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Die Liebeslotterie

Die Liebeslotterie

Titel: Die Liebeslotterie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Nicoll
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und seinen Körper dem Matratzenabdruck des ihren angepasst.
    Es gab nichts zu essen, kein Frühstück zu bereiten, nichts zu tun, als zur Arbeit zu gehen, aber Agathe brauchte Geld, und das einzige Geld steckte in Hektors Hosentasche. Er hatte seine Hose über den Haken hinter der Tür geworfen, bevor er ins Bett gekommen war, und als Agathe klammheimlich die Taschen durchsuchte, schlug Hektors Gürtelschnalle gegen die Tür.
    «Was tust du da?»
    «Nichts. Psst. Schlaf weiter.»
    Aber Hektor schlief nicht weiter. Er setzte sich halb im Bettauf, und er sah müde und krank aus. «Durchsuchst du meine Taschen?»
    «Nein. Entschuldige bitte. Ich brauche nur etwas Kleingeld für die Tram. Ich muss zur Arbeit.»
    «Besorg dir dein eigenes blödiges Geld.»
    «Wie bitte?»
    «Lass die Finger von meinen Taschen. So etwas macht man nicht bei einem Mann. Erweise mir ein wenig Respekt.»
    Nun wurde Agathe böse. Aber gleichzeitig bekam sie plötzlich ein bisschen Angst, deswegen versuchte sie, sich zu beruhigen. «Hektor, ich durchsuche deine Taschen nicht. Ich brauche nur Fahrgeld.»
    «Ich habe keins.»
    «Aber gestern habe ich dir all mein Geld gegeben.»
    «Tja, nun ist es weg, und du wirst mehr besorgen müssen. Viel mehr.»
    Seine Stimme klang jetzt ein wenig bedrohlich, bedrohlich genug, um Agathe gründlich über ihre Antwort nachdenken zu lassen. «Ich verstehe nicht», sagte sie.
    Hektor ließ sich wieder ins Bett fallen und kehrte ihr den Rücken zu. «Ich verstehe nicht! Ich verstehe nicht!», äffte er sie in boshaftem Singsang nach. «Hör mal, ich werde es so einfach machen, dass selbst du es kapierst.»
    Er schlug die Laken zurück und kam auf sie zu.
    Sie wich zurück in die Ecke neben der Spüle und zuckte zusammen, als er die Hand hob und an ihrem Kopf vorbeischnellen ließ, um seine Hose vom Haken zu reißen.
    Nach dem Abend in den Drei Kronen beulten sich Hektors Hosentaschen vor lauter Kleingeld. Er schüttelte wütend die Faust und holte eine Handvoll Münzen heraus, um sie Agathe aufzudrängen. «Hier, nimm das! Willst du noch mehr?»Er wiederholte die Geste, sodass Agathe hilflos dastand, während ihr die Münzen zwischen den Fingern durchrutschten und auf dem Boden umhersprangen.
    Agathe bewegte sich mit ausgestreckten Armen zum Tisch und legte das Geld in einem Haufen ab. Sie sagte: «Hektor, nur das Fahrgeld – mehr brauche ich nicht.» Und sie begann, ein paar Münzen herauszusuchen.
    «Tja, ich brauche mehr. Ich brauche Geld für Farbe und Leinwand, und außerdem sollte ein Mann doch in der Lage sein, seine Kumpel auf ein Bier einzuladen, oder ist das inzwischen verboten, oder was?»
    «Nein, Hektor, das ist nicht verboten. Natürlich nicht.»
    «Na dann.»
    Er stand immer noch an der Tür, nackt und mit der Hose in der Hand, und Agathe hätte lieber den ganzen Tag neben dem Tisch gewartet, als sich an Hektor vorbeizuzwängen und zu gehen.
    Endlich, nach kurzem Schweigen, zog er seine Hose an.
    «Ich gehe wohl besser», sagte Agathe.
    «Ja.» Agathe bildete sich ein, seitenlange, beschämte Entschuldigungen aus diesem einen Wort herauszulesen, so als sei er nach einer durchfeierten Nacht plötzlich wieder zu Verstand gekommen und habe nun das unbestimmte, drückende Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. Er trat beiseite und öffnete ihr sogar die Tür, wobei er zu Boden starrte wie ein kleiner Junge, der zur Strafe in der Ecke stehen muss.
    Agathe nahm ihren Mantel und ihre Tasche und lief an ihm vorbei.
    «Warte kurz!»
    Agathes Herz sank.
    «Bekomme ich keinen Kuss?»
    Sie drehte sich um. «Natürlich bekommst du einen Kuss.» Und sie küsste ihn.
    «Einen richtigen Kuss.»
    Sie küsste ihn noch einmal, dort auf der Schwelle, und er schmeckte nach Galle und ungeputzten Zähnen, er roch nach Bier und Zigaretten und Schweiß und Mann, und sie wollte mehr davon, bis er sie wegstieß und sagte: «Geh. Geh zur Arbeit oder komm wieder ins Bett.»
    «Arbeit», sagte sie. «Geld für Farbe.»
    Auf dem Weg zur Arbeit, während sie durch die Kanalstraße lief, an der Haltestelle wartete und auf der Ampersandallee auf dem Oberdeck durchgeschüttelt wurde, hatte Agathe Hektors Geschmack im Mund. Sie suchte mit der Zungenspitze danach, sie fing jedes Quentchen davon wieder ein und fragte sich, warum sie Angst vor Hektor gehabt hatte und warum sie noch mehr Angst davor hatte, ohne ihn zu sein. Vor Stopak hatte sie niemals Angst gehabt, kein einziges Mal in all den Jahren, und ihr fiel kein Grund ein,

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