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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Privatermittler?«
    »So in etwa. Wenn deine Frau etwas weniger kunstinteressiert ist, dann können wir ja …«
    »Regina, das ist nicht witzig. Was habt ihr da gemacht? Oder soll ich dich nicht mehr ernst nehmen?«
    »Oh, der strenge Herr Doktor regt sich ein wenig auf.« Sie sah hinaus auf die angrenzenden Berge, die den See so verdammt kitschig-schön umgaben, hauchte ein wenig die Scheibe an und malte eine Sonne hinein. »Sie waren etwas zu laut. Ich lauschte und habe durch einen Luftabzug kurz in das Nebenzimmer gesehen. Nichts, was du nicht schon auf Pornoseiten gesehen hast. Reiche-Altherren-Phantasie-Nummer. Neuneinhalb Wochen auf Bayerisch. Fehlte nur noch die Musik von Joe Cocker.« Sie mussten beide lachen.
    Die Hütte, in der der selbsternannte Prophet hausen sollte, lag auf der anderen Seite des Sees. Sie erreichten Gmund, den Ort, der das Tor zum See und Tal war. Ein Stau hatte sich gebildet. Im Schritttempo fuhren sie an menschenleeren Geschäften vorbei. Blaulicht flackerte. Die Straße, die steil aus dem Ort führte, war mit Feuerwehrwagen versperrt. Ein Polizist diskutierte lautstark mit einem Feuerwehrmann und einem älteren sehr dicken Mann in Zivil. Man war sich über die Sperrung wohl nicht einig. Der Polizist sah sie und winkte sie hektisch an der Sperre vorbei in Richtung Westen. Im Radio lief jetzt alle fünf Minuten eine Warnmeldung. Regina drehte lauter. Der Sprecher verlas eine offizielle Mitteilung der Bayerischen Staatsregierung. Darin bat der Ministerpräsident die Bevölkerung um Ruhe, die Situation sei unter Kontrolle. Impfstellen seien eingerichtet worden, und man würde alle rechtzeitig informieren. Danach folgten Stimmen anderer Mandatsträger zur Lage. Einige Politiker forderten bereits, den Verteidigungsfall auszurufen und das Land zentral von Berlin aus zu steuern. Das wurde besonders in dem selbstbewussten Bayern nicht gerade wohlwollend aufgenommen.Allein in München waren bis zum späten Vormittag weitere 144 Pockenfälle dazugekommen. Die Krankenhäuser waren schon jetzt, 24 Stunden nach dem Ausbruch, an ihren Kapazitätsgrenzen.
    Jan steuerte den Wagen nachdenklich hinter einem zerfallenen Gutshof auf Serpentinen wieder den Berg hinauf. Er war Arzt, und seine Hilfe würde sicher bald gebraucht werden. Er konnte nicht mehr lange bei Regina bleiben. Das spürte er.
    »Hat Deutschland genug Impfvorräte?«, fragte Regina unvermittelt.
    Jan wiegte den Kopf. »Nach den Anschlägen 2001 hat die Bundesregierung meines Wissens einen ganzen Schwung bei einer Firma aus der Schweiz bestellt. Lancy-Vaxina oder so. Aber die Frage ist, ob dieses Virus auch auf dieses Antiserum anspringt. Jedenfalls gehören Pocken zu den Dirty Dozen.«
    Regina sah ihn irritiert an. »Den was?«
    »Als Dirty Dozen bezeichnet die Forschung die zwölf Erreger, die sich am besten für einen Kampfstoff eignen. Pest, Anthrax, Staphylococcus aureus und so weiter. Das Tempo dieses Ausbruchs lässt mich als Mediziner ziemlich hellhörig werden. Ich habe ein sehr schlechtes Gefühl. Aber ich bin kein Immunologe, sondern nur ein schnöder Notarzt.«
    Sie grinste. »Fehlt dir Lob und Anerkennung? Ich finde, du bist der Größte. Zumindest der größte Exfrauen-Versteher.«
    Jan bremste kurz und heftig, so dass sich ein Schwall ihres Kaffees über Reginas Beine ergoss.
    In einer Mulde, dem See abgewandt, sahen sie einen langgestreckten, für diese wohlhabende Gegend nahezu verrotteten Wirtschaftshof. Hier drang aufgrund der umliegenden Berghänge kaum ein Sonnenstrahl hinein. Feuchter Bodennebel hatte sich festgesetzt, nur mühsam kam Licht durch die Schwaden. Sie parkten und stapften durch den metertiefen Schnee. Seit Tagen schien hier keiner mehr den Schnee geräumt zu haben. An der Dachrinne hingen ein Dutzend tibetische Windspiele. Eine verzogene, mehrfach mit Holzplatten geflickte Bohlentür wies Gäste eher ab, als sie einzuladen. Darüber war, stattder üblichen Wünsche, nur ein lateinischer Satz hineingeschnitzt worden: Gens absque consilio est et sine prudentia/Utinam saperent et intelligerent ac novissima providerent .
    »Das nenne ich mal eine positive Weltsicht«, meinte Jan, der mit seinen leidlichen Lateinkenntnissen den Satz mühevoll entziffern konnte. » Denn sie sind ein Volk, dem es an Rat gebricht, und keine Einsicht ist in ihnen. Wären sie weise, so würden sie dies verstehen, würden merken, welches ihr Ende sein wird . Keine Ahnung, woher das stammt.«
    Regina verzog das Gesicht und rief

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