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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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Allegra sich, dass sie eines Tages dafür sorgen würde, dass Luigi keinen Mangel mehr spürte. Er hatte in seinem Leben bereits zu viel verloren.
    Bis zum Palazzo des Conte war es nicht weit. Schon hundert Meter vor dem Innenhof drängten sich die Kutschen, es war kaum ein Durchkommen. Ihr Kutscher fluchte so derb, dass Allegra rote Ohren bekam. Dann waren sie da. Sie folgte Luigi aus der Kutsche und blickte an der prächtigen Fassade des Palazzo hinauf.
    Wenn es in Florenz einen Palast gab, der sich in seiner Pracht mit dem Palazzo Pitti der Principessa messen konnte, dann war es der Palazzo des Conte del Pirandelli. Die breite Treppe zur Eingangstür wurde von Fackeln beschienen, und der ganze Hof erstrahlte hell. Hinter ihnen hielt die nächste Kutsche, und die Gäste strebten dem Eingang zu, wo sie von den livrierten Dienern willkommen geheißen wurden, die bei Bedarf den Damen und Herren ihre Umhänge abnahmen. Allegra verharrte auf der Freitreppe. Dies also sollte – wenn es nach dem Willen Matteos ging – schon bald ihr Ehegefängnis werden …
    Obwohl es eine angenehm laue Spätsommernacht war, kam so manche Dame in einen Mantel gehüllt, den sie erst ablegte, wenn sie den Palazzo betreten hatte. Allegra sah eine junge Frau, die kaum älter als sie selbst war und mit einem eleganten Schwung ihren Umhang ablegte. Darunter kam ein tief ausgeschnittenes Kleid zum Vorschein, das sogar die rosigen Höfe ihrer Brustwarzen unter der zarten Spitze schimmern ließ. Bewunderndes Murmeln erklang von allen Seiten, als sie sich bei ihrem Verehrer unterhakte und den großen Saal betrat. Ihre Augen blitzten herausfordernd hinter der golden bestickten Maske.
    Allegras Hand fuhr unwillkürlich zu ihrer Maske. Sie wusste, dass sie mit dem Ensemble, das Matteo ihr geschickt hatte, für ihn leicht zu erkennen war, denn die Kleidung wirkte fast ein wenig weiblich. Zumindest die Maske hatte einen verführerischen Schwung, der ihre hohen Wangenknochen betonte und das charakteristische dunkle Grau ihrer Augen zum Leuchten brachte. Sie fand die Maske zu weiblich für einen Mann, aber Luigi hatte sie beruhigt, dass es manchen Kastraten durchaus gestattet war, sich etwas weiblich zu geben – vor allem, wenn sie es auf die Männer abgesehen hatten.
    Neugierig blickte sie sich um, als sie den Ballsaal betrat. Wo war Matteo? Und wo war Cristina?
    â€žErstaunlich“, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihr. „Ich habe ja nicht geahnt, dass du mich tatsächlich verführen willst.“
    Allegra fuhr herum.
    Statt vorne beim Orchester zu stehen und seine Gäste zu begrüßen, lehnte Matteo direkt neben der breiten Flügeltür an einer Säule. Er hielt ein Champagnerglas in der Hand. Allegras Herz machte einen Satz. Er sah so begehrenswert aus, und in seinen Augen las sie etwas Verletzliches, das sie am liebsten zärtlich fortgestreichelt hätte, einfach durch ihre Gegenwart.
    Sie hatte ihn sofort erkannt. Seine Maske war pechschwarz und schlicht, ohne Federn, Perlen oder sonstigen Zierrat. Das Justaucorps war ebenso schlicht und schwarz, nur die Weste darunter war mit winzigen Sonnen und Monden bestickt, die golden im Kerzenlicht glänzten. Er verneigte sich vor ihr und beinahe hätte Allegra geknickst. Stattdessen machte sie einen steifen Diener.
    â€žWas bringt Euch auf die Idee, ich könnte Euch verführen wollen?“, brachte sie mühsam hervor. Hatte nicht er ihr dieses außergewöhnliche Ensemble geschickt? War sie ihm allein damit, dass sie dieses Geschenk annahm, schon ins Netz gegangen?
    â€žIch habe es vermutet, mehr nicht. Willst du es denn nicht?“ Er stieß sich von der Säule ab und kam auf sie zu. Offensichtlich erwartete er gar keine Antwort auf seine Frage. „Etwas hast du an dir, das mir keine Ruhe lässt“, gestand er. „Ich weiß nicht genau, was es ist, aber vielleicht finden wir es heute Abend gemeinsam heraus?“
    â€žIch glaube kaum“, gab Allegra mühsam beherrscht zurück. In diesem Moment wallte ein unbändiger Hass auf ihn in ihr auf und trieb all ihre Gefühle für ihn in die Ecke. „Entschuldigt mich bitte, Conte, aber Ihr irrt Euch, wenn Ihr glaubt, ich wäre hier, weil ich daran interessiert bin, mich in die unendliche Reihe Eurer Liebhaber einzureihen.“
    Matteo starrte sie sprachlos an. Dann stürzte er den Champagner herunter und warf das

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