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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zu Recht um den Arbeitsplatz. Ein Zurück gab es jedoch nicht mehr. Hermann hatte inzwischen per Telefon auch noch den Verwalter Waak eingeweiht. Wußte der Himmel, wie er den rumgekriegt hatte. Jedenfalls war es eine Tatsache, daß Waak am Telefon wundervoll hören konnte. Da brauchte man nicht zu brüllen. Sein Gehörorgan schien geradezu auf Fernsprechmitteilungen programmiert zu sein. Er hatte zugesagt: »Beide Augen drück ich zu, weil ich weiß, daß sie Herrn Baron nie und nimmer etwas Böses antun würden, Herr Ritter.« Ins Telefon sprach Waak auch mit ganz normaler Lautstärke, während er sonst zu bölken pflegte wie eine Posaune von Jericho.
    Amélie besann sich darauf, wie Fräulein Wendevogel sie meistens herumkriegte, wenn sie sich gegen irgend etwas auflehnen wollte. Sie reckte sich ein bißchen, was allerdings nicht viel hergab, denn Stine war größer und breiter als sie. Dann sah sie Stine fest in die Augen und senkte die Stimme ein wenig. Vor allem kam es darauf an, hart und energisch zu reden.
    »Stine, jetzt hören Sie mir einmal zu. Und Sie auch, Frau Aurich. Hat der Baron Sie schon einmal angesehen? Der weiß doch gar nicht wirklich, wie Sie ausschauen. Er wird Sie nicht vermissen, glauben Sie mir. Sie sollen mir nur Ihre Kleidung leihen und sich für einen oder höchstens zwei Tage vom Herrenhaus fernhalten. Herr Waak ist damit einverstanden. Auch Herr Franz wird keine Schwierigkeiten machen. Sie geben mir jetzt Rock und Bluse und Schürze und was Sie sonst tragen. Und sagen mir, was ich an Ihrer Stelle zu tun habe.«
    Hier grinste Stine entzückt. »Das können Sie gar nicht«, sagte sie.
    »Nun, ich werde mir jedenfalls Mühe geben. Damit Ihnen das Opfer ein bißchen versüßt wird, mache ich noch einen Vorschlag. Sie haben doch den Jupp gern!?«
    »Hm. Ja. Schon!« Stine wurde der reinste Klatschmohn.
    »Und er kann sich nicht so recht entschließen?«
    »Er guckt nach anderen.«
    »Wenn Sie mitspielen und mich an Ihrer Stelle die Magd sein lassen, bekommen Sie von mir eine ganze Aussteuer.«
    »Oooch!«
    »Ich werde auch mit Jupp sprechen und ihm ins Gewissen reden. Außerdem hilft eine Aussteuer ein bißchen, dann fällt ihm der Start ins Glück leichter. Und ihr haltet beide den Mund. Sie natürlich auch, Frau Aurich. Weiß Ihr Mann davon?«
    »Iwo! Männer sollen alles essen, aber nicht alles wissen. Ein oller Bruddelkopp, wissen Sie?« raunte sie vertraulich.
    »Also gut, fangen wir an«, entschied Amélie.
    Sie zog Sachen von Stine an. Alles war zu weit, ließ sich jedoch mit Hilfe der Schürze ganz geschickt in Form bringen. Ein wenig lang waren die Sachen für sie. »Treten Sie sich man ja nicht auf die Schlippen, gnädiges Fräulein«, mahnte Mutter Aurich deshalb noch.
    Die eigenen Schuhe mußte Amélie anbehalten, denn Stines Treter waren ihr mehrere Nummern zu groß und selbst über dicken Socken schluppten sie bei jedem Schritt wie bei einem Clown. Stine, das Dorfkind, lachte denn auch Tränen, als Amélie ihre vergeblichen Gehversuche darin machte.
    Schließlich war Amélie echt herausgeputzt. Was sie nicht wußte, weil es im Hause Aurich keinen großen Spiegel gab: Sie sah allerliebst in Stines Sachen aus.
    Sie ließ sich noch ein dickes, gehäkeltes Tuch mitgeben gegen die Kühle der Abende, und radelte zum Gutshof. Als erstes mußte sie in einer Art großem Bullerofen die Schweinekartoffeln kochen und sie danach mitsamt den Schalen mit einem riesigen Stampfer zerkleinern. Ihr war klar, daß sie einen schrecklichen Muskelkater bekommen würde. Aber Opfer müssen gebracht werden, sagte sie sich. Das Ziel ist lohnend.
    In der Satteltasche vom Fahrrad hatte sie ihr ›Quelques Fleurs‹ mitgebracht. Es spielte in ihrem Plan eine wesentliche Rolle. Wilhelm war, wie viele Menschen auf dem Lande, die noch unverbildeter reagierten als Stadtbewohner, ein ausgesprochenes ›Nasentier‹. Tabak und Leder waren ›männlich‹, Petroleumgestank ›heimelig‹, Pferde rochen ›warm‹, Schweine und selbst Misthaufen stanken ›gesund‹. Mit Gerüchen hingen jeweils Gefühle zusammen. Hermann und Amélie bauten darauf, daß sich auch mit diesem Parfüm bei Wilhelm schon eine gewisse Stimmung auslösen ließ. Also versprengte das mutige Mädchen ihren Duft, wo es ging und stand. Auch Franz war sich nicht zu schade, in Wilhelms Herrenzimmer ein duftgetränktes Taschentuch zu plazieren. Als die neue ›Stine‹ Grünzeug aus dem Garten in die Küche bringen mußte, versäumte sie nicht,

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