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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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saßen, und erhob sich.
    »Jetzt, wo wir alle gegessen haben, nur noch ein paar Worte. Ich ersuche die Schülerinnen und Schüler der Unter-, Mittel- und Oberstufe, sich eine neue Möglichkeit zu ersinnen, wie sie aus den Gebäuden verbotenerweise auszusteigen gedenken; die Gitter an den Fenstern des Untergeschosses wurden in den Ferien ausbruchsicher befestigt. Ferner bitte ich, das absolute Rauchverbot innerhalb der Häuser zu beachten. Und falls es während der Faschingstage dem einen oder der anderen aus dem Gedächtnis geschlüpft sein sollte, erinnere ich daran, dass nur am Mittwoch- und Samstagabend der - eingeschränkte - Genuss von alkoholischen Getränken gestattet ist. Den älteren Schülerinnen und Schülern möchte ich nahelegen, sich zu erinnern, dass unter Verbotene Liebe ausschließlich, ich betone:
ausschließlich! die im Fernsehen gesendeten Folgen der Serie zu verstehen sind.«
    Ein paar der Jüngsten riefen »Buhhh«, davon abgesehen herrschte nach Professor Moris letztem Satz betretene Stille. Swetlana, rot im Gesicht, spielte mit einem Perlohrring, Valerie schaute über die Schultern zum Tisch in der Ecke, drehte sich aber blitzschnell wieder um und legte dann wie beruhigend ihre Hand auf Swetlanas Arm.
    Elena war Valeries Blick gefolgt: An jenem Tisch saßen nur Jungs. Außer dem leichenblassen Gordon starrten alle wütend oder ausgesprochen finster zu ihnen herüber.
    Schließlich machte sich wieder der übliche Lärm breit, die schnatternde Menge schob sich durch die Flügeltüren, eine Schülerin erkundigte sich bei Miss Reeves nach einer Lektüre, der Schüler mit dem Gipsbein schilderte der weißblonden Sportlehrerin, Mademoiselle Cugat, wie er verunglückt war, und endlich stellte sich auch der schweigsame Lehrer vor: Er heiße Carl Crupinski, unterrichte Kunst und bedauere, dass sie nicht schon früher gekommen seien, die Klasse Zehn arbeite nämlich an Figuren nach dem Vorbild von Niki de Saint Phalle. »Wenn ihr ein eigenes Team bildet, seid ihr ziemlich in Zeitnot. Das Beste wird sein, ihr helft einer Gruppe, die ein bisschen hinterher ist. Jedenfalls ist es eine tolle Sache; wir wollen die Figuren ins Foyer der Turn- und Festhalle stellen, um die Atmosphäre zu verfremden.«
    »Wie ist sie denn?«, fragte Charly.
    »Wie bitte? Wer soll wie sein?«, erkundigte sich Carl Crupinski verblüfft.
    »Die Atmosphäre natürlich«, erklärte Charly geduldig.
    »Ihr wart noch nicht in unserer Halle? Habt ihr noch nichts gesehen? Nicht mal den Pavillon?«
    »Wir sind erst seit wenigen Stunden in Villa Rosa.«

    »Ach so … natürlich. Wie dumm von mir, das zu vergessen. Na ja, man sagt mir nach, manchmal etwas zerstreut zu sein. Es kommt aber auch nicht sehr häufig vor, dass wir zu Halbjahresbeginn neue Schüler bekommen«, fuhr er wie um sich zu entschuldigen fort. »Wie auch immer ihr euch entscheiden werdet, ob ihr allein oder doch lieber mit anderen arbeiten wollt - schaut euch vor dem Kunstunterricht unbedingt die Halle an.«
    Er ging so unvermittelt los, dass ihm Charly nur noch »Versprochen!« hinterherrufen konnte. »Das nenne ich unhöflich«, knurrte sie. Elena zuckte mit den Schultern und drehte sich zurück zum Tisch.
    »Ihr habt einiges gutzumachen«, sagte Professor Mori gerade zu Swetlana und Valerie.
    »Wie stellen Sie sich das vor, Frau Professor Mori?«, brauste Valerie auf. »Es ist ungerecht, nur uns die Schuld zu geben.«
    »Das wurde ausführlich diskutiert«, entgegnete Professor Mori eisig. »Ich habe nichts mehr dazu zu sagen.« Brüsk drehte sie sich um, da trat Charly ihr in den Weg. »Hätten Sie bitte eine Minute Zeit für mich?«
    »Aber sicher. Kommt mit in mein Zimmer.«
    »Ich möchte allein mit Ihnen reden«, sagte Charly entschieden.
    Noch standen viele Schüler in der Halle und machten Professor Mori und Charly bereitwillig den Weg frei.
    »Was hast du auf dem Herzen?« Professor Mori kam gleich zur Sache. »Gefällt dir das Zimmer nicht? Möchtest du mit jemand anderem zusammen sein?«
    Charly schüttelte den Kopf. »Es geht um Elena. Ihr Vater gibt ihr zu wenig Taschengeld, sodass sie sich nicht kleiden kann, wie es hier üblich ist. Ich möchte -«

    »Wer sagt das?« Professor Moris Ton war eisig geworden. »Etwa Swetlana?«
    Charly ließ sich nicht einschüchtern. »Nicht nur sie. Andere haben vermutet, sie sei arm, hätte eine Freistelle und damit -« Charly zögerte keine Sekunde »- die Arschkarte gezogen.«
    Professor Mori runzelte nicht einmal

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