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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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heftige Reaktion seines Körpers auf diesen Knaben stürzte ihn in eine Verwirrung der Empfindungen.
    Wie gerne hätte er diesen Jungen hinter die hohe Säule gedrängt, hätte sich an den schmalen Körper gedrückt. Das Gesicht mit den Händen umfasst und den Mund in einem langen, sehnsüchtigen Kuss geschmeckt …
    â€žWie heißt du?“
    â€žAlle… Alessandro, Signore.“
    Es war eine Sinnestäuschung. Auch die Stimme klang Allegras so ähnlich …
    Er hatte bisher nur wenige Stunden in ihrer Gegenwart verbringen dürfen. Nur wenige Erinnerungen hatte er an seine junge Verlobte. Und doch gaukelten seine Sinne ihm vor, sie stünde nun vor ihm – in Gestalt eines Knaben.
    â€žWenn Ihr mögt … wenn Ihr mögt, kommt am nächsten Sonntag in meinen Palazzo. Bringt einen Freund mit, ich gebe einen Maskenball. Mein Name ist Matteo del Pirandelli. Jeder in dieser Stadt kennt mich.“
    Und ich hoffe, bald kennst auch du mich, fügte er in Gedanken hinzu.
    Der Junge nickte knapp. Er sprach nicht. Matteo schob sich an ihm vorbei zur breit geschwungenen Freitreppe.
    Er eilte die Stufen hinab. Durch die hohe Halle zum Ausgang. Ein Diener hielt ihm die Tür auf, und als er in der Tür stand, fuhr seine Kutsche vor. Die ganze Episode hatte nur wenige Augenblicke gedauert.
    Matteo blickte noch einmal zurück. Da oben stand der Knabe, der seine Sinne verwirrte. Er blickte zu Matteo hinab, und als Matteo sich zu ihm umdrehte, zuckte er zusammen, als fühlte er sich ertappt.
    â€žSonntag!“, rief Matteo. „Ich erwarte dich!“
    Dann war der Junge fort.
    Matteo sprang in die Kutsche. Seine Lenden zogen sich schmerzhaft zusammen. Er klopfte an das Dach der Kutsche. „Fahr mich zur Contessa“, befahl er dem Kutscher.
    Er sehnte sich nach einem Frauenkörper. Einer Frau, die sich ihm willig hingab. Wohlig seufzend schloss er die Augen, lehnte sich auf der Polsterbank zurück, gab sich der Vorstellung hin, seine Hand in ihren roten Locken zu vergraben …
    Schluss! Er zwang sich, über etwas anderes nachzudenken.
    Etwas an der Principessa hatte ihn verwirrt. Ohne es genau benennen zu können … es war eine knisternde Erregung gewesen, eine Vorfreude, die von der Principessa Besitz ergriffen hatte. Lag es am Besuch des Kastratensängers, den sie sehnsüchtig erwartete?
    Dass Principessa Anna Maria den schönen Künsten zugeneigt war, wusste jeder in Florenz, denn sie pflegte nicht nur Kastratensänger zu fördern, sondern auch Bildhauern, Malern, Musikern und Komponisten ein Zuhause zu bieten – und sie sparte nicht mit Zuwendungen, wenn einer ihrer Schützlinge in finanzielle Not geriet. Für die Kunst tat die Principessa alles.
    Dennoch war ihr Interesse an dem neuen Sänger merkwürdig. Es war ein Glitzern in ihren Augen gewesen … als plante sie etwas.
    Der Gedanke war so abwegig, dass Matteo laut lachte. Nein, das war zu verrückt, und dennoch: was war, wenn sich die Principessa einen Lustknaben hielt?

5. KAPITEL
    Vor der Tür zum Salon hielt Allegra inne. Sie lehnte sich an die Wand. Unter ihrer Hand spürte sie die Seidentapete, mit der die Flurwände bespannt waren. Sie lehnte die Stirn an die Hand und schloss die Augen. Ihre Knie zitterten. Sie wäre am liebsten zu Boden gesunken. Oder, nein. Sie wäre Matteo am liebsten in die Arme gefallen. Hätte sein Gesicht mit Küssen bedeckt, seine Lippen geschmeckt, seine Wangen gestreichelt. Er hatte müde ausgesehen. Er war unrasiert. Als hätte er die letzte Nacht nicht geschlafen.
    Aber er hatte sie zu sich gerufen. Dann hatte er so nah vor ihr gestanden, dass sie seinen Atem gespürt hatte. Einen Moment stand sie kurz davor, ihm alles zu sagen, sich die Perücke vom Kopf zu reißen und ihm zu zeigen, wer sie wirklich war. Aber dann wäre alles vergebens gewesen. Sie zügelte ihre Sehnsucht. Und wurde in ihrer Vorsicht bestätigt.
    Es stimmte also … Matteo war Knaben zugetan. Warum sonst sollte er sie in der Verkleidung des Kastraten Alessandro Bandini zu seinem Maskenball einladen?
    Aber sie würde nicht hingehen. Nie im Leben! Was hatte sie dort verloren? Vor allem jedoch hatte sie Sorge, was sie tun sollte, falls Matteo zudringlich wurde.
    Sie atmete noch einmal tief durch. Dann straffte sie die Schultern, nickte dem Diener zu, der neben der Tür wartete. Der Diener verneigte sich knapp und öffnete

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