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Die Lilie im Tal (German Edition)

Die Lilie im Tal (German Edition)

Titel: Die Lilie im Tal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Felix«, sagte mir der Comte, »die Frauen haben den Teufel zum Berater! Die tugendhafteste erfände das Böse, wenn es nicht schon existierte. Sie sind alle rohe Bestien!«
    Dann hörte ich Beweisführungen, die weder Hand noch Fuß hatten. Der Comte berief sich auf seine früheren Weigerungen und führte das dumme Gerede der Bauern ins Feld, die sich gegen die neuen Methoden sperrten; er behauptete, daß er Clochegourde allein hätte verwalten sollen, dann wäre er doppelt so reich. Und während er diese heftigen und beleidigenden Schmähungen hervorschleuderte, fluchte er, sprang von einem Möbel zum andern, schüttelte sie und warf sie hin und her. Dann, mitten in einem Satze, unterbrach er sich und klagte über einen brennenden Schmerz im Rückgrat und über sein Gehirn, das in Strömen zerränne, genau wie sein Geld. Seine Frau richte ihn zugrunde. Dabei verdankte der Unglückliche von den dreißig und etlichen tausend Francs Rente, die er besaß, mehr als zwanzigtausend allein seiner Frau. Die Güter des Duc und der Duchesse warfen mehr als fünfzigtausend Francs Rente ab, die Jacques gehörten. Die Comtesse lächelte, sie war stolz und überlegen und blickte gen Himmel.
    »Ja!« rief er aus, »Blanche, Sie sind mein Henker, Sie bringen mich um, ich bin Ihnen eine Last! ... Du willst mich loswerden, du Ausbund von Heuchelei! – Sie lacht! – Wissen Sie, warum sie lacht, Felix?«
    Ich schwieg und senkte das Haupt.
    »Dieses Weib«, fuhr er fort, seine Frage selbst beantwortend, »schneidet mich von allem Glück ab, sie ist mir nicht mehr als Ihnen und gibt vor, meine Frau zu sein! Sie trägt meinen Namen und erfüllt keine der Pflichten, die ihr menschliches und göttliches Gesetz auferlegen! Sie belügt die Menschen und Gott! Sie quält mich mit Laufereien ab, damit ich sie allein lasse, ich mißfalle ihr, sie haßt mich, sie setzt ihre ganze Kunst daran, Jungfrau zu bleiben! Sie macht mich verrückt mit den Entbehrungen, die sie mir auferlegt, weil sich alles dann auf meinen armen Kopf schlägt. Sie quält mich langsam zu Tode und bildet sich noch ein, eine Heilige zu sein – und so etwas geht alle Monate zur Beichte!«
    Da begann die Comtesse heiße Tränen zu weinen. Sie fühlte sich gedemütigt durch die Erniedrigung dieses Mannes, dem sie als einzige Antwort zurief: »Monsieur de Mortsauf!«
    Obwohl die Worte des Comte mich für ihn und Henriette hatten erröten lassen, wühlten sie mein Herz zutiefst auf, denn sie stießen bei mir auf Gefühle der Keuschheit und des Anstandes, woraus eine erste Liebe geformt ist.
    »Sie lebt als Jungfrau – auf meine Kosten!« sagte der Comte. Bei diesen Worten rief die Comtesse wieder: »Monsieur! ...« – »Was soll Ihr gebieterisches ›Monsieur‹? fragte er, »bin ich nicht hier der Herr? Muß ich Ihnen das endlich klarmachen?«
    Er schritt auf sie zu, seinen weißen Wolfskopf vorgestreckt, der einen gehässigen Ausdruck annahm. Seine gelben Augen funkelten wie die eines ausgehungerten Tieres, das plötzlich aus dem Walde tritt. Henriette ließ sich von ihrem Sessel auf den Boden gleiten, um einen Schlag abzuwehren; aber der blieb aus. Sie blieb besinnungslos, ganz gebrochen auf dem Boden liegen. Der Comte glich einem Mörder, dem das Blut seines Opfers ins Gesicht spritzt; er war ganz entgeistert. Ich nahm die arme Frau in meine Arme, der Comte ließ mich sie tragen, als fühle er sich unwürdig, sie zu berühren. Aber er ging vor mir her, um mir die Tür des anstoßenden Zimmers zu öffnen, des geheiligten Zimmers, das ich nie betreten hatte. Ich stellte die Comtesse aufrecht und hielt sie einen Moment in einem Arm, während ich den andern um ihren Körper legte; inzwischen entfernte Monsieur de Mortsauf den Überhang, das Federbett, die Decken; dann hoben wir sie und legten sie völlig angekleidet aufs Bett. Als Henriette wieder zu sich kam, gab sie uns ein Zeichen, daß wir ihren Gürtel lösen sollten. Monsieur de Mortsauf fand eine Schere und zerschnitt alles, ich gab ihr Riechsalz zu atmen, sie öffnete die Augen. Der Comte entfernte sich, mehr beschämt als ärgerlich. Zwei Stunden vergingen so im tiefsten Schweigen. Henriette ließ ihre Hand in der meinen ruhen und drückte sie, ohne sprechen zu können. Von Zeit zu Zeit hob sie die Augenlider, um mir durch einen Blick zu verstehen zu geben, daß sie vollständig ruhig bleiben wollte. Dann kam sie einen Augenblick zu sich und flüsterte mir, auf ihren Ellenbogen gestützt, ins Ohr: »Der Unselige! Wenn

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