Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
faulen Zauber mit für ein … Ölgemälde, eine Legende?«
Elijah hob die Hand, um Jan zum Schweigen zu bringen, und bat Andrea fortzufahren.
»Du hast keine Ahnung, Jan, was dieses Bild bei vielen Menschen auslösen kann. Noch einmal: Nach meinen Erkenntnissen ist die Sekte im Besitz des Bildes, zumindest weiß die Prophetin, wo es ist. Sie wollen es als letzte spirituelle Heilkraft gegen die Pocken einsetzen, quasi als Prozession damit nach Berlin reisen. Aber Köhn will das verhindern. Er hat mehr mit dem Werk vor, dieser Pockenanschlag hängt damit zusammen.«
»Also steckt Köhn hinter dem Anschlag?«, fragte Elijah.
Andrea wandte sich dem Israeli zu. »Nein, nicht direkt. Das war …«
Die Tür flog auf, und vor ihnen stand die Prophetin. Ihr rotes Haar leuchtete gespenstisch im Neonlicht.
»Frau Andrea, willst du uns deinen Mann und seinen Freund etwa vorenthalten? Darf ich Sie zu unserem bunten Abend einladen?«
Helgoland, Deutschland, 22. 12., 22.05 Uhr
Der Staatssekretär Missfeld war ganz in seinem Element. Mit kurzen, sehr sorgsam gewählten Worten schilderte er die Optionen. Er sah in das erstarrte Gesicht der Kanzlerin. Sie war, das schien für ihn festzustehen, einem Nervenzusammenbruch näher als je zuvor. Seine Worte, das sah er förmlich an ihrer Körperhaltung und ihren flehenden Augen, waren Labsal und Hoffnung zugleich. Er fühlte sich wie von einer Welle getragen. Aber jede falsche Bewegung konnte ihr altes Misstrauen wieder beleben, und der Plan müsste schmutzig ausgeführt werden. Was das heißen würde, hatte ihm Hermel am Abend noch einmal in allen Einzelheiten geschildert. Am Ende war das Wort nicht gefallen,aber es hatte dennoch in seinem Kopf gekreist: Putsch! Aber noch war alles gut.
»Wir scheinen die Situation langsam wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dank der internationalen Hilfe sind die Lager mit den Evakuierten in einem besseren Zustand. Die Vorbereitungen für die neue Immunisierung mit Atropos scheinen gut voranzukommen. Atalante wird vom zweiten Weihnachtstag an über die Grenze bei Enschede in die betroffenen Gebiete liefern. Köhn besteht darauf, die offizielle Lizenzübergabe an Deutschland zu kommentieren. Das wird ein weiteres Stück Vertrauen in die Bevölkerung bringen. Die Sicherheit in einzelnen, schwer betroffenen Gebieten wird dank der EU -Truppen aus Frankreich und Großbritannien immer stärker garantiert. In fast allen Nachbarstaaten können die Flüchtlingslager mit den derzeitigen Kapazitäten mehrere Wochen gut geführt werden. Langsam weisen unsere Ermittlungen zu den Hintermännern auch in eine Richtung.«
Er legte die Dossiers mit seinen feinen, dünnen Händen auf den Tisch. Die Kanzlerin wie auch der Generalinspekteur, derzeit dritthöchster Dienstherr der deutschen Truppen, entnahmen müde die Papiere.
Missfeld kommentierte: »Die Geschichte der Bosch-Sekte ist geprägt von der Prophetin Birghid, mit bürgerlichem Namen heißt sie Maria Schondelmaier. Ihre Herkunft ist umstritten und liegt im Dunkeln. Sie soll im Grenzgebiet zu Österreich bei Salzburg geboren sein. Sie ist die unumstrittene spirituelle und strategische Führungspersönlichkeit und wird intern als ›Prophetin und Botschafterin Gottes‹ bezeichnet. Ihre Verkündungen sind nach ihrer Aussage ›der zu erfüllende Auftrag Gottes eines Propheten‹. Sie hat sich mit dem einstigen Führer einer christlichen Mystikgruppe aus Afrika zusammengeschlossen. Akinso Emmaus, ein Magier, wie er selbst glaubt, aus Nigeria, sah diese Prophetin 1982, damals als eine Schneiderin aus Augsburg firmierend, auf einem Erweckungsgottesdienst einer Baptistengemeinde und bezeichnete sie nach einem Gespräch als Seherin und Heilerin. Emmaus wurde daraufhin aus seiner ›Cherubimund Seraphim Gesellschaft‹ in Afrika ausgestoßen. Zusammen gründeten sie dann die Bosch-Sekte mit einem weitverzweigten Wirtschaftsimperium. Bislang waren sie nur ein Fall für die Sektenbeauftragten der Kirchen.« Er machte eine Pause und trank langsam aus einem Glas. Er spürte, als er es absetzte, die Spannung unter den Zuhörern: »Diese Sekte ist nach dem derzeitigen Ermittlungsstand dringend verdächtig, den Anschlag geplant und ausgeführt zu haben.«
Die Kanzlerin sah ihn überrascht an. »Welche Beweise haben wir?«
Missfeld musste ruhig bleiben. Alles hing jetzt von seinen nächsten Worten ab. »Wir haben ein Labor in der Nähe von Memmingen ausfindig machen können. Eine Einheit der KSK hat den Komplex
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