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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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schließlich vom Treffen mit Stefan Soreau erzählte, pfiff Charly durch die Zähne. »Was für ein fieser Typ! Ich sag dir eines, Elena: Die neue SMS kann nur bedeuten, dass er mit jemand unter einer Decke steckt.«
    Elena biss auf ihren Zeigefingerknöchel.

    »Die Frage ist: Mit wem? Weißt du etwas?«
    Elena schwieg.

    Ursprünglich wollte Elena mit Max auf die für Dienstag angesagte Chemiearbeit lernen, aber noch hatte sie eine Stunde Zeit, bevor er zu ihr kommen würde.
    Sie war so aufgewühlt, dass sie sich aufs Bett legte und die Augen schloss. Verzweifelt klammerte sie sich an den Wunsch, sie könnte auf Stefan einen so großen Eindruck hinterlassen haben, dass er sie hatte treffen wollen - obwohl er bereits eine Freundin hatte.
    Es dauerte, bis sie sich eingestand, dass das unrealistisch gewesen und sie sich so in ihren Wunschtraum verbissen hatte, dass sie zu objektiven Überlegungen nicht in der Lage gewesen war.
    Danach war sie richtiggehend erleichtert.
    Max war in sie verliebt. Stefan war nichts als ein Wunschtraum gewesen, den Max nicht - oder nur am Rande - mitbekommen hatte. Das war schon mal gut.
    Andererseits war die neue SMS eine Katastrophe. Charly hatte recht, er musste mit jemand unter einer Decke stecken. Eigentlich kam nur eine einzige Person in Frage … aber das war wohl der letzte Mensch, der sie treffen wollte. Und noch dazu in Montreux! Hunderte Kilometer von ihrer Heimatstadt entfernt! Wie um ihre Erinnerungen niederzudrücken, presste Elena die Fäuste auf die geschlossenen Augen und sprang auf - nichts hielt sie mehr im Zimmer, sie brauchte Luft, musste ihren Gefühlen und Gedanken davonrennen.
    In fliegender Hast zog sie ihre Joggingschuhe an und schrieb auf einen Zettel:

    »Warte nicht hier auf mich, ich komme in dein Zimmer. Elena«

    Sie legte das Blatt gut sichtbar auf ihren Schreibtisch und rannte aus dem Zimmer, den Flur entlang, die Treppe hinunter, aus dem Haus - und direkt in Frau Professor Moris Arme.
    »Elena? Was ist los?«
    »N-n-nichts. Entschuldigen Sie, ich muss … ich muss los!«
    Sie rannte an Professor Mori vorbei, schlug den Weg zur Sporthalle, zum Pavillon ein, rannte durch das Wäldchen, klinkte am Ende des Parks das Törchen auf und rannte wie um ihr Leben, rannte, als wären alle Hunde der Hölle, als wäre das Monster hinter ihr her.
    Sie keuchte, sie bekam Seitenstechen, rannte weiter, bis sie nicht mehr konnte, schlang schließlich ihre Arme um einen Stamm und rutschte zu Boden. Sie hätte gerne den ganzen Jammer herausgeheult - es ging nicht. Keine einzige Träne kam, aber ruhiger wurde sie. Nach einiger Zeit stand sie auf.
    Es gab zwei Möglichkeiten, dachte sie. Entweder ging sie morgen zur Bank am See, oder sie ging nicht. Wenn sie nicht ging, blieb alles wie es war. Wie lange? Auf immer und ewig?
    Fast musste sie lachen: Nichts blieb auf immer und ewig. Sie hatte ja erlebt, dass sich eine Beziehung von einer Sekunde auf die andere ändern konnte. Wenn sie nicht ging, würden die Verhältnisse lange so bleiben, wie sie jetzt waren. Wollte sie das?
    Nein, das wollte sie nicht. Sie brauchte Klarheit. Um jeden Preis.
    Doch wenn sie morgen gehen würde, säße dann die Person tatsächlich auf der Bank? Nur mal angenommen, so wäre es, was würde sie sagen? Würde sie ihr Vorwürfe machen?
Die kannte sie zu Genüge. Also was würde es bringen, wenn sie um 15 Uhr beim Trachycarpus fortunei wäre? Nichts. Sie wusste, was sie getan hatte, wusste, dass nichts wieder gut zumachen war. Sollte sie sich vielleicht zum hundertsten Mal entschuldigen? Würde ihr verziehen? Wenn ja, was würde das ändern? Auf keinen Fall das Verhältnis zu ihren Eltern …
    Elena zupfte Moos vom Stamm einer Tanne.
    Plötzlich kam ihr ein neuer Gedanke. Vielleicht waren die SMS nichts als Finten? So verworren ihre Gefühle und Gedanken bisher waren, so klar analysierte Elena auf einmal die verschiedenen Möglichkeiten.
    Warum das so war, hätte sie nicht sagen können; sie wusste nur, dass sie die Wochen in Villa Rosa verändert hatten.
    Das mochte an den Lehrern liegen. Herr Crupinski und Frau Professor Mori verstanden ihren Wunsch, in den Osterferien in Villa Rosa zu bleiben und das Fabelwesen zu schaffen - und sie vertrauten ihr. In ihrer alten Schule war das nicht so gewesen. Immer war sie im Schatten gestanden, immer waren ihre Leistungen verglichen worden … Die waren zwar stets gut oder sogar sehr gut gewesen - aber eben nicht brillant.
    Vielleicht lag es auch an Max. »Hat

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