Die Liebesluege
entdecken.
»Weitersuchen.« Max stand, beide Hände in den Taschen, mit breitem Grinsen neben ihr.
»Gib mir einen Tipp.«
»Woher soll ich wissen, wo der Osterhase -«
Da hatte Elena das Band auch schon entdeckt, suchte mit den Augen die Umgebung ab, sah das nächste, das übernächste, das sie in Richtung Pavillon zurückführte, und wirklich! An einem Fenster flatterte etwas Grünes, sie ging um den Pavillon herum und entdeckte auf der Schwelle ein winziges Stückchen vom Osterhasen-Seidenband. »Soll ich reingehen?«
»Warum nicht?«
»Ich will nicht. Der Pavillon erinnert mich ans Monster.«
»Das ist längst über alle Berge.«
»Hoffentlich hast du recht!«
Weil Elena noch immer zögerte, öffnete Max die Tür. Ungläubig, mit weit aufgerissenen Augen, starrte Elena ins Innere. »Das … das glaube ich nicht. Das ist nicht der Monster-Pavillon«, stammelte sie. »Wie ist das möglich?«
Gemütliche rote, gelbe und pinkfarbene Sitzpolster befanden sich im Pavillon, davor standen auf zierlichen Metallfüßchen kleine runde marokkanische Tabletts, und ausgehend vom Mittelpunkt der Decke hingen gelbe, geraffte Stoffstreifen, die mit scharlachroten Troddeln rechts und links der Fenster befestigt waren und den schäbigen Raum in ein fürstliches Beduinenzelt verwandelten. »Das fass ich nicht!«, rief Elena begeistert. »Was sagt Professor Mori dazu?«
»Ihr gefällt es.« Max drehte Elena zu sich herum und hob den Zeigefinger. »Jetzt suchst du aber endlich das Nest!«
Während sie langsam von Polster zu Polster schritt, fiel ihr auf, wie nervös Max geworden war. »Ist was?«
»Nein. Ja …« Max schluckte. »Hoffentlich gefällt dir das Ei. Ich weiß nicht so recht, ich hab so was noch nie gemacht, ich meine, ich war noch nie ein Osterhase -«
»Hier muss es sein!« Elena kniete nieder, deutete auf das
grüne Band am Boden, hob das Polster an und spähte darunter. Da war ein kleines, mit Moos gefülltes Nest; sie zog es hervor und blickte auf das eine Ei, das darin lag.
Sie setzte sich, legte das Nest auf ihre Knie und nahm das Ei in die Hand. Es fühlte sich sehr leicht an. Sie schüttelte es, etwas raschelte darin, sie drehte es um und entdeckte die schmale Öffnung, aus der ein frühlingsgrünes Seidenband hing.
»Hast du das Ei ausgeblasen?«, fragte sie und zog vorsichtig an dem Band. Ein dünnes silbernes Kettchen glitt aus der Öffnung, und als sie weiter daran zog, erschien ein Anhänger, ein Schlüsselchen.
»Max«, flüsterte Elena ungläubig.
Er räusperte sich. Seine Stimme klang ungewohnt rau. »Das ist noch nicht alles.«
Elena zog. Ein Streifchen Papier glitt aus der Öffnung, und sie entzifferte eine Zeile aus dem Gedicht, das sie kürzlich im Literaturunterricht gelesen hatten:
Du bist mîn, ich bin dîn
Spät in der Nacht schrieb sie Charly eine Mail:
Liebe Charly,
ich wünschte, du wärst hier!
Du wirst den Pavillon nicht wiedererkennen. Erinnerst du dich an die Annonce, die neulich am Schwarzen Brett hing? Die wegen der Polster und Tischchen? Die Jungs aus der Zehnten haben die Sachen noch vor den Ferien abgeholt und erst mal irgendwo untergestellt. Gestern morgen haben Max, Franco und Arno zusammen mit Herrn Appenzell den Pavillon hergerichtet - toll sieht der jetzt aus!
Zu Ostern habe ich Max das Vogelwesen geschenkt. Er hat sich sehr darüber gefreut und ich glaube, es gefällt ihm.
Und dann … Charly, du ahnst ja nicht, was ich von Max bekommen habe! Ich wünschte, du wärst hier!
Deine Elena
Kapitel 23
Sonntag, 7. April bis Samstag, 20. April
Am Sonntagnachmittag kamen alle zurück. Das Haus füllte sich mit Geschrei und Gelächter, Türen wurden aufgerissen und wieder zugeschlagen, in Windeseile wurden Neuigkeiten ausgetauscht, Fragen gestellt, Antworten kaum abgewartet - Elena kam es vor, als hätte es die vergangenen ruhigen Wochen nicht gegeben.
Die größte Überraschung war der Pavillon, und Max, der die Möbel organisiert hatte, war der Held.
»Ich kann mir vorstellen, wie stolz du auf ihn bist!«, rief Victoria, und Mia setzte fast neidisch hinzu: »Schade, dass mein Sven ihm nicht helfen konnte. Aber was soll’s, wir hatten herrliche Ferien!«
»Darling, habt ihr das Beduinenzelt gebührend eingeweiht?« Sophia-Leonie lächelte anzüglich. »Ich hoffe, ihr habt unsere Abwesenheit genutzt.«
Natürlich wurde Elena rot und senkte verlegen den Blick, worauf alle in Lachen ausbrachen - Elena hätte sie umbringen können!
Erst als sie am
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