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Die Liebeslotterie

Die Liebeslotterie

Titel: Die Liebeslotterie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Nicoll
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der es ihm erlaubte, Agathe ständig den Rücken zuzukehren, bis er endlich die Tür zu seinem Arbeitszimmer erreicht und heftig zugeknallt hatte.
    Vielleicht lag es daran, dass ganz Dot monatelang gespannt wie eine Feder das Taschentuch zerknüllt und darauf gewartet hatte, dass Bürgermeister Krovic endlich «Ich liebe dich» sagen würde. Vielleicht lag es aber auch einfach nur an dem Klumpen Taubendung, der, zweihundert Jahre alt und in Form einer kleinen, steinharten Bombe, aus irgendeinem Grund vom Dach gerutscht und ins Uhrwerk gefallen war. Aus welchem Grund auch immer, die Glocken der Kathedrale waren seit zwei Viertelstunden stumm geblieben. Und ob es nun daran lag, dass die Anspannung des Augenblicks sich gelöst und das erstarrte Uhrwerk freigegeben hatte, oder ob es der massiven Uhrfeder gelungen war, den Dung zu Staub zu zermahlen – als der Pulk von Ingenieuren, die hastig und keuchend die Turmtreppen hochgesprungen waren, weil das Glockenspiel den Dienst versagte, endlich oben angekommen war, konnte keiner von ihnen einen Fehler entdecken. Wenige Minuten, nachdem Bürgermeister Krovic in sein Arbeitszimmergeflüchtet war, schlugen die Glocken meiner Kathedrale elf Uhr, ganz pünktlich. Agathe wischte ein Chrysanthemengesteck beiseite, das sich um die Kaffeekanne gruppiert hatte, griff nach der Packung mit den Ingwerkeksen und ging über die Hintertreppe zu Peter Stavos verglastem Hausmeisterbüro hinunter.
    Nachdem sie Kaffee getrunken und fast die ganze Packung Kekse gegessen hatten, ohne ein Wort zu wechseln, stand Agathe auf und sagte: «Bürgermeister Krovic möchte, dass du die Blumen aus seinem Büro ins Krankenhaus bringst. Bestell ein Taxi. Nein, besser zwei. Mehrere. Da sind ziemlich viele Blumen. Ich gehe jetzt nach Hause. Ich fühle mich nicht gut.»
    Mit einem Klirren fiel die Glastür hinter Agathe zu, und Peter Stavo aß die letzten drei Kekse und murmelte: «Armes Mädchen.»

 
    AGATHE WAR wie jeden Tag an der Grünen Brücke aus der Tram gestiegen und hatte pflichtbewusst am Straßenrand gewartet, bis der Verkehr sich lichtete, aber erst, als der Sicherheitsabstand zur davonzuckelnden Tram groß genug war, erinnerte sie sich an Hektor und die zwei zusätzlichen Haltestellen bis zur Gießereigasse. «Ich wohne nicht hier», sagte sie und stapfte über den verschneiten Gehsteig, an den Drei Kronen vorbei und in Richtung Kanalstraße.
    Agathe war traurig. Nicht einmal die Glut der neuen Liebe konnte etwas daran ändern. Sie erinnerte sich daran, wie er ihr beim Hinausgehen den Rücken zugekehrt hatte. Sie erinnerte sich daran, wie er seine Bürotür zugeworfen hatte, was noch nie zuvor passiert war, und sie wusste, warum. Sie wusste, er hatte seine Tränen vor ihr verborgen, und der Gedanke tat ihr weh. «Ich kann nicht zurück», sagte sie sich. «Wenigstens hat Hektor noch Arbeit, und zwei können so kostensparend leben wie einer. Vermutlich noch günstiger, sobald ich mich dort erst eingerichtet habe. Dann wird er nicht länger sein ganzes Geld in den Drei Kronen versaufen, ganz besonders, weil er nicht mehr mit Stopak saufen gehen kann.»
    Sie gratulierte sich immer noch zu Hektors beruflichen Aussichten, als sie ihn beim Einbiegen in die Kanalstraße entdeckte, wie er Kisten in die Wohnung trug.
    Agathe zog ein Gesicht wie eine Flunder und fragte: «Warum bist du nicht bei der Arbeit? Es ist Mittag.»
    «Ach, wie nett von dir», sagte Hektor. «Da schleppe ich all dein Zeug durch die Stadt, und welcher Dank erwartet mich? Hat ja nicht lange gedauert.»
    «Was hat nicht lange gedauert?»
    «Dass die heiße Freundin sich verabschiedet und der nörgelnden Ehefrau Platz macht.»
    «Hektor!» Agathe war empört. Schon wollte ihr eines ihrer «Tibo Krovic hätte so etwas niemals gesagt» über die Lippen kommen, aber sie schluckte die Worte hinunter wie Galle. «Hektor, erklär mir einfach, warum du hier bist.»
    Hektor hob einen roten Pappkoffer mit Lederecken an und schleppte ihn in die Wohnung. Aus der Dunkelheit rief er: «Tja, wie es aussieht, ist Stopak längst nicht so verständig, wie ich gedacht hatte. Er hat mir gesagt, ich solle verschwinden – etwas in der Art.»
    «Wie bitte?» Agathe folgte ihm eilig in die Wohnung.
    «Ja. Von nun an bin ich offiziell arbeitslos.»
    «Nein, nein. Erzähl mir, was passiert ist.»
    «Nichts ist passiert. Ich bin rüber wie immer. Ich habe Kaffee gekocht. Ich habe ihn aufgeklärt.»
    «Was hast du ihm gesagt? Oh Gott, ich hätte das niemals

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