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Die Liebeslotterie

Die Liebeslotterie

Titel: Die Liebeslotterie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Nicoll
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nein. Tibo, hast du dich je gefragt   …? Hör mal, wie wäre es, wenn wir, nur ein einziges Mal   … Ach herrje.»
    Zwei Stunden später war der Papierstapel zu Agathes Rechten beträchtlich geschrumpft, während der zu ihrer Linken immer weiterwuchs. Sie wollte gerade eine Pause einlegen und auf einen Kaffee zu Peter Stavo hinuntergehen, als die Tür sich öffnete und Peter hereinkam.
    «Unten ist ein Mann, der nach dir fragt», sagte er. «Gefällt mir ganz und gar nicht, der Kerl. Sieht aus wie ein Grobian. Er sagt, sein Name wär Hektor. Was soll ich mit ihm machen?»
    Agathe seufzte und ordnete auf der Schreibtischkante einen Stapel getippter Seiten. «Ist schon gut. Ich kenne ihn. Ich komme.»
    Hektor stand, die Hände in den Taschen und irgendwie ungepflegt, in der gefliesten Eingangshalle unten an der Treppe. Als sie ihn dort unten so herumlungern sah, musste sie plötzlich an Tibo denken, der höflich und gepflegt in seinem Arbeitszimmer saß. Trotzdem hellte sich ihre Miene bei seinem Anblick auf. Sie konnte nichts dagegen tun, und die letzten Stufen sprang sie hinunter. Peter Stavo zog ohne ein Wort die Tür zu seiner Hausmeisterkabine zu und machte sich umständlich daran, die Zeitung zu lesen.
    «Hast du Geld?», fragte Hektor.
    Agathe fiel aus allen Wolken. «Ja. Ein bisschen.»
    «Dann gib es mir.»
    «Es ist in meiner Handtasche. Oben im Büro.»
    Hektor starrte sie an, als sei sie schwer von Begriff. «Und?»
    «Ach so. Ja. Warte kurz. Entschuldigung.» Während Agathe die Treppe hochlief, fragte sie sich: «Wofür habe ich mich entschuldigt?»
    Als sie zurückkam, war Hektor nervös und fahrig. Sie öffnete ihre Geldbörse und fragte: «Wie viel brauchst du?», aberda kam Hektors Hand schon vorgeschnellt und zupfte ausnahmslos jeden Geldschein heraus.
    «Ist das alles?», fragte er. «Na ja, es wird reichen.»
    «Hektor, jetzt habe ich keins mehr.»
    Er riss ihr die Geldbörse aus der Hand und schaute hinein. «Da ist immer noch das Kleingeld. Das reicht für den Heimweg. Wozu brauchst du überhaupt Geld?»
    «Wozu brauchst du Geld?»
    Plötzlich wurde Hektor eiskalt. Seine Augenbrauen schoben sich über seiner Nase zusammen, den Mund verzog er zu einer harten Linie. Da war ein Zucken, nur eine angedeutete Bewegung seiner Hand, die Agathe nach Luft schnappen und zurückweichen ließ. Peter Stavo in seinem Hausmeisterhäuschen hatte die Zeitung fallen lassen und war aufgestanden.
    «Ach, so läuft das jetzt? Du gönnst es mir nicht? Man gönnt mir die paar Scheine nicht! Ich bin der kleine Junge, der seine Mutter um Taschengeld anbetteln muss, ist es das? Nimm es zurück. Das ganze blödige Geld.» Er schleuderte es ihr gegen die Brust, als wolle er ihr damit eine Wunde zufügen, und die Scheine segelten zu Boden.
    «Nein», sagte Agathe schnell, «so habe ich das nicht gemeint. Hektor, ich habe bloß gefragt.» Sie kroch über den Boden, um das Geld aufzulesen, aber als sie alles beisammen hatte, knallte die Rathaustür, und Hektor war verschwunden. Sie lief ihm nach. Hektor war langsam genug gegangen, um sich an der nächsten Straßenecke vor dem Briefkasten von ihr einholen zu lassen, genau dort, wo sie ihm zum ersten Mal in die Arme gelaufen war. «Hektor, Hektor.» Sie zupfte an seinem abgewetzten, schwarzen Mantel. «Hektor, es tut mir leid. Natürlich kannst du es haben, wenn du es brauchst.»
    Er sah sie nicht einmal an.
    «Hektor, bitte, nimm es.»
    Sie faltete die Geldscheine zu einem Bündel zusammen und steckte es in seine Manteltasche. Sie spürte, wie seine Finger sich darum schlossen. Seine Hand ballte sich zur Faust.
    «Na ja, wenn du unbedingt willst», sagte er. «Aber ich will keine Almosen.»
    «Nein, nein. Das ist kein Almosen. Wir teilen alles. Das Geld gehört auch dir. Ich möchte, dass du es nimmst.» Agathe bot ihm ihre Lippen zum Kuss dar.
    Hektor küsste sie nicht. «Na schön. Wenn du meinst. Dann wäre das also geklärt. Ich komme spät nach Hause. Warte nicht auf mich.»
    «Wohin gehst du?»
    «Verdammt nochmal, Agathe! Ich bin kein Hündchen. Du hast mich nicht an der Leine. Denkst du das etwa? Hättest du es gern so? Du hättest wohl gern einen zweiten Stopak, was?»
    «Nein, Hektor. Nein. Ich will dich. Ich habe nur gefragt. Hektor, bitte sei nicht so. Es tut mir leid.»
    «Ich kann nicht gehen, wohin ich will? Denkst du, ich wäre dein Eigentum, oder was? Dein blödiges Spielzeug?»
    «Nein, so ist es nicht.»
    «Ich muss mich nicht bei dir an- und

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