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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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sich über den Kopf.
    »Aber ich bin vor einer Stunde schon einmal hier gewesen, und dein Bett war gemacht.«
    Ein Wort stieg in Gairs Gedanken auf. Er hatte keine Ahnung, was es bedeutete, aber er hatte bereits mehrfach gehört, wie Aysha es benutzte, und es klang wie geschaffen für eine solche Situation.
    Darrins Augen wurden größer. »Du verschlagener Hund«, keuchte er. »Also ist es wahr.«
    »Was ist wahr?«
    »Der Ritter hat eine Dame.«
    »Wer?«
    »Du. Du hast ein Mädchen!«
    »Wie kommst denn auf so etwas?«
    »Gair, wenn du in der letzten Zeit die Nächte im Schlaftrakt verbracht hättest, dann wären dir die Gerüchte über dich nicht entgangen.«
    Gair steckte das Hemd in die Hose und zog den Gürtel zu. Er hatte keine Zeit für dieses Gespräch, aber er sollte in Erfahrung bringen, wo seine Vorsichtsmaßnahmen versagt hatten. Also fragte er leichthin: »Was für Gerüchte?«
    »Unglaublich.« Darrin schüttelte den Kopf und zählte dann an seinen Fingern ab: »Bevor die Abendglocke aufhört zu läuten, bist du schon verschwunden, und keiner weiß wohin. Zwei von drei Mal kommst du zu spät zum Schach, und ich habe es inzwischen aufgegeben, an deinen freien Tagen nach dir zu suchen, weil du nie da bist. Ohne deine Hilfe sind meine Geschichtsnoten seit der Wintersonnenwende in den Keller gerutscht. Und heute Morgen habe ich den Beweis dafür bekommen, dass du deinen Kopf nachts nicht auf dein eigenes Kissen legst. Das lässt doch nur einen einzigen Schluss zu: Mein Freund, du hast ein Mädchen.«
    Nun, der Belisthaner hatte ihn erwischt. Gair hatte geglaubt, er sei so diskret gewesen. Alles wäre so viel einfacher, wenn er offen darüber reden könnte, aber er und Aysha hatten eine der wenigen Regeln des Kapitelhauses so gründlich gebrochen, dass er mit dem nächsten Schiff würde abreisen müssen, wenn ihr Verhältnis ans Licht kam. Seufzend machte er den Zirin los und griff nach seinem Kamm.
    »Ich habe recht, nicht wahr? Wer ist sie?«
    »Darrin, ich habe jetzt wirklich keine Zeit dafür.«
    »Jemand, den ich kenne? Wer? Ist es Sarra, das syfrische Mädchen mit den langen Zöpfen? Ich habe genau beobachtet, wie du sie ansiehst.«
    »Ich habe nichts dergleichen getan«, sagte Gair und zog den Kamm durch die Haare. »Wenn ich mich recht erinnere, warst du es, der mir unter dem Mantel der Verschwiegenheit verraten hat, dass er sich gern in diesen Zöpfen verheddern würde.«
    »Komm schon, Gair, sag es mir! Bei allen Heiligen, du verrätst mir nie etwas!«
    »Weil es dich nichts angeht. Darf ich denn nicht wenigstens ein bisschen Privatsphäre haben?«
    »Hat sie dir diesen Haarring als Wintersonnenwendgeschenk gegeben?«
    Gair schaute auf den Zirin in seiner Hand, drehte ihn und las die Inschrift. Aysha hatte sie ihm schließlich doch vorgelesen, aber auf Gimraeli. Einer Übersetzung war er dadurch noch nicht nähergekommen.
    »Nein, zu meinem Namenstag.«
    »Also gibt es ein Mädchen, und sie hat Geld. Da hat wohl jemand die Stiefel unter einem fremden Bett stehen. Ist sie in einer deiner Klassen?«
    Gair warf den Kamm auf den Waschtisch und band seine Haare wieder zu einem Pferdeschwanz zusammen. Er reichte ihm inzwischen bis auf die Schulterblätter, obwohl sie geschnitten worden waren, und der silberne Zirin hielt ihn besser zusammen, als es ein Stück Kordel je vermocht hätte.
    »Darrin, Brendan wird mich häuten. Beeil dich, sonst kommen wir beide zu spät.«
    Er nahm sein Wams vom Bett und ging auf die Tür zu. Darrin drückte sich an ihm vorbei und versperrte ihm den Weg.
    »Ich bewege mich nicht von der Stelle, bis du es mir gesagt hast.«
    »Dann musst du lange warten.« Gair stach Darrin mit den Fingern ins Zwerchfell und schoss an ihm vorbei, als er sich zusammenkrümmte.
    Sobald Darrin wieder Luft bekam, rannte er hinter Gair her. »Sag es mir!«
    »Nein!«
    »Sag es mir!«
    »Nein!«
    »Sagst du mir wenigstens, wie gut sie beim Reiten ist?«
    Gair blieb unvermittelt stehen. »Ich kann nicht glauben, was du gerade gesagt hast.«
    »Wie bitte? Es war nichts …«
    »Du hast eine Fantasie wie eine Senkgrube.«
    »Das hat man mir schon einmal gesagt.« Der Belisthaner grinste unverfroren. »Ich nehme an, das heißt Nein?«
    »Ja.«
    »Spielverderber.«
    Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren fiel Schnee auf Penglas. Mit dem Anbruch des Abends kam er sanft aus Norden und zog weiße Schleier über das Land, die in der Nacht und am Morgen dichter wurden und die gesamte Insel mit einer etwa zwei

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