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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sicher.
    Lieber Himmel, dachte sie, in der Stadt wäre das alles unmöglich. Man hastet, man kommt gar nicht zur Besinnung. Es fehlen die Muße und der Luxus der Gefühle. So etwas gedeiht nur, wenn man bis zum Horizont gucken kann. Man fühlt sich dem Leben näher. Das muß an der Landluft liegen!
    Mike betrat seine Wohnung in gänzlich anderer Stimmung. Zum Glück war die Müllerin schon weg. Er sah sein Bild im großen Spiegel auf der Diele und guckte schnell wieder weg. Der Landstreicher mit den zerrissenen Klamotten und dem belämmerten Gesicht – das konnte eben doch wohl nicht der gepflegte, tolle Dr. Kringel, der sieghafte Liebling der Frauen gewesen sein?!
    Seine Sprechstundenhilfe wußte zwar mehr über ihn als alle anderen Frauen, aber so hätte er sich nicht einmal ihr gern präsentiert.
    Ob Renate Sorppen die Gänse extra rausgelassen hatte, um ihn zu erschrecken? Zuzutrauen war's ihr. Ja, und wenn ihr das zuzutrauen war, dann konnte sie auch die merkwürdige Szene im Schlafzimmer veranstaltet haben, um ihn … Natürlich! Das raffinierte Biest hatte ihm eins auswischen wollen, das würde alles erklären. Nur nicht meine Trotteligkeit, dachte Mike wütend. Da brauen wir Pläne für Eberhardt zusammen, halb Spiel, halb Ernst. Und dann geht der erfahrene Kringel gleich auf den nächsten Leim. Jawohl, die Dame hat mich geleimt. In jeder Illustrierten kann man nachlesen, daß Männer sich gar nicht so unschwer aus der Fassung bringen lassen, wenn man ihnen ihre eingeübte Rolle nimmt.
    Mike hing halb in seinem weißen Lieblingsledersessel und wirkte, als hätte ein Tippelbruder sich in eine Möbelausstellung verirrt. Die schöne, neue Montur war ein Opfer der Gänse geworden. Na wartet, dachte Mike, der nächste Gänsebraten wird mir besonders gut schmecken! Und du, Miss Renate Sorppen, wirst auch noch kriegen, was dir zusteht. Das ist mir glatt mehrere Lederjacken wert!
    Als das Telefon klingelte, dachte er flüchtig, sie riefe an, um ihn zu trösten. Vielleicht sogar noch einmal einzuladen?
    Aber der Anruf kam vom Berckenhof. Eine schwere Geburt, der Doktor mußte kommen. So zog er sich hastig um. Nicht einmal zum Duschen war noch Zeit. Was für ein gräßlicher Nachmittag!
    Beim fünften Versuch sprang sein Wagen wirklich an. Nun ja, er war auch gerade in der Werkstatt gewesen. Mike fuhr in schlechtester Laune den Weg nach Berckenhof. Die Dämmerung sank. Der goldene Sonnenball verschwand in einer Orgie von Rot, Lila und Orange am Ende der Welt. Ein Eichhörnchen machte am Straßenrand Männchen. Die Baumwipfel erstarben in Purpur.
    Dann stach die kleine Turmspitze des Herrenhauses aus dem Wäldchen hervor. Und oben auf dem Dach flatterte die alte Wappenfahne der v. Bercken. Mike atmete tief ein. Sein Herz wurde weit. Er liebte Schönheit so sehr. Wie schön war seine Heimat. Die Natur ließ einen nie im Stich. Sie lachte einen Mann nicht aus. Sie spielte ihm keine Streiche.
    Später, als sie die Geburt von Nixis Fohlen und die ›Verlobung‹ von Laura und Eberhardt feierten, war Mike eher in einem Zustand dumpfer Bedrückung. Er liebte seine Schwester und mochte es gar nicht mit ansehen, wie sein Freund sie beschmuste und befummelte, während sie sich das wie ein hypnotisiertes Kaninchen gefallen ließ.
    Gern hätte er reinen Tisch gemacht, doch er wollte natürlich seiner Schwester nicht in den Rücken fallen.
    Nach Tisch saßen Laura und Eberhardt dicht nebeneinander auf dem Sofa. Er legte ihr den Arm um die Schulter, zuweilen die Hand aufs Knie, lehnte seine Schläfe an ihre blonden Haare und schien sehr glücklich zu sein. Er würde ganz schön wütend werden, wenn er merkte, daß seine Auserwählte gar nicht Fräulein Ren v. Sorppen, sondern Mikes Schwester Laura war. Hoffentlich wollte er sich dann nicht mit Mike duellieren. Er war manchmal schrecklich altmodisch!
    Eberhardt war wirklich glücklich. Endlich hatte er einmal die Fäden in der Hand. Die süße Person neben ihm zitterte wie Espenlaub. Und Mike – na, der guckte wie eine Kuh, wenn's donnert. Eberhardt brachte sein ganzes schauspielerisches Temperament ein, um die beiden über seinen Wissensstand zu täuschen. Es war mehr, als er je für möglich gehalten hatte.
    Jetzt lehnte er sich gemessen zurück und sprach:
    »Lieber Mike, ich hätte eigentlich erwartet, daß du mehr strahlen würdest, wenn ich mich zu einer neuen Bindung entschließe. Du siehst so sauertöpfisch aus. Ist was?« Und er zwinkerte Laura recht auffällig zu. »Sag

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