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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Gruppe die einst gemeinsame Wohnung von ihr und Jan als ersten Unterschlupf angeboten. In einem Sprinter- LKW , der bis auf eine fehlende Hecktür intakt schien, waren sie von Rottershausen ohne größere Zwischenfälle über die Autobahn nach München gefahren. Im Laderaum hatten zwei tote Männer gelegen, die sich mit einer Schrotflinte in den Kopf geschossen hatten. Notdürftig hatten sie die menschlichen Überreste entfernt. Sie waren nicht die Einzigen auf der Straße, immer mehr Autos fuhren wie sie wieder in den Süden. Im Radio waren zu jeder halben Stunde wieder offizielle Nachrichten zu hören. Die Impfungen schienen anzuschlagen, die Versorgung der Kranken und das Entsorgen der Toten wurde schnell zur Routine. Zudem konntedie Bevölkerung in von Militär und Hilfsorganisationen bereitgestellten Kantinen Lebensmittel bekommen. Das Leben schien, wenn man den Nachrichten glaubte, in sehr kleinen Schritten zumindest in die Städte zurückzukommen.
    Andrea hatte die ganze Fahrt über neben ihrer Nichte gesessen, während sie Jan und Elijah wie selbstverständlich hinten in den Laderaum beordert hatte. Sie redeten dort sehr intensiv miteinander, und Martha schien sich Andrea gegenüber zu öffnen. Elijah hatte sich derweil, an der noch blutig verschmierten LKW -Wand lehnend, mit seinen Mittelsmännern in Israel und der Schweiz auseinandergesetzt. Er sprach Hebräisch in das Satellitentelefon, und Jan konnte auch aus seinem Gesicht nichts ablesen. Als er auflegte, schnippte er seine Zigarette aus dem Wagen und sah Jan lange an.
    »Uns rennt die Zeit davon«, rief er in den kalten Fahrtwind, der von draußen hineinströmte.
    Jan sah ihn fragend an. Es war zu laut im Laderaum. Elijah wiederholte seinen Satz.
    »Und warum?«, fragte Jan.
    Elijah deutete auf die Fahrerkabine, winkte Jan auf seine Seite und wies auf das Display seines Satellitentelefons. Jan las irritiert die englischen Kürzel: »Vrs stll ht-12h2 g-b wr f rds-nt n r tm«. Mit einem Stirnrunzeln sah er zu Elijah. Dann schaute er erneut hin und verstand. Sie hatten die Vokale weggelassen. Wenn er es in Gedanken laut vorlas, verstand er es, es beruhigte ihn aber nicht. »Virus still hot – 12 hours to go – be aware of reds – not in our team«.
    Sollte das Virus tatsächlich noch nicht besiegt sein? Und warum zwölf Stunden? Und wer waren die Reds? Elijah legte nur den Finger auf die Lippen. Bis sie zur ersten Kontrolle am Kreuz München-Nord gelangten, schwiegen sie und hingen ihren eigenen Gedanken nach.
    Auf der äußerst rechten Fahrbahn waren Zelte des Technischen Hilfswerkes aufgebaut. Vor dem Eingang hatte sich eine längere Schlange gebildet. Jeder, der die Stadt besuchen wollte, musste hier einen aufreibenden Check durch ein übermüdetesÄrzteteam über sich ergehen lassen, erst dann konnte man die Stadtgrenze passieren. Sie froren erbärmlich, übernächtigt und immer noch paralysiert von den Ereignissen der letzten Stunden. Jan erkannte einen Kollegen, der an der Schlange vorbeischritt, grüßte ihn freundlich und kam mit ihm ins Gespräch. Wenig später winkte ein Soldat die vier aus der Schlange, und Jans Kollege untersuchte sie schnell, aber gründlich.
    »Ich habe jetzt Schichtwechsel, aber die Busse, die uns wieder in die Stadt fahren sollten, kommen nicht. Habt ihr noch Platz?«
    Jan nickte, und wenig später saßen sie mit acht weiteren Sanitätern und Ärzten im Laderaum dichtgedrängt zusammen.
    »Wie ist die Situation in der Stadt?«, fragte Jan.
    Sein Kollege griff dankbar nach einer Zigarette, die Elijah ihm anbot, und berichtete mit müder Stimme: »Bis vor zwei Tagen waren wir am Arsch. Unser offizielles Vakzin schlug nicht an. Die Patienten starben uns wie die Fliegen. Zwischen Infektion und Todeseintritt lagen zwischenzeitlich nur noch Stunden. Dann bekamen auch wir das Antiserum der Amerikaner. Bis dahin verzeichnete allein München mehr als 19000 Tote innerhalb einer Woche!« Der Arzt sah Jan fest an, ehe er fortfuhr. »Wir gehen davon aus, dass trotz Impfung noch einmal so viele in den nächsten Tagen sterben werden.«
    Jan konnte es nicht fassen. Er wusste, dass München knapp 1,3 Millionen Einwohner hatte und in normalen Zeiten jede Woche etwas mehr als 200 Menschen starben. Er rechnete. Schon jetzt war mehr als ein Prozent der Gesamtbevölkerung der Epidemie zum Opfer gefallen.
    »Wo sind die alle geblieben? Ich meine, das sind doch Unmengen von Leichen …«, sagte Jan.
    Er führte seinen Satz nicht zu Ende, denn

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