber auf einmal drang von Ferne dumpfer Hufschlag zu ihnen herüber. Im selben Moment hörten sie auch schon die Stimme des Wachpostens vom Torhaus. „Bewaffnetes Kommando im Anmarsch! Aus Richtung Norden!“
    Ein kleiner, offenbar bestens geschulter Trupp näherte sich in Reih und Glied – schimmernde Pferdeleiber, blitzblanke Waffen, flatternde Wimpel in Rot und Gold. Besonders die Farben weckten Gervases Aufmerksamkeit. War das etwa …? Erstaunt blickte er Rosamund an. Wie angewurzelt stand sie da, zwar ebenso gebannt wie er, aber mit leuchtenden Augen. Ja, Sapperlot … Der Reitertrupp hielt an, der Anführer stemmte sich in den Steigbügeln hoch. „Im Namen des Königs!“, brüllte er zum Torhaus hinüber. „Tor auf! Das ist ein Befehl!“
    Tief Luft holend und mit einem flauen Gefühl in der Magengegend, hob Gervase den Arm und bedeutete Sir Thomas, er möge der Aufforderung Folge leisten. „Wir setzen unser Gespräch später fort, Lady“, knurrte er missvergnügt und kletterte nach unten, um die Ankömmlinge zu begrüßen.
    Vom Palas her schloss sich Hugh de Mortimer an, anscheinend ebenso neugierig wie Gervase. „Sieh einer an“, brummte der alte Kämpe nachdenklich, als Rosse und Reiter unter lautem Geklapper in den Burghof einrückten. „Sir Jasper Griffith in

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