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Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Titel: Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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ein EKG . Nichelle musste den Raum verlassen, weil sie die Messwerte verfälscht.«
    Als die Ärztin mit der Durchführung der Tests fertig war, tippte sie Zahlen in ein Gerät, das daraufhin Papier ausspuckte. »Mich sollte das eigentlich nicht wundern. Deine Werte sind identisch mit denen deiner Schwester.«
    »Ich habe keine Schwester.«
    Die Ärztin sah sie mit einem sonderbaren Lächeln an, sagte aber nichts. Sie ging zu ihrem Schreibtisch und drückte die Sprechtaste auf der Gegensprechanlage. »Nichelle, komm bitte wieder rein.«
    Nichelle kam zurück in den Untersuchungsraum. Taylor schreckte sofort vor Angst zurück.
    Die Frau gab Taylor einen dünnen Overall. »Zieh den an.«
    Taylor trat hinein, zog den Reißverschluss zu und bemerkte dabei, dass der Reißverschluss und die Druckknöpfe aus Kunststoff waren.
    »Nichelle«, sagte die Ärztin, »es ist Zeit für Miss Ridleys Vorstellungsgespräch. Bring sie in ihre Zelle.«

20
    Ein Überraschungsbesuch
    G egen sechs Uhr wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Eine staatliche Sozialarbeiterin kam ins Zimmer und teilte mir mit, dass ich für die nächsten Tage bei Familie Liss wohnen könnte. Zum Abendessen hielten wir bei einem Burgerladen und fuhren anschließend nach Hause.
    Mrs Liss war schon immer nett zu mir gewesen, aber heute Abend war sie besonders freundlich. Als wir in die Wohnung kamen, sagte sie: »Michael, Schatz, du kannst drüben deine Sachen holen und sie herbringen. Für die nächsten Tage kannst du bei Ostin schlafen.«
    »Wenn es okay wäre, würde ich gerne in meinem eigenen Zimmer schlafen.«
    Sie dachte kurz nach. »Es ist ja direkt nebenan. Ich schätze, das ist in Ordnung. Nimm das mit.« Sie holte eine Packung rote Lakritze aus der Vorratskammer und drückte sie mir in die Hand. »Das hilft dir sicher.«
    »Danke.«
    »Soll ich mit rüberkommen?«, bot Ostin an.
    »Danke für das Angebot, aber nicht jetzt.«
    Er klopfte mir auf die Schulter. »Das verstehe ich.« Vermutlich war er der einzige Fünfzehnjährige, der es wirklich verstand.
    Ich lief über den Flur, schloss die Haustür auf, ging in die Wohnung und machte das Licht an. Seit wir nach Idaho gezogen waren, hatte ich viel Zeit alleine verbracht, aber niemals zuvor hatte die Wohnung einen so leeren und verlassenen Eindruck gemacht. Ich warf einen Blick auf meine neue Uhr und drehte sie um mein Handgelenk.
    Meine Augen füllten sich mit Tränen. Wo war sie nur? Ich ging ins Schlafzimmer meiner Mutter. Auf ihrem Nachttisch stand ein Bild von uns beiden, aufgenommen im Zion National Park in Utah. Das war ein toller Tag gewesen, und Kolob Arch, ein riesengroßer Bogen aus Fels, war im Hintergrund zu sehen. Ich nahm das Bild in die Hand und fragte mich, ob ich sie jemals wiedersehen würde. Mein Herz krampfte sich zusammen. Ich legte mich aufs Bett und weinte.
    Irgendwann, vielleicht eine Stunde später, klopfte es an der Tür. Ich rieb mir die Augen und stand auf. Ich vermutete, dass es Ostin war, aber zu meiner Überraschung standen Taylors Dad und eine Frau, die wahrscheinlich ihre Mutter war, im Treppenhaus. Sie sahen sehr besorgt aus.
    Officer Ridley sprach zuerst. »Hallo, Michael, wir sind Taylors Eltern. Können wir mit dir reden?«
    Nervös sah ich sie an und reagierte mit meinen üblichen Tics. Ich ging davon aus, dass sie hier waren, um mit mir über meine Mutter zu sprechen.
    »Klar«, antwortete ich und trat einen Schritt zurück. »Kommen Sie rein.«
    Mrs Ridleys Augen waren geschwollen und Taylors Vater legte einen Arm um sie. Sie traten ein und machten die Tür hinter sich zu.
    »Wie geht es Taylor?«, wollte ich wissen.
    Mrs Ridley fing an zu weinen.
    »Wann hast du zum letzten Mal was von ihr gehört?«, fragte Mr Ridley.
    »Gestern Nachmittag. Sie wollte mit uns ins Sea Life gehen. Aber als wir sie an der Schule abholen wollten, war sie nicht da.«
    Mrs Ridley weinte noch mehr.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Du hast wirklich nichts von ihr gehört?«, versicherte sich Mr Ridley noch einmal.
    »Nein, wirklich nicht.«
    Er sah mich misstrauisch an. »Dann weißt du nicht, dass Taylor weggelaufen ist?«
    Mein Herz blieb fast stehen. »Nein, wieso sollte sie das tun?«
    Er schüttelte den Kopf. »Weißt du, manchmal bin ich ziemlich streng mit ihr. Ich habe nur  … « Er kämpfte mit seinen Gefühlen und hielt er kurz inne. »Ich habe ihr gesagt, dass sie, wenn sie nicht mehr Zeit zu Hause verbringt, das Cheerleading aufgeben muss.« Er legte den Kopf in

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