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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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    Ein rhythmisches Quietschen aus den Tiefen des Korridors lenkte nun alle Blicke auf sich. Der Älteste Tercel, der inzwischen so gebrechlich war, dass er nicht mehr gehen konnte, wurde in seinem Rollstuhl vom Ältesten Morten geschoben, der fast genauso gebeugt und silberhaarig war wie seine Last. Andere eilten zu ihm und halfen ihm, während sie ihm vor Eile stotternd die Lage erklärten. Wieder zwei. Wie viele würden noch kommen?
    Es muss doch etwas geben, was wir tun können , signalisierte Selsen.
    »Lass die Fahnen nicht sinken, wir sind noch nicht am Ende.« Ansel spähte über die Schultern der Menge und hörte weitere Schritte. Danilar kam eilig in die Vorhalle; die Enden seiner Stola flatterten hinter ihm her. In der geballten Faust hielt er ein zerknülltes Blatt Papier.
    »Der Göttin sei Dank dafür, dass Ihr es gehört habt, Ansel. Ich hatte befürchtet, die Glocke könnte zu spät schlagen.«
    »Dann wart Ihr es, der sie geläutet hat, und nicht die da drinnen?«, fragte Festan. Danilar nickte.
    »Es war reiner Zufall, dass ich aus dem Fenster geschaut und ein Dutzend Älteste über den Hof habe gehen sehen; sie waren für eine Ratssitzung gewandet. Ich bin sofort hergekommen, aber die Türen waren bereits geschlossen.«
    Festan blickte finster drein. »Das kann ich kaum glauben. Verrat in unserem eigenen Haus!« Er schüttelte die Ärmel seiner Robe zurück, schritt auf die Türen zu und hämmerte mit seinen fleischigen Fäusten dagegen. »Aufmachen! Im Namen des Präzeptors, aufmachen!«
    Staub fiel herunter, als die Türen im Rahmen erzitterten. Einige andere Älteste erhoben ebenfalls die Stimme, besorgt wie Spatzen angesichts einer Katze im Garten.
    Danilar streckte das Papier in seiner Hand Ansel entgegen. »Ich habe Euren Sekretär auf dem Weg getroffen, und er glaubt, das hier könnte nützlich sein. Es ist die Abwesenheitsliste für die erste planmäßige Versammlung in der nächsten Woche.«
    Ansel glättete das zerknitterte Blatt, las die Namen und zählte sie. Achtzehn Abwesende, also einundachtzig Anwesende. Vierundfünfzig Hierarchen waren für eine Beschlussfähigkeit nötig. Eine schwache Hoffnung keimte in seiner Brust auf. War das möglich? Er sah sich im Raum um und zählte. Seine Hoffnung schwand wieder. Sechsundzwanzig waren nicht genug, um sie herauszufordern.
    Schweigend hielt er das Blatt Selsen entgegen, der es las und mit einem grimmigen Blick zurückgab.
    Hinter ihm schlug Festan noch immer gegen die Türen und verlangte, Eintritt zu erhalten.
    »Bei allen Engeln und Heiligen, Festan, lass das«, seufzte Ansel. »Wir können jetzt nichts tun, als abzuwarten, wo die Pfeile niedergehen.«
    Er stützte sich auf seinen Stab, als die rechtschaffene Wut, die ihn hierhergetrieben hatte, allmählich verebbte. Also würde alles mit einer bürokratischen Formsache enden. Welche Ironie!
    »Pfeile?«, bellte eine Stimme. »Ist in Gimrael jetzt doch Krieg ausgebrochen?«
    Ansel sah sich um und sah, wie die scharlachfarbenen Roben vor dem Hohen Vorsteher zurückwichen, der in Jagdkleidung den Raum betrat. Bei ihm war ein weiterer Ältester, der sich zur Jagd gekleidet hatte und den Köcher noch über der Schulter trug.
    »Noch nicht, Bredon«, sagte Ansel. Mit Eadwyn waren sie siebenundzwanzig. Patt.
    »Was ist los? Ich war gerade in Eadwyns Wildpark und hätte einen sauberen Schuss abgeben können, als wir die Glocke hörten. Jemand schuldet mir einen Hirschen.«
    Aufstand , bedeutete Selsen, und der Vorsteher hob die Brauen.
    »Diebessprache? Ich dachte, nur Spione und Beutelschneider benutzen sie, nicht aber suvaeonische Novizen.«
    Ich bin in Havenstadt aufgewachsen, Herr. Niemand kann selbst bestimmen, wo seine Herkunft liegt. Darf ich Euren Dolch ausborgen?
    Bredon runzelte die Stirn, holte aber ein Jagdmesser aus dem Schaft seines Stiefels hervor und gab es ihm mit dem Griff voran.
    Selsen ergriff es und ging damit, vorbei an dem aufgebrachten Festan, zu der zweiflügeligen Tür der Ratshalle.
    Die Wachen regten sich unbehaglich und schauten vom Hohen Vorsteher zu Ansel und wieder zurück.
    »Bleibt ganz ruhig«, sagte Ansel. »Selsen?«
    Vertraut mir . Vorsichtig schob der Novize die Messerklinge knapp unterhalb des Schlosses zwischen die beiden Türflügel und arbeitete sich nach oben vor, bis sie gegen ein Hindernis stieß und es klackte. Er drückte mit der Schulter gegen den linken Türflügel, und bald schwang dieser einen Spaltbreit nach

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