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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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Federn, die sich über den Augen bauschten, und mit winzigen glitzernden Edelsteinen besetzt, war es das Schönste, was Allegra je gesehen hatte.
    Und die Maske wirkte auf sie sehr weiblich …
    Unter einer weiteren Lage Seidenpapier kam ein Justaucorps zum Vorschein, ebenso dunkelviolett, mit einem schwarzen Seidenfutter, auf das silberne Lilien gestickt waren. Allegra drückte den Mantel einen Moment an sich. Sie war sprachlos, vor allem, als sie die schwarze Seidenweste unter dem Justaucorps erblickte – ebenso reich bestickt und von unglaublicher Schönheit.
    â€žHier, ein Brief.“ Luigi reichte ihr das kleine Billet, das zwischen Justaucorps und Weste lag.
    Allegra faltete es auseinander und las laut vor: „Mein lieber Alessandro, hiermit möchte ich meine Einladung zum Maskenball am 24. dieses Monats bekräftigen und sende Euch eine kleine Aufmerksamkeit, die Euch sicher außerordentlich gut stehen wird. Ergebenste Grüße sendet Euch Conte Matteo del Pirandelli …“ Sie ließ den Zettel sinken.
    â€žErgebenste Grüße?“ Luigi entwand ihr den Zettel und las nach. Allegra aber starrte wie betäubt auf die Kleider, die Matteo ihr geschickt hatte. Sie hatte noch nie etwas so Hübsches besessen. Aber es waren Männerkleider, und sie hoffte, schon bald auf diese Scharade verzichten zu können …
    â€žNimmst du mich mit auf den Maskenball? Bitte, Allegra!“ Luigis Augen leuchteten, und plötzlich war er gar nicht mehr so erwachsen, wie er sich sonst zu geben pflegte. Eher wie ein kleiner Junge, der um Naschwerk bettelte. Allegra lachte. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihrem jüngeren Bruder das Haar zu zausen. „Du bist aber gerade erst achtzehn geworden, kleiner Bruder. Meinst du, das ist der richtige Umgang für dich?“
    â€žUnd für dich? Vater will dich ja irgendwann noch mal verheiraten!“, gab Luigi ungewöhnlich heftig zurück.
    Allegra seufzte. „Also gut. Wir gehen gemeinsam hin. Aber du bleibst an meiner Seite, hörst du?“
    â€žIch brauche eine Maske, gehen wir eine kaufen!“
    Schon war er wieder aus dem Zimmer geeilt, und Allegra blickte ihm nachsichtig lächelnd hinterher. Manchmal war Luigi wie ein Kind, und manchmal war er so erwachsen … Sie nahm die Lilie vom Tisch und schnupperte daran. Der süße Duft war nur noch ganz schwach, und leider begann die Blüte schon zu verwelken. Sie wollte einen Zinnbecher holen und die Blume hineinstellen … Auch wenn diese Blume das Zeichen reiner Unschuld war, wusste sie doch, was ihr Welken zu bedeuten hatte. Denn ihre Zeit der Unschuld war auch bald vorbei. Ob Matteo wusste, wie passend dieses Geschenk für sie war?
    â€žWie sehe ich aus?“
    Spielerisch drehte Allegra sich um die eigene Achse. Luigi betrachtete sie, dann nickte er zufrieden. Sie trug ein neues blütenweißes Hemd unter dem Justaucorps, und zusammen mit der Weste, einer schwarzen Hose und der schwarzen Perücke, die sie sich extra für diesen Anlass hatte anfertigen lassen, sah sie geheimnisvoll aus. Das Bild wurde durch die dunkelviolette Maske komplettiert. Als Allegra sich die Maske vors Gesicht hielt und ihre grauen Augen ihren Bruder anblitzten, sah sie, wie er den Blick abwandte.
    â€žWas ist denn los?“ Sie ließ die Maske sinken, das Spiel war vergessen.
    â€žIch denke, so kann ich dich wohl mitnehmen“, neckte er sie.
    â€žAch, du bist unausstehlich!“ Sie klapste ihn gegen die Brust, und er lachte gequält.
    â€žIch mache mir Sorgen, Allegra. Was hast du heute Abend vor?“
    Sie runzelte die Stirn. „Was soll ich vorhaben?“
    â€žIn diesem Aufzug werden dir nicht nur sämtliche Frauen der Florentiner Gesellschaft zu Füßen liegen, sondern auch so mancher Mann.“
    â€žMir würde ein Mann genügen“, sagte sie leise.
    â€žSei vorsichtig, Schwesterchen.“
    â€žWas meinst du, warum ich meinen großen, starken Bruder mitnehme?“, neckte sie den Jüngeren. „Komm, unsere Kutsche wartet.“
    Sie ergriff seine Hand und zog ihn aus dem Salon die Treppe hinunter. Luigis Ensemble bestand aus einem tannengrünen Justaucorps mit dazu passender Weste und Maske. Die Hose war ebenso schwarz wie seine schief gelaufenen Schnallenschuhe. Allegras kostbare Maske war vermutlich mehr wert als alle Kleider, die ihr Bruder an diesem Abend trug. Insgeheim schwor

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