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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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redete, schließlich war er ein Kastrat, und Kastraten genossen nur dann großes Ansehen, wenn sie es auf der Bühne zu wahrer Größe brachten. Es waren doch entmannte Männer, Zwischenwesen, mit denen man nicht umzugehen wusste.
    Aber was war sie dann? Nicht Frau, nicht Mann. Verbarg ihre weiblichen Formen in unförmigen, viel zu großen Kleidern, versteckte sich im Studierzimmer und hinter wichtigen Aufgaben, die sie Luigi abnahm …
    â€žDu solltest ihn mal sehen … Er sieht tatsächlich aus, als hätte man ihm allen Lebensmut geraubt …“
    Luigi lehnte wieder am Schreibtisch. Allegra betrachtete ihre Hände im Schoss. Tintenflecke, die sich unter die abgeknabberten Fingernägel schoben. Ja, vermutlich wusste sie, wie es sich für Matteo anfühlte, so verlassen worden zu sein. Aber sie konnte nicht anders …
    â€žWusstest du, dass ich allein diesen Winter über achttausend Fiorini verdiene?“, fragte Luigi beiläufig. „Also, wenn es nach mir ginge, könnten wir Matteo del Pirandelli jederzeit das Geld vor die Füße werfen, und du könntest wieder als die Frau auftreten, die du bist. Allegra Bandinelli, die Schwester des berühmten Opernsängers Luigi Bandinelli. Ich bin sicher, Rom wird dir zu Füßen liegen.“
    â€žRom … Rom interessiert mich nicht.“
    â€žIch weiß. Dich interessiert nur Matteo, so wie du ihn interessierst. Aber zwischen euch scheint etwas vorgefallen zu sein, von dem du mir nicht erzählen magst. Schade. Du bist der einzige Mensch auf dieser Welt, dem ich vertraue. Ich hatte gehofft, dir erginge es mit mir auch so.“
    Er starrte ins Feuer. Allegra schwieg.
    â€žNun gut. Dann habe ich mich wohl geirrt.“
    Er wollte gehen, doch Allegra hielt ihn am Ärmel fest.
    â€žBitte, Luigi. Es ist … kompliziert.“
    Er lächelte traurig. „Die Liebe ist oft kompliziert“, gab er zu bedenken.
    â€žJa, ich weiß. Ich weiß …“ Sie ließ ihn los und suchte nach den richtigen Worten. Wie es ihm erklären?
    â€žEr hat Vater krank gemacht. Er hat … das Darlehen …“ Stockend begann sie zu erzählen. Von dem Brief, in dem Matteo das Darlehen zurückforderte. Von der Erkrankung des Vaters, ja, auch von der Nacht, als er starb, während Allegra und Matteo sich leidenschaftlich unter dem Herbstmond liebten.
    â€žIch konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen“, gestand sie. „Ich konnte nicht anders. Es war, als hätten wir Vater mit unserer Liebe getötet.“ Müde schüttelte sie den Kopf, als Luigi widersprechen wollte. „Ich weiß schon, was du sagen willst. Ich habe Vater nicht getötet. Trotzdem fühle ich mich schuldig, und diese Schuld ist mit Matteo verknüpft.“
    Luigi überlegte.
    â€žDu sagst ja gar nichts“, sagte Allegra, als das Schweigen ihres Bruders ihr unerträglich wurde.
    â€žWas soll ich da auch sagen? Ich wünschte, ihr würdet es einander nicht so schwer machen. Weißt du, ich habe bisher gedacht, es wäre wegen des Darlehens, und da hätte ich dich beruhigen können, denn ich werde das mit dem Conte ins Reine bringen. Ich werde ihm das Geld zurückzahlen und du kannst dich wieder frei bewegen. Es wird einen hübschen Skandal geben, wenn du plötzlich wieder lebst, aber in dieser an Skandalen reichen Stadt wird das schon bald wieder vergessen sein.“
    Allegra nickte langsam. Das könnte tatsächlich funktionieren …
    â€žIn drei Tagen findet ein großer Ball statt. Möchtest du mich begleiten?“
    Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. Luigi begleiten? Womöglich Matteo begegnen? Es wäre sogar sehr wahrscheinlich, dass sie ihn träfe …
    â€žIch weiß nicht …“
    â€žDu kannst auch als Alessandro Bandini mitkommen, wenn du dich damit sicherer fühlst.“
    Sie dachte an Matteo. Das Billet, das er ihr hatte zukommen lassen und die beunruhigenden Nachrichten, die sie über seinen Zustand erreichten, machten es nicht leichter. Ahnte er, dass sie lebte? Wusste er es vielleicht sogar?
    Sie seufzte. „Ich werde es mir überlegen“, versprach sie.
    Aber sie wusste schon jetzt, dass ihr der Mut für diesen letzten Schritt fehlen würde. Sie war noch nicht bereit. Wohin sollte das hier auch führen?!

16. KAPITEL
    Leise summend kämmte Cristina ihr blondes Haar. Nur mit einem

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