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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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erwiderte sie ihrer inneren Stimme laut und nachdrücklich. „Was soll daran ehrlos sein? Wenn ich mich den Fängen eines Ralph de Morgan entziehen will, dann muss ich die mir zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen. Was bleibt mir denn anderes übrig? Ich kann mich ja nicht darauf verlassen, dass Fitz Osbern Wort hält. Woher soll ich wissen, wie seine Zukunftspläne aussehen?“
    Rundum zufrieden mit den aufgesetzten Zeilen, rief sie am nächsten Morgen den Burgwehrhauptmann zu sich. „Sir Thomas“, erklärte sie, „Ich benötige einen Boten, der ein Schreiben zu meinem Bruder in Salisbury befördert.“ Sie wollte ihm die Wahrheit nicht sagen, womöglich rannte er schnurstracks zu Fitz Osbern.
    „Selbstverständlich, Mylady“ erwiderte Sir Thomas, für ihren Geschmack etwas zu behäbig. „Aber zuerst muss ich die Erlaubnis von Lord Fitz Osbern einholen.“
    „Sir Thomas. Ihr seid nicht der Burgwehrführer von Lord Fitz Osbern, sondern meiner!“
    „Theoretisch ja, Mylady. Praktisch unterstehe ich Seiner Lordschaft direkt.“
    Diese schon fast erwartete Anmaßung trieb Rosamund die Zornesröte ins Gesicht, ließ sie ihr Ziel aber nur umso entschlossener verfolgen. Sie konnte auch anders. Ein Wörtchen mit ihrem Verwalter, ein sattelfester Knecht, ein Beutel mit klingenden Münzen – und schon war der Brief unterwegs, ging es im leichten Galopp die Straße hinunter.
    Allerdings nicht nach Salisbury. Sondern Richtung Ludlow.
    Ganz und gar kein Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben!, versicherte sie sich, während Ross und Reiter in der Ferne verschwanden. Keineswegs. Was mochte es für Fitz Osbern wohl wirklich bedeuten, Clifford Castle zu verlieren? Sie ließ die Schultern zucken, als wolle sie eine lästige Bürde abwerfen. Hätte sie nur gewusst, wieso der Mann sich dermaßen hartnäckig an ein winziges Grenzkartell klammerte!

8. KAPITEL
    „Heilige Muttergottes! Unmöglich, das Weib!“
    Verärgert wetterte Fitz Osbern halblaut vor sich hin. Was suchte das Frauenzimmer eigentlich noch auf Clifford? Drei Kreuze würde er machen, wenn er Rosamund nicht mehr zu sehen brauchte. Düster blickte er hinaus in den Burghof. In Wirklichkeit wartete er geradezu auf eine Gelegenheit, sie noch einmal zu küssen. Mehr noch!, gestand er sich ein. Am liebsten würde er sie in seine Schlafkammer verschleppen und ihr die Kleider vom Leibe reißen. Bei der Gelegenheit fiel ihm wieder ein, dass er genau das ja beinahe gemacht hätte – allerdings bewaffnet mit einem Messer und ziemlich ungeschickt dazu.
    „Zum Teufel mit dieser Sirene!“
    Er verdrängte seine Wut auf diese Frau, die ihm auf Schritt und Tritt Knüppel zwischen die Beine warf, und packte stattdessen lieber bei seinen Männern mit an, die mittlerweile dabei waren, die morschen Palisaden zu ersetzen. Solange weitere Steinladungen zum Bau einer äußeren Ringmauer ausblieben, musste man sich damit begnügen, die umgekippten Pfosten durch neue auszutauschen. Das war auch dringend notwendig, denn Gerüchte über groß angelegte Überfälle der Waliser machten die Runde. Gewiss, die Arbeit ging ihm gut von der Hand, nur verhinderte sie leider nicht, dass ihm auch weiterhin Rosamund de Longspey im Kopf herumspukte. Gleich, was er tat, dauernd musste er an sie denken. Seit dem beinahe tödlich verlaufenen Überfall machte sie einen Bogen um ihn. Dummerweise ging sie ihm aber trotzdem nicht aus dem Sinn.
    Warum er sie damals, nach der Geschichte mit der toten Katze im Brunnen, überhaupt geküsst hatte, war ihm ein Rätsel. Sicher, das war nicht geplant gewesen, sondern ganz plötzlich über ihn gekommen. Aus lauter Zorn, weil sie ihn herausgefordert hatte. Gift und Galle hatte sie da gespuckt und ihm wer weiß was an den Kopf geworfen, die grünen Augen blitzend … Ein rascher Kuss, mehr hatte er gar nicht vorgehabt; er hatte einfach nicht widerstehen können, einmal von ihren Lippen zu kosten. Sie war ja von viel zu hohem Stand, als dass sie sich auf ein Techtelmechtel einlassen würde, zumal mit einem, mit dem sie gar nicht verheiratet war. Und er selbst, jawohl, er war viel zu anständig, um so ein Abenteuer überhaupt zu erwägen, auch wenn ihr Gesicht und ihr Figürchen wohl keinen richtigen Mann kaltließen. Im Übrigen entsprach sie ohnehin nicht seinen Vorstellungen. Sie war kein Vergleich zu Matilda.
    Er hielt inne, den Holzpfosten noch in der Hand. Und so eine sollte er ehelichen, wie Hugh es ihm geraten hatte? Pah! Seine Ruhe wollte er haben,

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