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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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nachlassen, und er würde den Preis dafür bezahlen müssen, dass er so weit gegangen war, aber bis dahin war noch ein wenig Zeit.
    Das Aufleuchten einer Vergoldung in einem Sonnenstrahl erregte seine Aufmerksamkeit. Seine Schwertscheide hing an einem Haken am Ende der Bücherregale neben dem Fenster. Der Gürtel war staubig und abgenutzt. Es war eine Schande, dass er keinen Vorwand dafür fand, mit dieser Waffe um die Hüfte in die Ratsversammlung einzumarschieren. Wenn er sich auf diesen mächtigen Beidhänder stützte, würden sogar diese verräterischen Hurensöhne in seiner Gegenwart aufrecht dasitzen.
    Selsen folgte seinem Blick . Es würde sie zumindest daran erinnern, wer diesen Orden führt .
    »Dann hebe ich mir das für das Ende auf«, brummte Ansel. »Wenn es um Alles oder Nichts geht.«
    Erst einmal bekommen sie die Stahlhand im Samthandschuh . Selsen rückte die formellen Roben des Präzeptors zurecht und entfernte eine Fluse vom Ärmel. Dann grinste er wölfisch und sah so sehr wie seine Mutter aus, dass es Ansel im Herzen wehtat.
    »Fertig?«, fragte er und hoffte, dass die Schroffheit in seiner Stimme wie Entschlossenheit wirkte. »Wir wollen ihnen auf dem Felde entgegentreten.«
    Danilar schlang das Glockenseil um den Haken, während die Echos des letzten Schlags allmählich verhallten. So viel zu Gorans Versuch der Geheimhaltung. Nun würde es das ganze Mutterhaus wissen, einschließlich des Präzeptors. Zumindest hoffte der Kaplan dies so inständig, wie er auf seine eigene Erlösung hoffte. Die Göttin mochte geben, dass Ansel es gehört hatte. Die Göttin mochte geben, dass er die Ratshalle rechtzeitig erreichte.
    Leise schritt Danilar durch die kleine Tür am Fuß des Glockenturms und lauschte, aber in der leeren Vorhalle blieb alles ruhig. Nichts regte sich im Sonnenlicht, das durch die hohen Fenster einfiel. Die Banner hingen von der gewölbten Decke, und die Türen zwischen den beiden gepanzerten Wächtern waren noch immer geschlossen. Sofern die Glocke in der Ratshalle zu hören gewesen war, hatte sie zumindest die Sitzung nicht unterbrochen.
    Danilar ballte die Fäuste. Welche Fehler Ansel auch haben und wie unzufrieden die Kurie auch mit seiner Führung des Ordens sein mochte, so gab es doch ein geregeltes Verfahren, nach dem Meinungsverschiedenheit beizulegen waren. Das Gesetz musste befolgt werden, denn sonst blieb nur das Chaos. Angst und rechtschaffener Zorn beschleunigten seine Schritte, als er zurück zu seinen Gemächern lief, um seine formelle Robe anzulegen. Als Kaplan hatte er keine Stimme im Konsistorium, aber er war zur Teilnahme an den Versammlungen berechtigt, und diesmal war es wichtig, dass er dabei war.
    Der Älteste Festan stemmte die Fäuste in die Hüften und sah den Wächter vor den eisenbeschlagenen Türen böse an.
    »Was soll das heißen: du kannst sie nicht öffnen?«, fragte er.
    »Der Rat tagt bereits, Ältester«, antwortete der Wächter hölzern und starrte geradewegs über Festans Schulter hinweg. »Die Türen können nur von innen geöffnet werden.«
    »Aber wie kann der Rat bereits tagen, wo doch die Hälfte der Kurie nicht anwesend ist und auch der Präzeptor noch fehlt? Ich befehle dir, diese Türen zu öffnen!«
    »Es tut mir leid, Ältester. Das ist mir nicht möglich.«
    »Wenn du …«
    »Lass ihn in Ruhe, Festan«, sagte Ansel. »Du magst dich vielleicht besser fühlen, wenn du den armen Knaben anschreist, aber das bringt gar nichts. Wenn sie beschlussfähig sind, können sie die Sitzung ohne uns beginnen, und sie können sie so lange fortführen, wie es ihnen beliebt. Das weißt du doch. Sei jetzt still, ich will nachdenken.«
    Vierundzwanzig scharlachfarbene Roben drängten sich in der Vorhalle um ihn herum. Ansel hatte sie auf dem Weg zur Ratshalle in den Korridoren angetroffen; sie hatten nicht gewusst, warum sie gerufen worden waren. So waren sie ihm gefolgt, ein Schweif hinter einem strahlenden präzeptorialen Kometen, der jedoch durch die geschlossenen Türen der Versammlungshalle aus seiner Laufbahn geworfen worden war. Vierundzwanzig. Das waren möglicherweise nicht genug.
    Wenn Festan bloß recht hätte und er befehlen könnte, dass man die Türen öffnete! Wenn es ihm möglich wäre, ihnen gegenüberzutreten, würde er sicherlich obsiegen. Aber wenn der Rat einberufen wurde und beschlussfähig war, dann handelte er mit der vollen Autorität der Kurie, und seine Beratungen konnten nur auf eigenen Wunsch hin unterbrochen werden. Es gab nicht

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