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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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dem Fass den Boden aus! „Ihr habt mich in dem Glauben gelassen, Ihr wärt ein Strauchdieb. Einer von dem Gesindel, das die Grenzmarken unsicher macht!“
    „Wenn ich mich recht erinnere, habt Ihr mich nur zu gern als solchen bezeichnet“, erwiderte er, ohne eine Miene zu verziehen. „Auch ohne mein Zutun! Gleich bei unserer ersten Begegnung habt Ihr damit begonnen.“
    „Ja, weil Ihr mich so despektierlich behandelt habt!“
    „Und falls ich mich weiterhin nicht täusche, hattet Ihr auch gegen einen Kuss nichts einzuwenden – wenn Ihr das meint, wenn Ihr von einer despektierlichen Behandlung sprecht. Gelegentlich konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Ihr Euch manches recht gern gefallen ließet.“
    Rosamund merkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Seine Bemerkung konnte sie wohl kaum abstreiten, oder? Sei es drum – sie würde schon dafür sorgen, dass dieser unverschämte Kerl seine Missetaten gestand! „Inzwischen hat mir die Königin so einiges über Euch verraten. Ihr seid gar kein Wegelagerer und Freibeuter und auch kein Söldner, der sich bei einem Kriegsherrn verdingen muss. Eure Familie landete seinerzeit mit Wilhelm dem Eroberer …“
    Er hob die Brauen. „Hab ich doch gesagt! Ich kann nichts dafür, dass Ihr mir das nicht glauben wolltet.“
    „Ihr habt Euch benommen wie ein flegelhafter Waldschrat! Als hättet Ihr noch nie etwas von Manieren und Höflichkeit gehört! Oder von Körperpflege und sauberer Kleidung! Alles nur Maskerade, wie ich mittlerweile von Ihrer königlichen Hoheit erfahren habe. Eure Familie erhielt Grund und Boden zur Belohnung, riesige Ländereien in Anjou. Als Lord of Monmouth seid Ihr auf Du und Du mit dem König, Ihr ekelhafter Lügner! Lady Maude, Eure Mutter, ist gesund und munter und verwaltet während Eurer Abwesenheit Eure Besitztümer in Monmouth. In den Erbfolgekriegen, als Stephen den König stürzen wollte, habt Ihr auf Seiten von Henry gekämpft und Euch einen Namen als Stratege gemacht. Ihr habt noch eine jüngere Schwester, die Ihr von Herzen liebt …“ Sie musste innehalten, um Luft zu schöpfen. „Ihr habt ein grausames Spiel mit mir gespielt.“
    „Stimmt.“
    Sein dreistes, schamloses Geständnis verschlug ihr die Sprache.
    „Ich wollte, dass Ihr Eure Ehre gefährdet wähnt. Ich sah keine andere Möglichkeit, Euch zu veranlassen, aus freien Stücken abzureisen.“
    „Ja, hättet Ihr mich denn entehrt?“
    Er machte eine winzige Pause. „Nein, Rosamund. Nie. Wie könnt Ihr so etwas denken? Auch wenn Ihr mir in den Rücken gefallen seid – ich meinerseits halte Euch in allen Ehren.“
    Schlagartig so bleich, wie sie vorher rot gewesen war, rang Rosamund nach einer Entgegnung. Welch bittere Wunde! Der Schimmer in seinen Augen indes erwärmte ihr Herz. Sie hätte geantwortet, doch der König wurde nun ungeduldig und eröffnete die eilig anberaumte Gerichtsverhandlung. Daher musste sie ihre Gedanken ordnen und sich zu dem für sie bestimmten Sitz begeben. Mit Mühe nur riss sie ihren Blick von Gervase los. Wie trog doch oft der Schein! Und Worte waren Schall und Rauch.
    Sie folgte der Königin und nahm ihren Platz an der Ehrentafel ein. Den Lord of Monmouth keines Blickes mehr würdigend, richtete sie ihr Augenmerk voll auf den König und hoffte dabei, dass es Gervase auch auffiel. Henry thronte bereits in der Mitte der Sitzreihe, und Eleanor ließ sich zu seiner Rechten nieder. Rosamund beobachtete das Königspaar. Trotz seiner Rastlosigkeit war zu erkennen, dass der König seine Gemahlin offenbar sehr gern hatte. Als sie sich näherte, erhob er sich und bot ihr den Platz an. Wenn er sie anschaute, lächelte er.
    Für Rosamund war ein Schemel am äußeren Ende der Tafel vorgesehen, Petronilla gleich daneben. Lord Hugh gesellte sich zum Lord of Monmouth, der am anderen Ende saß, so weit wie möglich von Rosamund entfernt. Wie zwei Gegenspieler!, so ging es ihr leidenschaftslos durch den Kopf. Wie zwei Kontrahenten, die jeden Moment aufeinander losgehen könnten. Und alles hing von den Launen jenes Mannes ab, der sich nun zwischen ihnen zum Richter aufschwang.
    Ohne eine lange Eröffnungsrede zu halten, begann Henry sogleich damit, seine Ansicht der Sachlage darzustellen. „So, der Kern des Streitfalls ist, glaube ich, so weit allen Anwesenden bekannt.“ Rosamunds Dokumente über Nachlass und Mitgift lagen vor ihm ausgebreitet auf dem Tisch. Die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt, beugte der König sich vor, überflog die

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