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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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innen.
    »Beeindruckend«, sagte Bredon und nahm sein Messer wieder an sich. »Deine Kindheit am Hafen hat dich offenbar vieles gelehrt. Wer bist du, junger Mann? Ich könnte für dich einen Platz als Marschall finden.«
    Mein Name ist Selsen, Herr. Ich komme vom Tochterhaus zu Caer Amon und bin auf Besuch hier .
    »Wohin soll das führen, Selsen?«, unterbrach Ansel.
    Zur Antwort deutete Selsen auf den Hohen Vorsteher und lächelte.
    Bredons dunkle Augen blickten zuerst verwirrt drein, doch dann zuckten seine Lippen, als er verstand. Mit der Hand auf dem Herzen verneigte er sich. »Ich akzeptiere meine Ernennung gemäß dem vierten Zusatzartikel, Präzeptor.«
    Natürlich. Wer hätte gedacht, dass ein Novize aus einem hinterwäldlerischen Tochterhaus im konsistorialen Recht so beschlagen sein würde? Er sah Tercel an, der die knochigen Finger unter dem Kinn wie zum Gebet zusammenlegte und nickte.
    »Selsen, mein Junge, du erstaunst mich immer wieder«, sagte Ansel und unterdrückte ein Grinsen. »Aber jetzt bringen wir erst einmal das hier hinter uns.«
    Die Türflügel der Ratshalle waren gut geölt und schwangen auf, als Selsen herzhaft dagegen drückte; dabei taumelten die beiden Wächter ebenfalls in den Saal. Überraschte Älteste drehten sich auf ihren Stühlen um, und auf der Präzeptorentribüne wäre Goran beinahe an seinen Worten erstickt.
    Ansel stand in der Tür und starrte die versammelten Ältesten an. Einige versteiften sich trotzig unter seinem Blick, aber etliche wanden sich. Das solltet ihr auch, ihr scheinheiligen Hundesöhne! In seinem Bauch brodelte die Wut. Was hat man euch versprochen, damit ihr die Bestrebungen dieser fetten Schnecke unterstützt?
    Bredon und Danilar bezogen rechts und links neben ihm Stellung, und er hörte, wie die restlichen Ältesten ihre Plätze einnahmen. Als das Rascheln und Schlurfen endlich verklungen war, richtete er den Blick auf Goran, der vor dem Präzeptorenstuhl mit der kunstvoll geschnitzten Rückenlehne stand, und zwang den Mann, als Erster wegzuschauen.
    »Das hier«, verkündete er, »ist eine ungesetzliche Ratsversammlung.«
    »Wir haben so viele Älteste zusammengerufen, wie es nach konsistorialem Recht zur Beschlussfassung notwendig ist«, wandte Goran ein. »Wir haben das Recht, darüber abzustimmen, ob …«
    »Halt den Mund, Goran.«
    »… ob der …«
    »Ich sagte, du sollst still sein!« Ansel klopfte mit seinem Stab auf den Boden. »Noch ein Wort von dir, bevor ich fertig bin, und ich werde den Hohen Vorsteher anweisen, dich zu verhaften.«
    Goran richtete sich zu seiner vollen Größe auf, und seine Wangen röteten sich. »Aus welchem Grund?«
    »Wie wäre es für den Anfang mit Verachtung gegenüber dem Gesetz? Alles weitere werden wir später auflisten!«, brüllte Ansel. »Marschälle!«
    Hinter ihm nahmen die vier Wächter Haltung an.
    »Wie könnt Ihr es wagen!«, schrie Goran. »Ihr habt dazu keine Befugnis!«
    »Ach, nein?« Ansel sah ihn böse an. Seine Stimme zitterte vor Wut. »Ich bin der Präzeptor dieses Ordens.«
    »Nicht mehr.«
    Atemloses Schweigen breitete sich in der Halle aus.
    Ansel hielt seinen Stab so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Wie bitte?«
    »Ihr seid von der Mehrheit für unfähig zur Ausübung dieses Amtes erklärt worden.« Triumph glitzerte in Gorans Schweinsaugen, als er auf den Schreiber am Tisch unter ihm deutete. »Die Abstimmung ist bereits im Protokollbuch verzeichnet.«
    Bitterer Zorn stieg in Ansels Kehle auf, und ihm war nach Gewalt zumute.
    »Unfähig, ja? Ich will dir sagen, wer ungeeignet für ein heiliges Amt ist, Goran! Wer unterhält hier seinen eigenen Stab von Befragern, obwohl diese zusammen mit der Inquisition abgeschafft wurden?«
    Goran blinzelte, und die versammelte Kurie hielt den Atem an. »Hast du etwa geglaubt, ich wüsste nicht, dass du diese Befrager benutzt, um jungen Männern nur zu deiner eigenen Lust Schmerzen zuzufügen?«
    Bredon legte die Hand auf Ansels Arm. »Stimmt das?«
    »Allerdings, ich konnte es bloß bisher nicht beweisen«, zischte Ansel zurück. »Keiner der armen Kerle, die er missbraucht hat, ist noch hier, um Zeugnis gegen ihn abzulegen.«
    »Tot?«
    »Alle außer einem.«
    Gorans Gesicht lief dunkelrot an, und seine Fäuste zitterten, als er rief: »Lügen! Ich lasse mich von Euch nicht beleidigen, Ansel! Eure Amtszeit ist abgelaufen. Marschälle, ich verlange, dass ihr diesen Mann aus dem Saal entfernt.«
    »Könnt Ihr diesen Zeugen herbeischaffen?«,

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