Die Lilie von Florenz
Gefühl im ersten Moment hatte genieÃen wollen, riss die Augen weit auf. Sie drückte die Hand auf seine Brust, wollte ihn bremsen, doch das schien ihn nur noch mehr zu erregen, denn sie spürte, wie seine Zunge ihre Lippen umspielte, mit ihrer Zunge einen schnellen Tanz begann.
Und dann gab sie sich diesem wilden Rhythmus hin. Leise stöhnte sie, gab jeden Widerstand gegen ihn auf.
Er hielt atemlos inne. Allegra schlug die Augen auf und blickte ihn an. Ihr Herz schlug heftig, und sie fühlte sich, als bekäme sie keine Luft mehr.
âDu bist wunderschönâ, flüsterte er. Mit dem Zeigefinger zeichnete er die Linie ihrer Wange nach, fuhr über ihre Lippen. âUnd so unglaublich sinnlich.â Seine Stimme klang rau, ihr kam es vor, als beherrschte er sich nur mühsam, als wollte er mehr von ihr.
Und ihr ging es nicht anders.
Zugleich aber kam ihr ein schrecklicher Gedanke. Wie viele Frauen bekommst du auf diese Weise herum, Matteo?
Er blickte sie entgeistert an. Da bemerkte sie erst, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte, und nun errötete sie. Aber war es nicht genau so? Bekam er die Frauen nicht beliebig herum, mit schönen Worten, seiner männlichen Ausstrahlung und dem einen oder anderen Kuss? Sicher war es für ihn keine Herausforderung mehr, eine Frau zu erobern, oder?
Dann lachte er. Zog sie spielerisch an sich. âDarüber machst du dir Sorgen?â, fragte er. âOb ich andere Frauen ⦠nein. Es gibt neben dir keine anderen Frauen.â
âUnd was ist mit Cristina della Visconti?â, fragte Allegra herausfordernd. Sie machte sich unwillig von ihm los, und er gab sie frei. âSie ist schlieÃlich deine Mätresse!â
âJa, aber sie ist nicht mehr als das. Eine Mätresse, die ich jederzeit freigeben kann.â
Schöne Worte, dachte Allegra bitter. Wer sagte ihr denn, dass er die Wahrheit sprach? Sie musste wieder an Luigi denken, der sich so groÃe Sorgen um sie machte. Er glaubte, dass sie in der Ehe mit dem Conte verkümmern würde, weil er sie nur brauchte, um eine vorzeigbare Frau zu haben, während er sich mit anderen Frauen weiterhin schamlos vergnügte. Wie sollte sie ertragen, dass er manche Nächte fort blieb oder erst im Morgengrauen zu ihr ins Ehebett kam? Wenn er nach anderen Frauen roch?
Sie konnte ihn unmöglich heiraten.
Und dann fiel ihr ein, wie viel ihr Vater für diese Verlobung riskiert hatte. Er hatte Luigis Debüt versteigert, hatte ein teures Fest ausgerichtet, das den Gästen aus Florenz wie eine Provinzposse vorkommen musste. Wofür? Hatte Vater nicht immer betont, es gehe ihm allein um ihr Glück? Nun, sie konnte in der Ehe mit dem Conte del Pirandelli nicht glücklich werden, das musste ihr Vater einsehen. Sie würde ihn bitten, die Verlobung zu lösen. Ja, es blieb ihr kein anderer Ausweg. Ihr Vater musste verstehen, dass sie diesen Mann nicht heiraten konnte, der sie vor ihrer Hochzeit schon zu einer einsamen, unglücklichen Frau machte â¦
âAllegraâ, sagte Matteo leise. Er trat zu ihr. Sein Mund berührte beinahe ihren Hals, sein Atem streifte ihr Ohr. Sie schloss die Augen, spürte, wie ein eisiger Schauer über ihren Rücken rann und sich mit dem heiÃen Prickeln in ihrem Schoà zu einer köstlichen Mischung verquickte. âGlaube mir, keine Frau kann mir so wichtig sein wie du.â Winzige Küsse setzte er auf ihren Hals, und sie legte den Kopf in den Nacken, seufzte wohlig. Seine Hände umfassten wieder ihre Taille. âIch wünschte, ich könnte dich heute Nacht noch â¦â Er sprach nicht weiter.
âDann schickst du sie fort?â, fragte sie hoffnungsvoll.
âBitte?â Er schob sie von sich weg. âDu verlangst von mir, dass ich Cristina fortschicke?â
Allegra antwortete nicht.
âDas ist nicht dein Ernst ⦠nein, Allegra, das kannst du nicht von mir verlangen. Ich bin bereit, vieles zu tun, ich werde dir Florenz zu FüÃen legen und ganz Italien wird dich lieben, aber du kannst mich nicht an deine Seite ketten.â
Er hielt sie noch immer fest.
âVersteh doch â ich bin ein freier Mann. Ich kann nicht für eine Frau mein ganzes Leben aufgeben.â
Sanft und ohne ein Wort löste sie sich von ihm, wandte sich ab und ging. Zurück zum Haus ihres Vaters, in dem eine Verlobungsfeier gefeiert wurde, die sie nicht gewünscht hatte. Mit einem Mann, in
Weitere Kostenlose Bücher