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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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ausstand. Wie sehr ich jetzt noch fürchte, nicht zu gefallen. Was ist, wenn ich beim Debüt versage? Was dann?“
    Wenn sie ehrlich war, so hatte sie nie darüber nachgedacht. Sie wusste viel zu wenig! Die Welt da draußen war für sie verschlossen gewesen, sie war eine Frau, die nichts weiter zu tun hatte, außer zu gefallen.
    Auch Luigi musste gefallen.
    Wie wenig sie wusste! Sie erinnerte sich zwar noch, wie es war, als Luigi damals nach Florenz ging. Als er sich jener schmerzhaften Operation unterzog, die ihm jene glockenklare Stimme erhalten sollte, mit der er sonntags in der Kirche jede andere Stimme übertönte. Doch welchen Verzicht es für ihn bedeutete, daran hatte sie nie einen Gedanken verschwendet.
    â€žDu wirst nicht versagen“, tröstete sie ihn. „Ich werde bei dir sein, wenn es soweit ist. Ich passe auf dich auf.“
    Sie flüsterte beruhigend auf ihn ein. Streichelte ihm die dunklen Locken aus der Stirn, vergrub die Finger im feinen Flaum in seinem Nacken. Er beruhigte sich langsam. Schließlich wischte er sich mit dem Hemdärmel die Tränen von den Wangen.
    â€žManche Tage komme ich damit nicht zurecht“, flüsterte er. „Meistens macht es mir nicht aus, es gibt anderes, das mich ebenso erfüllt. Und dann wieder werde ich rasend eifersüchtig auf jene, die das haben, was ich am meisten ersehne. Lust. Erfüllung.“
    Und darum hilft er mir wohl auch so mutig. Weil er weiß, was ich entbehren würde, wenn ich Matteo nicht heirate. Er hat es gesehen. Er hat erkannt, wie sehr ich Matteo begehre .
    â€žKomm, lass uns zügig weitermachen. Wir haben gemeinsam noch viel zu tun.“
    Luigi stand auf. Er half Allegra auf die Füße und reichte ihr das Hemd, das sie sich über den Kopf streifte. Sie kam mit dem Spitzenjabot nicht zurecht, sodass er ihr half. Die Spitzenmanschetten waren für sie wiederum ein gewohntes Accessoire. Über das Hemd kam eine Weste, die aus demselben zarten Seidenstoff geschneidert war wie das Justaucorps. Zierknöpfe verzierten diese Jacke. Nun fehlten ihr nur noch Strümpfe und Schuhe, aber Luigi versicherte ihr, darum könnten sie sich später kümmern.
    â€žJetzt das Wichtigste.“
    Er schob sie zu ihrem Toilettentisch. Ein ovaler Spiegel zeigte ihr den ungewohnten Anblick. Allegra drehte sich zu Luigi um, doch unnachgiebig drückte er sie auf den Stuhl.
    â€žDu musst dein Haar lösen.“
    Jetzt war er so geschäftig, dass sie nicht glauben konnte, dass er vor wenigen Minuten einen so emotionalen Zusammenbruch erlitten hatte. Zögernd löste sie die Spangen und Nadeln aus ihrem Haar, das auf die Schultern fiel.
    Auf ihr Haar war sie immer stolz gewesen. Es reichte bis zur Taille und hatte eine Fülle, die sogar Lucia, die das dickste Haar von allen hatte, stets anerkennend hervorhob.
    Allegra schloss die Augen. Sie strich über den Justaucorps mit den feinen Stickereien und den versilberten Knöpfen. Darunter die Weste, das Hemd. Ihr Körper war unter unzähligen Lagen Stoff versteckt, doch nie hatte sie das Gefühl gehabt, sich selbst näher zu sein. Ihre nackten Füße gruben sich in den dicken Teppich. All ihre Sinne waren zum Zerreißen gespannt.
    Wie ging ein Mann? Wie fühlte es sich an, Mann zu sein?
    Aber ich bin ein junger Kastrat. Und ein Kastrat ist nunmal kein Mann …
    Das plötzliche Geräusch dicht an ihrem Kopf riss sie aus ihren Gedanken. Allegra öffnete die Augen. Durch den Spiegel blickte sie Luigi an. Er hielt eine geöffnete Schere in der Rechten.
    â€žWas tust du?“, flüsterte sie.
    Die Antwort kannte sie bereits. Und jetzt war sie es, der die Tränen in die Augen schossen. Er wollte ihr das Haar abschneiden – ihr kastanienrotes schönes Haar wollte er opfern.
    â€žEs geht nicht anders“, sagte er. Doch zugleich senkte er die Schere. Seine linke Hand lag auf ihrer Schulter. Sie blickten einander im Spiegel an.
    Du hast so viel für uns geopfert. Dir haben sie mehr genommen als nur das Haar .
    Sie nickte leicht. „Mach es“, flüsterte sie. Dann schloss sie die Augen. Allegra lauschte dem leisen Schnippen der Schere, sie spürte, wie ein Gewicht von ihrem Kopf genommen wurde, wie sie sich leichter fühlte. Ihre Hände verkrampften sich im Schoß. Auf dem Stoff ihrer Hose.
    Sie trug eine Hose, sie trug Hemd, Weste und Justaucorps. Bald auch Schuhe, und an den kalten

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