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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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Person, und Gair sah etwas Grünes vor den purpurfarbenen Dachschindeln – keine richtigen Umrisse, sondern nur Farben. Es drehte ihm den Magen um, bis er glaubte, sich übergeben zu müssen. Ein beißender Gestank drang ihm in die Nase, und dann spürte er gar nichts mehr.

32
    Tanith verkorkte die kleine Flasche und steckte sie in die Tasche ihrer Robe. »Das sollte ihn lange genug bewusstlos halten«, sagte sie, »aber ich muss mich beeilen. Ich fürchte, uns bleibt nicht viel Zeit.«
    Alderan hockte sich neben sie. »Ich habe dich sofort gerufen, als Masen bemerkt hat, dass etwas nicht stimmt. Was ist los?«
    »Ich habe da eine Vermutung, aber ich bin mir nicht sicher …« Sie nahm Gairs schlaffen Kopf zwischen die Hände und konzentrierte sich. Die süße Musik des Sangs drang aus ihm hervor und endete plötzlich in einer Dissonanz.
    Tanith zuckte zurück.
    »Was hast du gefunden?«
    »Etwas Abscheuliches.« Es war, als hätte sie die Hände in eine Jauchegrube gesteckt. Gern hätte Tanith sie sich am Rock abgewischt, aber sie musste Gairs Kopf festhalten. »Die schlimmste Art von Fäulnis. Als Savin Gairs Gedanken durchstöbert hat, hat er etwas zurückgelassen – ein winziges Ding, eine Saat seines eigenen Bewusstseins. Und sie wächst.«
    Alderan machte ein Gesicht, als wollte er ausspucken. »Ein weiteres Kunststückchen der Verborgenen, das sie gern bei Geistplünderungen anwenden«, murmelte er und fluchte leise. »Kannst du sie entfernen?«
    »Ich kann es versuchen. Die Saat befindet sich hinter dem Schild, den ich gewebt habe, und daher hat sie sich vielleicht noch nicht allzu weit ausgebreitet, aber das weiß ich erst, wenn ich sie mir angesehen habe.«
    »Und was ist, wenn du es nicht schaffst?«
    Sie schluckte, ihr Mund war plötzlich trocken geworden. »Wenn es mir nicht gelingt, wird Savin ihn mit Geist und Seele bekommen.«
    Alderan machte eine grimmige Miene. »Das darf nicht passieren.«
    »In dem Fall müsste ich bei ihm einen Herzstillstand herbeiführen.«
    »Damit würdest du deinen Heilereid verletzen.«
    »Vermutlich bleibt mir keine Wahl. Hättet Ihr es lieber, dass er sich die Lunge aus dem Leib schreit? Dazu dürfen wir es nicht kommen lassen. Aber vielleicht habe ich mich ja auch geirrt.«
    »Astolanische Augen sind scharf. Sie sehen viel.« Alderan seufzte und rieb sich das Gesicht. »Also gut. Tu, was du tun musst.«
    Nicht was sie konnte, sondern was sie musste. Dieser Gedanke erschreckte sie. Jeder Heiler schwor einen Eid, Leben zu retten und Leiden zu lindern, ohne Angst und Gnade. Verletze niemanden . Würde sie diesen Eid am Ende des Tages gebrochen haben? Wie sehr würde sie Gair verletzen müssen, um ihm zu helfen? Tanith stählte sich und glitt zurück in den Sang.
    Vorsichtig nahm sie ihren Weg um die Schichten seines Schmerzes herum, die in grellen Farben explodierten. Obwohl sie in den Sang eingehüllt war und von ihm geschützt wurde, spürte sie ein wenig von den Qualen, die den Geist um sie herum durchdrangen. Hinter der zerbrechlich wirkenden Barriere befand sich ein Nachtmahr aus halb verheilten, zersplitterten Erinnerungen und lange verborgen gewesenem Kindheitsgrauen. Und Savins Saat, die wie eine monströse Schlingpflanze um all das herum wuchs.
    Sie stürzte sich hinein.
    Alderan bedeutete Masen, er möge ein wenig beiseitetreten, damit Tanith genug Platz für ihre Arbeit hatte. Nur die tiefer gewordenen Runzeln um Masens Augen deuteten seine Besorgnis an, aber aufgrund der über viele Jahre gewachsenen Vertrautheit zwischen den beiden Männern erkannte Alderan sie deutlich.
    »Es wird ihm bald wieder gut gehen«, sagte er. »Wenn irgendjemand ihn heilen kann, dann ist es Tanith.«
    »Savin ist kühner geworden«, erwiderte Masen. »Ich hätte es mir nie träumen lassen, dass wir seine Handschrift so schnell wiedersehen. Als du dem Rat vorgeschlagen hast, sich auf einen Angriff vorzubereiten, habe ich geglaubt, du würdest übertreiben.«
    »Ich hatte gehofft, dass dem so wäre, aber anscheinend hatte ich recht. Wenigstens hatten wir Zeit, uns darauf einzustellen. Er wird uns nicht wieder überraschen.«
    »Es sind nur wenige von uns übrig geblieben, die sich an das letzte Mal erinnern. Bist du sicher, dass es ihnen gelingen wird, den Schild aufrechtzuerhalten?«
    »Ja.«
    Masen hob eine Braue. »Egal, was er uns entgegenwirft? Er wird versuchen, den Schleier zu zerreißen. Nur die Göttin weiß, was er von der anderen Seite mitbringt.«
    »Das ist mir klar«,

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