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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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9. März

    Nachdem am Mittwoch der Regen aufgehört hatte, pustete ein kräftiger Wind die dicken Wolken hinter die Berge, und die Sonne zeigte sich.
    Es wurde warm. Im Park blühten die Winterlinge, Schneeglöckchen, Märzenbecher, Leberblümchen und Veilchen, in den Forsythien brummten schwarze Hummeln, die Magnolien bekamen dicke Knospen und die Sportlehrer Lust aufs Skifahren.
    Unten lag längst kein Fetzelchen Schnee mehr, doch oben in den Bergen der Rochers-de-Naye herrschten wegen des Neuschnees ideale Verhältnisse.
    So kam es, dass für das kommende Wochenende noch einmal, vielleicht war es das letzte Mal in diesem Frühjahr, alle Rosianer ins Skigebiet fahren sollten. Die zwei Tage versprachen warm zu werden, und Charly lieh sich Stiefel und Bretter bei Life and Sports in Montreux.
    Allen verkündete Charly, wie sehr sie sich auf die beiden Tage freue. »Ihr werdet was zu lachen haben! Ich werde mich auf den geliehenen Brettern schön dämlich anstellen, wartet es nur ab!«
    Aus zwei Gründen war Elena untröstlich. Erstens fragte sie sich, wie ihre Freundin das Skifahren verkraften würde, wo sie doch nicht mehr genug Medizin hatte, um noch einmal eine Übelkeitsorgie hervorzurufen. Zweitens würde das
von ihr so ersehnte Treffen mit Stefan - falls er sich überhaupt noch einmal melden würde - am Wochenende nun garantiert nicht stattfinden können. Sie betete, es möge tauen, regnen, ein Erdbeben die Rochers zum Einstürzen bringen, die Sonne vom Himmel fallen, Lawinen das Gebiet unpassierbar machen.
    Nichts geschah.
    Die ganze Woche war schönes Wetter, und daran würde sich auch am Wochenende nichts ändern.
    Am Samstagmorgen wiederholte sich der Auszug aus Villa Rosa, und als alle Rosianer an der Endstation aus der Zahnradbahn stiegen, schickte Mademoiselle Cugat Charly zu den Anfängern, für die Herr Dorn verantwortlich war, und fuhr mit ihrer Gruppe schon mal los. Die Sonne schien; mittags würde der Schnee pappig werden, jetzt aber war er genau richtig, weshalb sie keine Sekunde versäumen wollte.
    Herr Dorn ließ den Tag weniger sportlich angehen. Er steuerte mit seiner kleinen Gruppe die Terrasse vor der Hütte an. Die Sonne wärmte, alle bestellten einen Espresso, einen Tee oder eine heiße Schokolade, und da Herr Dorn nicht gerne Ski fuhr, sagte er: »Zieht schon mal die Bretter an, ich schau euch zu, wie das geht.«
    Alle lachten, sogar Swetlana, deren Handgelenk wieder in Ordnung war.
    Charly setzte sich neben Herrn Dorn auf die Bank. Sie schaute sich die Skier an, drehte sie hin und her, legte sie in den Schnee und stellte ihre Füße in den großen Stiefeln in die Bindungen.
    »Na, passt doch«, stellte Herr Dorn fest. »Jetzt rutsch mal probehalber im Schnee herum.«
    Charly steckte die Hände in die Schlaufen der Stöcke.

    »Das ist falsch. So musst du es machen.« Herr Dorn zeigte ihr, wie sie die Hände in die Schlaufen stecken musste. Charly bedankte sich.
    Die anderen kommentierten ihr Tun: »Aller Anfang ist schwer« und »Zuerst muss man das Fallen üben« und »Eigentlich bist du zu alt, um noch richtig gut Skifahren zu lernen.« Herr Dorn seufzte und gab ihnen recht.
    Vor der Hütte war ein sehr kurzer Hang mit geringer Neigung. »Soll ich’s dort mal versuchen?«
    Ungelenk schob sich Charly hinüber. Sie stieß sich ab, rutschte die zwei, drei Meter und kam unbeschadet an.
    Sie schnallte die Skier ab und tappte hoch, schnallte sie wieder an, rutschte runter, fiel auch mal, rappelte sich auf …
    Längst hatte Herr Dorn die Augen geschlossen: Einer der Großen, er kam aus Sizilien, hieß Maurizio und war erst einen Winter in Villa Rosa, rauchte in einiger Entfernung eine Zigarette, und Swetlana ruhte in einem Liegestuhl.
    Die anderen beobachteten Charlys Fortschritte, bis einer, es war ein Junge aus der Siebten, sagte: »Der linke Ski wackelt so komisch.«
    Her Dorn fuhr auf. »Was hast du gesagt?«
    Der Junge deutete auf Charly. »Mit dem linken Ski ist was nicht in Ordnung. Vielleicht sitzt die Bindung nicht fest.«
    »Das darf nicht sein.« Herr Dorn winkte seinem Schützling. »Komm sofort zu mir!«
    Charly schnallte die Bretter ab und kam, in jeder Hand ein Ski - das zeigte allen, dass sie wirklich keine Ahnung von dem schönen Sport hatte - zur Bank.
    »Zeig mal her.« Herr Dorn nahm Charly den Ski aus der Hand. »Du lieber Himmel!«, rief er entsetzt. »Da fehlt eine Schraube!«

    Der Junge aus der Siebten deutete auf die Bindung. »Es fehlen zwei.«
    Es zeigte sich, dass

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