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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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»Die Wanderung stärkt wie nichts anderes das Gemeinschaftsgefühl, fördert die gegenseitige Rücksichtnahme und das Verständnis für die Stärken und Schwächen des Einzelnen. Wir Lehrer sind der Ansicht, dass ihr die Tage auch nützen sollt, um euch darüber klar zu werden, ob ihr nach Klasse Zehn eure Schulzeit beenden oder doch lieber bis zum Abitur durchhalten wollt. Die Oberstufe wählt, wie ihr wisst, die Ziele ihrer Studienreisen weitgehend selbst aus.«
    Wieder machte Professor Mori eine kurze Pause.
    »Miss Miller hat unsere Schule verlassen und ist nach England zurückgekehrt. Den gesamten Englisch-Unterricht wird vorübergehend Miss Reeves übernehmen, bis wir eine geeignete Nachfolgerin oder einen geeigneten Nachfolger gefunden haben. Die Stundenpläne sind von der Änderung nicht betroffen; hofft also nicht auf ausfallenden Unterricht.
    Nun zu euch. Bis auf Thomas aus der Sechsten, der sich beim Skifahren das Bein gebrochen hat, sind alle gesund zurückgekehrt. Das ist sehr erfreulich. Wir freuen uns auch über zwei neue Schülerinnen in Klasse Zehn. Wie immer bitte ich euch, die Neuen mit offenen Armen aufzunehmen. Kümmert euch um sie, helft ihnen bei der Eingewöhnung, seid kameradschaftlich und einfühlsam. Aber das seid ihr auch, ohne dass ich es ausdrücklich betonen muss.«
    Professor Mori lächelte und machte wieder eine kurze Pause, dann forderte sie Charly mit einer Handbewegung auf, sich zu erheben.
    »Das ist Carla Wyss aus Zermatt, und das -« Wieder wartete sie, bis auch Elena, verlegen und feuerrot im Gesicht,
aufgestanden war. »- ist Elena Gerber aus Heidelberg.« Max und Jem winkten, Gordy wedelte heftig mit beiden Armen, einige kicherten, die meisten klatschten in die Hände oder klopften auf die Tische.
    »Jeder von euch weiß, wie schwer die ersten Wochen sind. Ich verlasse mich auf euch und euren guten Willen: Erleichtert Elena und Carla die Zeit nach Kräften. Ihre Paten sind Valerie und Swetlana; bitte setzt euch zu uns an unseren Tisch.«
    Jem und Max stießen sich an, Victoria, Mia und Sophia-Leonie grinsten schadenfroh.
    Erst jetzt wurde Elena bewusst, dass alle Mädchen und Jungen denselben Pulli trugen: weinrot mit V-Ausschnitt und einer Art Wappen auf der linken Brust. Als Swetlana neben ihr Platz genommen hatte, sah sie, dass es zwei ineinander verschlungene Buchstaben waren: V und R. Villa Rosa. Bezogen auf ihre Nebensitzerin müsste V und R wohl für Vipern und Reptilien stehen, dachte sie.
    »Wie gesagt, sind Swetlana und Valerie Carlas und Elenas Paten«, nahm Professor Mori den Faden wieder auf. »Selbstverständlich werden sie sich ganz besonders um unsere beiden Neuen kümmern.« Jetzt räusperten sich einige vernehmbar, was Professor Mori ignorierte.
    »Und nun -« Professor Mori blickte wie ein Feldherr in die Runde ihrer Schüler »- und nun wünsche ich euch einen gesegneten Appetit.«
    Die Schülerinnen und Schüler saßen zu acht an runden, weiß gedeckten Tischen und stürmten jetzt das Büfett, das sich an einer Längsseite des Raums befand. An der gegenüberliegenden Wand und vor dem flackernden Feuer im großen Kamin stand Professor Moris Feldherrentisch, an
einer Schmalseite ging es in die Küche, an der anderen befanden sich die breiten Flügeltüren, die sich sommers zur Terrasse hinaus öffneten. Die goldgelben Vorhänge waren zugezogen, auf jedem Tisch brannte eine Lampe, die Wände waren cremeweiß, der Stuck strahlend weiß gestrichen, von der Decke hing ein funkelnder Kronleuchter - es war ein warmer, einladender, freundlicher Raum.
    Charly beugte sich zu Elena hinüber. »Ich sterbe vor Hunger. Warum steht hier keiner auf und geht ans Büfett?«
    »Professor Mori muss den Anfang machen«, wisperte Elena. »Es wäre unhöflich, vor ihr aufzustehen.«
    Swetlana beugte sich zu Elena. »Man flüstert nicht, wenn andere mit am Tisch sitzen.«
    »Was meintest du, Swetty?« Charly sagte das so laut, dass alle am Tisch erstaunt aufblickten.
    Eine der beiden Lehrerinnen hatte sehr kurz geschnittene, weißblonde Haare und trug eine randlose Brille. »Swetty? Sagtest du zu Swetlana Swetty?«
    »Ja. Sie ermahnte uns, am Tisch nicht zu flüstern. Ich hab mich aber nur erkundigt, weshalb niemand von uns zum Büfett geht.«
    »An Professor Moris Tisch wird das Essen aufgetragen«, erklärte der am Tisch sitzende Lehrer.
    Kampfbereit funkelte Charly Swetlana an. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?« In diesem Augenblick wurden Brot, Butter, Käse und

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