Die Liebeslist
erheiternd fand, verunsicherte Rosamund zwar, doch sie ließ sich nicht aus der Fassung bringen. „Ich nehme keinen arroganten, jähzornigen Flegel zum Mann.“
Die vollendet geformten Lippen der Königin zuckten. „So einen würde ich auch nicht wollen. Doch gemach, Rose … ich darf Euch so nennen? Schön.“ Ohne eine Erlaubnis abzuwarten, wandte sie sich zum Palas. „Habt Ihr nicht ein gemütliches Plätzchen? Wo es nicht so windig ist? Da könnt Ihr mir alles schildern, bevor mein Gemahl zu Gericht sitzt. Eins müsst Ihr nämlich wissen: Mit rabiaten Mannsbildern kenne ich mich aus. Mit denen ist zwar nicht zu spaßen, aber für eine kluge Frau – wie Ihr eine seid – ist nichts unmöglich. Erzählt einmal, was vorgefallen ist, dass Ihr einem solch beeindruckenden Ritter wie Fitz Osbern eine Abfuhr erteilen musstet!“
So kam es denn, dass Rosamund die Königin in ihre Kemenate bat, freudig erregt und einer Meinung mit dem hohen Gast, was herrschsüchtige und schwierige Männer anbetraf.
„Der Kerl ist ein ungebildeter Rüpel, kleidet sich nicht viel besser als seine Soldaten, zecht und lärmt mit denen bis tief in die Nacht. Es würde mich nicht wundern, wenn er jeden Abend angetrunken ins Bett fällt.“ Das konnte sie zwar nicht mit Sicherheit behaupten, aber es klang so schön abwertend. „Bei dem ohrenbetäubenden Gegröle unten im Burgsaal bekomme ich abends kaum ein Auge zu. Und dann tagsüber der Radau beim Umbau, stundenlang! Staub und Dreck und Gehämmer den ganzen Tag, dass man rasende Kopfschmerzen kriegt.“ Sie konnte ja schwerlich zugeben, dass die Umbauten auf lange Sicht auch zu ihrem Vorteil sein würden, dienten sie doch der Verstärkung der Befestigungsanlagen. „Mein Burgwehrführer – eigentlich in Diensten derer de Longspey wohlgemerkt – untersteht allein Fitz Osbern, und der ruft den Burschen nicht mal zur Ordnung. Und da fragt Ihr mich, wieso ich seinen Heiratsantrag abgewiesen habe?“
Eleanor hatte es sich gemütlich gemacht. Auf weiche Kissen gebettet, bat sie um Nachsicht für ihre ungewöhnliche Mattigkeit. Sie war in anderen Umständen, wie Rosamund und Petronilla nunmehr an der ausgeprägten Leibeswölbung unter dem losen Gewand erkannten. Allerdings war sie außergewöhnlich robust und noch nie im Leben krank gewesen. Nunmehr gab sie einen verständnisvollen Laut von sich, während sie an einem Becher Wasser nippte. „Wahrhaftig, ein richtiges Raubein!“, unterstrich sie.
„Na ja …“ Rosmund schürzte ein wenig die Lippen. „Eins muss ich ihm zugutehalten. Wir hatten Schwierigkeiten mit der Wasserversorgung, und die hat er schnell in den Griff gekriegt.“
„Und der Überfall der Waliser?“, warf Petronilla milde ein, weil die Gelegenheit gerade günstig war. „Mir scheint, auch das sollte man nicht unterschlagen.“
Rosamund wurde rot. „Ach ja, stimmt. Er hat mich vor einer walisischen Räuberbande gerettet. Die hätte mich beinahe entführt.“ Sie setzte die bestürzte Königin rasch ins Bild. „Seitdem hat es keine Übergriffe mehr gegeben. Soweit ich weiß, schickt er täglich Streifen den Fluss hinauf und hinunter.“
„Das spricht natürlich für ihn.“ Eleanor nickte und zeichnete mit dem schlanken Finger das Muster auf ihrem Becher nach. „Könntet Ihr diese Burg eigentlich ohne ihn halten? Das muss man ja auch bedenken.“
„Tja, also …“ Rosamund zog es vor, den Gedanken nicht zu vertiefen. Vermutlich hätte ihr die Antwort auf die Frage nicht sehr gefallen.
„Euer Bruder sagte, Ihr wärt Ralph de Morgan zur Ehe versprochen“, fuhr die Königin stirnrunzelnd fort.
Rosamund seufzte. Ihr Gast war bemerkenswert gut unterrichtet. „Earl Gilbert hätte das gern. Ich lehne diese Verbindung allerdings ab.“
„Sehr vernünftig. Ich möchte Euch einen Rat erteilen! Heiratet Gervase Fitz Osbern, dann braucht Ihr Euch um Ralph nicht mehr zu kümmern.“ Rosamund wollte schon etwas einwenden, aber die Königin hob die Hand. „Fitz Osbern hat eine ganze Menge vorzuweisen. Sicher, in Euren Augen ist er kaum besser als ein einfacher Söldner, doch wenn Ihr mich fragt: Ein Mann der Tat ist allemal vorzuziehen, auch wenn sein Benehmen ein wenig temperamentvoll und forsch ist. Ich glaube, es würde sich lohnen, Fitz Osbern eine Chance zu gewähren.“
Und das sagte eine Frau, die mit dem König von Frankreich verheiratet worden war, diesen abwies, eine skandalträchtige Scheidung überstand und mit Henry Plantagenet eine Verbindung
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