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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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einging, als er noch Herzog der Normandie war. Immerhin war sie um einiges älter als er, aber sie hatte sein Herz erobert und war durch Eheschließung Königin von England geworden. Empfahl es sich da nicht, ihren Rat zu beherzigen?
    Als könne sie Rosamunds Gedanken lesen, hob die Königin die juwelengeschmückten Hände, die Handflächen nach vorn. „Wenn Ihr es wünscht, helfe ich Euch gern. Will sie das Glück zu fassen kriegen, kommt eine junge Frau von Stand bisweilen nicht umhin, ihre jungmädchenhaften Hemmungen sowie ihre Standesprinzipien abzulegen.“ Entschuldigend lächelte sie Petronilla zu, denn die hatte ja unermüdlich, wenn auch nicht immer erfolgreich versucht, ihrer Tochter genau diese Grundsätze adeliger Lebensweise beizubringen. „Tut sie es nicht, sei es aus Furcht vor gesellschaftlicher Ächtung oder vor übler Nachrede, könnte es sein, dass einer jungen Adeligen ein einsames Leben beschieden ist. Eine Leben ohne Liebe, bis der Tod sie ereilt und sie aller Träume beraubt.“
    „Und, Hoheit?“ Wie gebannt hing Rosamund an den Lippen der Königin. „Was soll ich also Ihrer Meinung nach tun?“
    „Etwas ganz Einfaches. Eine Frau sollte sowohl ihren Verstand als auch ihren Leib einsetzen, um den Mann, den sie auserkoren hat, für sich zu gewinnen. Auch wenn es ein Sturkopf namens Gervase Fitz Osbern ist“, fügte sie augenzwinkernd hinzu. Ihr Lachen erfüllte die Kammer mit Wärme.
    „Aber ich weiß doch gar nicht, ob ich ihn auserkoren habe.“ Verwirrt senkte Rosamund den Blick auf ihre im Schoß verschränkten Finger.
    „Doch, Rose. Ich weiß es.“
    Während die Königin sich ein wenig später ermüdet zurückzog, um vor dem Beginn der Rechtssitzung noch etwas zu ruhen, zerbrach Rosamund sich den Kopf über den königlichen Ratschlag. Konnte sie ihn überhaupt annehmen? Selbst wenn sie Gervase Fitz Osbern in ihr Herz geschlossen hätte? Selbstverständlich war dem nicht so, denn sie setzte ja alle Hebel in Bewegung, um ihn loszuwerden!
    „Ich als Mutter müsste dir eigentlich dringend empfehlen, dir solche Ratschläge gar nicht erst anzuhören“, stellte Petronilla fest, offenbar noch unter dem Eindruck des hochherrschaftlichen Besuches.
    „Du selbst machst das natürlich auch nicht, richtig?“
    „Na ja …“
    An der Fensterbrüstung stehend, schauten Mutter und Tochter gleichzeitig nach draußen über den Hof. Dort spazierten die drei Männer umher, immer noch eingehend ins Gespräch vertieft.
    „Das heißt also, dass du deine weiblichen Reize nicht bei Lord Hugh einsetzt?“
    „Ich darf doch sehr bitten!“
    Rosamund ließ den Blick kurz auf dem breitschultrigen jungen König verweilen, ehe sie ihr Augenmerk schnell wieder auf den dunkleren, größeren Mann neben ihm richtete. Erneut meldete sich jenes vertraute Kribbeln in der Magengegend.
    „Empfindet Ihr denn nichts für Gervase Fitz Osbern?“, hatte Eleanor vorhin noch gefragt. „Kein bisschen Zuneigung? Fühlt Ihr Euch nicht zu ihm hingezogen?“
    Zuneigung? Das war, ehrlich gesagt, ein viel zu milder Ausdruck für die Gefühle, die in ihr tobten. Nur: Wollte sie wirklich so weit gehen, der Königin ihr Herz auszuschütten? Obwohl sie selbst nicht sicher war, wie es um ihr Herz bestellt war? Zwischen uns herrscht eine überwältigende Anziehungskraft, das lässt sich gar nicht leugnen. Ich kann ihm nicht widerstehen und er mir ebenso wenig. Ich wusste es von dem Augenblick an, als wir uns wiederbegegneten. In diesem Moment konnte Rosamund an nichts anderes mehr denken als an den machtvollen Zauber ihrer Begegnung auf dem Burghof von Clifford, als er sie an sich gezogen und vor dem zurückrollenden Karren bewahrt hatte. Auch all die anderen Gelegenheiten fielen ihr ein, bei denen sie sich nahegekommen waren …
    „Zuneigung nicht“, hatte sie schließlich erwidert. „Aber …“
    „Findet er denn Gefallen an Euch?“
    Die Frage war leicht zu beantworten. „Ich glaube, er verabscheut mich.“
    „Das wage ich zu bezweifeln.“ Auf dem Weg zu ihrem Quartier, das inzwischen für sie vorbereitet worden war, hatte Eleanor ihrer Gastgeberin die Hand auf den Arm gelegt. „Alsdann vielleicht noch einen letzten Rat von einer erfahrenen Frau. Lasst ihn gewähren, lasst ihm das Sagen. Oder tut zumindest so, als gebe er den Ton an. Wenn es darauf ankommt, wickelt eine kluge Frau jeden Mann um den Finger. Da braucht sie nur zu lächeln und ihn ein wenig zu umgarnen. Dahinter aber verbirgt sich ein unbeugsamer Wille. Mir

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