Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
Vom Netzwerk:
ihm leid, zu sehen, wie der Conte, der noch vor wenigen Augenblicken so stolz und selbstbewusst aufgetreten war, in sich zusammenfiel. Wie ein Kartenhaus, dem man eine stützende Karte entzieht, sank er zusammen, machte sich klein.
    â€žSie stirbt?“, flüsterte er.
    Ja, jetzt tat es Luigi wirklich leid, was er diesem Mann antat. Ihm schien wirklich etwas an Allegra zu liegen. Doch es gab kein Zurück mehr.
    â€žIch bitte Euch, respektiert Allegras letzten Wunsch. Sie möchte allein gelassen werden.“
    Wie betäubt schüttelte Conte Matteo den Kopf. Er blickte zu Luigi auf, und in seinen Augen lag so viel Schmerz, so viel Angst und so viel Verletzlichkeit, dass Luigi einen Moment lang glaubte, er könne diese Scharade nicht aufrechterhalten, die er doch lediglich zu Allegras Schutz spielte.
    â€žHabt Ihr, werdet Ihr …“ Conte Matteo räusperte sich. „Werdet Ihr mir Bescheid geben, wenn es … wenn sie …“
    â€žIhr meint, wenn sie gestorben ist? Ja. Ich werde Euch einen Boten schicken.“
    Conte Matteo nickte. „Danke“, flüsterte er.
    Einen Moment standen sie schweigend voreinander. Dann gab sich der Conte einen Ruck. „Lebt wohl, Signore Bandinelli“, sagte er, und seine Stimme klang seltsam heiser. „Lebt wohl.“
    Er verließ den Salon.
    Luigi spürte die Stille. Nun war der Conte fort.
    Der Diener brachte seinen Salbeitee, und er trat ans Fenster, während er den Tee in kleinen Schlucken trank. Schneeflocken wirbelten durch die Luft, tanzten ihren eigenen Reigen. Er summte leise. Legte die Stirn an das eiskalte Fensterglas.
    Für den Conte del Pirandelli war Allegra gestorben.
    Hatte er einen Fehler gemacht? Er hoffte nicht. Nein, er war sicher, das Richtige getan zu haben, zum Schutze Allegras. Meine Güte, Allegra … Wenn er sich vorstellte, sie könnte tatsächlich krank daniederliegen … Schweiß brach ihm aus, und er trat an seinen Schreibtisch und kritzelte hastig eine Nachricht, die er noch heute an Allegra schicken lassen wollte. Sie sollte zu ihm kommen, so schnell wie möglich!
    Doch sie würde sich wieder als Kastratenjunge verkleiden müssen …
    Am Abend schickte er einen Boten mit einer Nachricht zum Conte.

15. KAPITEL
    Cristina kicherte, als Alberto sich zu ihr herüberbeugte. Sein Atem kitzelte an ihrem Ohr, doch wenigstens war sein Atem warm.
    Leider konnte man das vom Rest der Welt nicht behaupten.
    In dicke Pelze gehüllt saßen sie im Innern der Kalesche, die über die gut ausgebaute Straße gen Süden ratterte. Heiße Steine ruhten in den Decken und Fellen am Boden der Kutsche, und Cristina bewegte ihre Zehen in den Stiefelchen, die ihr Ehemann ihr vor wenigen Wochen geschenkt hatte.
    Erstaunlicherweise hatte der Conte della Visconti überhaupt nichts dagegen, dass sie mit Alberto nach Rom fuhr. Im Gegenteil. Er hatte sie gestern Abend, als sie sich schon zu Bett begeben hatte, noch einmal in ihren Gemächern aufgesucht. Nachdem er ihr beigewohnt hatte – es war wie immer recht rasch gegangen –, zog er Cristina an sich und spielte mit ihren Löckchen.
    â€žDein neuer Liebhaber gefällt mir“, hatte er geflüstert, und er lachte laut auf, als Cristina in seinen Armen erstarrte. „Hast du wirklich gedacht, ich merke das nicht? Nein, wirklich, er ist ein hübscher Kerl, gebildet, begabt … Warum machst du dir nicht mit ihm in Rom ein paar schöne Tage … und Nächte?“
    Cristina hatte diesen versteckten Vorwurf empört von sich weisen wollen, doch ihr Mann lachte sie aus. Er richtete sich auf und wies auf seinen Körper, beinahe anklagend. „Glaubst du denn allen Ernstes, mein Samen könnte dir ein Kind schenken? Vergiss es, Cristina. Meine vorige Frau hat sich auch nicht an die eheliche Treue gehalten, und nur so konnte sie mir einen gesunden Erben schenken.“ Traurig schüttelte er den Kopf. „Meine Söhne sind nur dem Namen nach meine Söhne. Und im Herzen sind sie es erst recht.“ Er legte die Hand aufs Herz.
    Empört wollte sie sich seiner Umarmung entziehen, doch der Conte erwies sich trotz seiner Gebrechlichkeit als erstaunlich stark. „Schenk mir ein Kind, Cristina“, hatte er geflüstert. „Ich erlaube dir alles, was du dir wünschst, wenn du mir nur noch einmal einen Sohn schenkst!“
    Dann war er aufgestanden, hatte sich den seidenen Morgenmantel mit

Weitere Kostenlose Bücher