Die Lilie von Florenz
geschickt. Am liebsten wäre sie mit Matteo allein gewesen. Wollte sich ihm nackt zeigen. Wollte sich ihm schutzlos ausliefern, sich ihm hingeben. Doch sie wagte es nicht. Nicht, solange Cristina im Raum war.
Sie schaute ihn an. In Gedanken bat sie ihn, zu ihr zu kommen. Flehte ihn an, sie zu berühren.
Komm zu mir, mein Geliebter. Liebe mich, wie du mich in unserer ersten gemeinsamen Nacht geliebt hast. Liebe nur mich .
Matteo geleitete Cristina zum Bett. Seine Finger lösten die Bänder des Mieders, doch dabei schaute er nicht Cristina an, die ihre Kniekehlen an den Bettkasten drückte. Sein Blick ruhte mit unendlicher Zärtlichkeit auf Allegra. Als wollte er sie fragen, warum sie sich auf dieses Spiel einlieÃ. Mit ihm und seiner ehemaligen Mätresse.
Dafür gab es nur eine Antwort. Weil sie ihm vertraute.
Er legte seine Hände auf Cristinas Brüste. Allegra schluckte. Wie sehr sie sich danach sehnte, seine Hände auf ihren Brüsten zu spüren ⦠Cristina sank aufs Bett, und Allegra legte sich neben sie. Matteo lag auf der anderen Seite. Plötzlich schien alles so einfach. Da waren sie: zwei Frauen, ein Mann. Sie brauchte sich nur fallen zu lassen â¦
Cristina genoss die Berührungen und Zärtlichkeiten. Links Matteos Hände, die an ihrem Mieder nestelten und ihre Röcke rafften. Rechts die Hände von Allegra, die nicht ganz so angriffslustig, aber nicht minder eifrig ihren Hals, ihr Dekolleté und ihre Brüste erforschten, die aus dem Schnürmieder quollen. Allegras Lippen auf ihrem Mund, Matteos Zähne, die an ihren Bändern zerrten. Plötzlich verharrten beide, drehten die Köpfe einander zu. Cristina hielt die Augen geschlossen und lauschte mit angehaltenem Atem. Sie hörte das zarte Geräusch, als sich die Lippen der beiden berührten. Das leise Seufzen Allegras. Den kehligen Laut Matteos. Cristina öffnete die Augen und blinzelte.
Matteo und Allegra küssten sich über Cristinas Leib. Die Welt um sie herum nahmen die beiden nicht mehr wahr.
Cristina lächelte. Ihr Werk war vollbracht. Vorsichtig schob sie sich zum FuÃende. Ihre FüÃe berührten den Boden und sie richtete sich vorsichtig auf. Matteo und Allegra bemerkten nicht, wie sie ihr Mieder zuschnürte und dann auf leisen Sohlen das Schlafzimmer verlieÃ.
Die Liebenden hatten jemanden gebraucht, der sie wieder zueinander führte. Es war wohl die Ironie des Schicksals, dass dieser jemand ausgerechnet Cristina war â¦
Ihre Mission war erfüllt.
Als die Tür leise klickte, schrak Allegra auf. Cristina war fort.
Sie war mit Matteo allein.
Im nächsten Moment spürte sie seine Finger, die sich an ihrem Hemd zu schaffen machten. Sie legte ihre Hände auf seine, wehrte ihn ab, während er sein Gesicht an ihrem Hals vergrub. Seine Zunge liebkoste ihre Kehle, und beinahe hätte sie nachgegeben und alle Bedenken über Bord geworfen. Beinahe hätte sie zugelassen, dass er sie entkleidete.
Er wusste, wer sie war.
Doch sie war noch nicht bereit, sich von der schützenden Verkleidung, in der sie sich seit Wochen frei bewegen konnte, zu lösen.
âNichtâ, flüsterte sie.
Er zog sich von ihr zurück. Enttäuschung flackerte in seinem Blick und er stand abrupt auf.
âWenn das nur ein Spiel sein soll ⦠dann verstehst du es vortrefflich, es mit mir zu spielen.â Drohend ragte er vor ihr auf. Allegra senkte den Blick. Sie konnte seinem Blick nicht begegnen. Zu viel Schmerz las sie darin.
Auch er hatte in den letzten Monaten gelitten. Auch er hatte um die vergebenen Gelegenheiten getrauert, hatte vor allem aber um sie getrauert, weil er glauben musste, dass sie tot war.
âIch bin noch nicht soweitâ, flüsterte sie und stand auf. Sie wollte sich an ihm vorbeischieben. Doch seine Hand umklammerte ihren Oberarm so fest, dass sie einen leisen Schmerzenslaut ausstieÃ.
âDu kommst hierher, nur um mir zu sagen, dass du noch nicht soweit bist?â, fragte er ungläubig. âWir wissen doch beide, was du bist. Wer du bist. Allegra â¦â
Sie machte sich von ihm los. âNenn mich nicht so. Ich bin Alessandroâ, zischte sie. Doch sie gab sich keine Mühe, ihre Stimme zu verstellen.
Matteo runzelte die Stirn. Er schien angestrengt nachzudenken. Doch dann lächelte er leicht.
âSchade, dass du nicht die bist, für die ich dich halte. Wenn du sie wärst
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