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Die Liebeslotterie

Die Liebeslotterie

Titel: Die Liebeslotterie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Nicoll
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Schreibtisch und schaute hinein. Sie sagte:«Vierundzwanzig senkrecht: ‹Impi›. Ein Zulu-Krieger ist ein Impi. Afrikanische Soldaten halten mich für eine Kreiszahl. I am pi! Verstehen Sie? Impi?»
    «Wie bitte?»
    «Impi.»
    Tibo konnte nur den Kopf schütteln. «Darüber habe ich stundenlang gebrütet. Woher wissen Sie so etwas?»
    «Ich bin brillant», sagte Agathe.
    «Ja, Frau Stopak, das sind Sie tatsächlich. Der Stolz unseres städtischen Schulwesens. Kate?»
    «Kate.»
    «Und?»
    «Simon. Sie ist die Rothaarige in dem zu engen Kleid. Er ist der pickelige Jüngling, der sich fragt, wie er in den Schlamassel hineingeraten konnte. Steht alles im Antrag.»
    «Kate und Simon. Kate und Simon. Kate und Simon. Also gut, bitten Sie sie herein.»
    «Bin schon dabei», sagte sie und verließ das Arbeitszimmer mit ihrem beschwingten, wiegenden Gang, der Tibo nicht weniger beeindruckte als ihr Kreuzworträtselwissen.
    Einen Augenblick später kam Agathe zurück, die Hochzeitsgesellschaft im Gefolge. Tibo hatte das hölzerne Rednerpult aus der Abstellkammer in der Ecke geholt und stand nun dahinter, über sich das Stadtwappen von Dot mit meinem lächelnden Antlitz. Auch Tibo lächelte, um das Brautpaar willkommen zu heißen. Das aber war mürrisch.
    Tibo sah die arme, dicke, rothaarige Kate und konnte nur eins denken: traurig. Ein trauriges Kleid, ein trauriges Kinn, traurige Billardtischbeine und ein trauriger Teint, der ins Ingwerfarbene tendierte. Ganz schön traurig. Die Braut ging hinter dem Bräutigam, Simon, sie schob ihn vor sich her und triebden Unwilligen an. Sein Gesicht war der reinste Aknekrater und von Eiterbeulen biblischen Ausmaßes überzogen. Dazu trug er einen grünen Anzug, der ganz offensichtlich nicht für ihn geschneidert worden war.
    Der gute Bürgermeister Krovic kam hinter seinem Rednerpult hervor, um dem Paar die Hand zu schütteln – beidhändig, dafür war er bekannt. Er griff trocken und fest mit der Rechten zu, um die Linke darüberzulegen und damit die aufrichtige Tiefe der Begrüßung zu untermauern. «Simon», sagte er in warmem Ton, «Kate!»
    Sie bewegten stumm die Lippen.
    «Sind Sie allein?», fragte Tibo.
    Sie sahen einander an, dann sahen sie Tibo an.
    «Ist außer Ihnen niemand hier?», versuchte Tibo es noch einmal.
    Der Junge sagte: «Da war eben noch eine Dame, die uns hereingebeten hat.»
    «Ja, Frau Stopak – meine Sekretärin. Aber haben Sie keine Freunde mitgebracht? Was ist mit Ihren Eltern?»
    Simon starrte auf seine Schuhe, oder auf das, was unter den riesigen Hosenaufschlägen davon zu sehen war. «Mein Vater wollte nicht kommen», sagte er. «Der hat gesagt, ich spinne. Er will nichts damit zu tun haben.»
    «Und meine Mutter ist bei der Arbeit», sagte Kate.
    Tibo betrachtete die beiden. Kinder. Sie waren noch Kinder. Viel zu jung. Es war nicht seine Aufgabe, Kinder zu verheiraten. Und schon gar keine Kinder von Eltern, denen der Familienstatus des Nachwuchses egal war und die kein Interesse daran hatten, der Zeremonie beizuwohnen.
    «Ich kann euch nicht trauen», sagte er.
    «Doch, können Sie», sagte der Junge. «Es muss sein.»
    «Es muss sein. Wollt ihr überhaupt?»
    Der pickelige Jüngling und das traurige Ingwermädchen schauten einander an.
    «Es muss sein», sagten sie wie aus einem Mund.
    Und mit einem ziehenden Schmerz erkannte Tibo, dass er es nicht verhindern konnte. Er hatte kein Recht, es zu verhindern. Er hatte ein weiteres Paar aus Dot vor sich, das er nicht beschützen konnte, nicht einmal vor sich selbst.
    «Ich darf euch nicht ohne Trauzeugen verheiraten», erklärte Tibo und rief Agathe herein. «Frau Stopak, diese beiden jungen Leute möchten Sie und Peter Stavo einladen, ihre Trauzeugen zu sein. Könnten Sie Peter suchen und ihn herbitten?»
    «Natürlich», sagte Agathe. «Kate kann mir beim Suchen helfen.» Sie streckte die Hand aus und nickte kurz. Die Geste hatte etwas Freundliches, geradezu Schelmisches. Kate setzte sich in Bewegung. Simon und der gute Tibo Krovic blieben allein zurück, sie standen sich gegenüber, das Rednerpult dazwischen. Tibo räusperte sich. Simon lächelte schüchtern.
    Tibo beschloss, in seinen Sessel zurückzukehren und sich zu entspannen. «Vielleicht setzen wir uns?», schlug er vor. «Das kann eine Weile dauern.»
    «Danke, ich bleibe lieber stehen», sagte Simon.
    So setzte Tibo sich an den Schreibtisch und betrachtete den Jungen von hinten. Er hatte sich fürs Sitzen entschieden, und jetzt wäre es

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