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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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uns bestimmt ist. Wir sind nur Hörende, wir werden es nicht lesen können. Sie benutzt uns, wir sind nur ihre Instrumente.«
    Der Blonde nickte langsam. Er erhob sich, ging zu einem Plattenspieler, der in einer Ecke stand, und schaute interessiert die Plattensammlung durch. »Da magst du recht haben. Aber ich bin gern ein Instrument in ihren Händen. Sie hat das Licht gesehen. Sie führt uns auf die Stufen. Du weißt, wo das Werk ist.Also, komm mit uns zurück, geh mit uns auf die Reise, und schenke uns die Engel.«
    Er zog eine Vinylscheibe aus ihrer weißvergilbten Hülle, legte sie auf den Teller und drückte auf Start. Der Tonarm erhob sich und setzte die Nadel auf die Scheibe.
    »Aber ich habe sie nicht. Das weißt du doch. Wer immer das Werk jetzt hat, es soll ihm Trost spenden. Geh, Lukas, lass mich in Ruhe sterben.« Ezechiels Stimme war kaum zu verstehen.
    Es knarzte, und dann erfüllte die göttliche Stimme der Callas den Raum. Es war eine Puccini-Oper.
    Der Blonde schloss die Augen. Dann sprang er blitzschnell nach vorn, griff Ezechiels Kopf und schrie in die Arie hinein: »Ich weiß, dass du sie dir auf deinen Kopf hast malen lassen. Also komm, oder ich nehme sie mir.«
    »Es ist nur ein Teil. Es wird euch nicht helfen«, flüsterte der Einsiedler.
    Die Arie mündete in einer Cabaletta, expressiv und aufwühlend stemmte sich die Stimme der Diva in den engen Raum. Der Blonde drückte seine große Hand um Ezechiels dürren Hals, bis dieser japste und röchelte. Mit der anderen Hand griff der Söldner nach seiner Wade und zog ein langes, mit einer geriffelten Klinge ausgestattetes Messer hervor. Binnen eines Bruchteils einer Sekunde hatte er die Spitze an die Schläfe des Einsiedlers gelegt. Der blieb erstaunlich ruhig. Kein Husten mehr. Stattdessen flüsterte er anscheinend leise Psalmen. Immer höher drehte die Stimme. Dann drückte der Blonde das Messer in Ezechiels Kopfhaut und schnitt einmal um dessen Schädel herum, riss mit schneller Bewegung an den Haaren und hielt im nächsten Moment einen handtellergroßen Teil der Kopfhaut in den Händen.
    Regina verfolgte stumm die Szene. Sie hatte währenddessen aus der Angelschnur eine Schlinge geknotet und unauffällig die Schnur an der Kette für den Kaminabzug befestigt. Jan schüttelte den Kopf und wackelte mit dem Finger, um ihr zu verstehen zu geben, dass das nie im Leben funktionieren würde. Sie ließ sich nicht beirren. Es musste alles sehr schnell gehen. Siedrängte Jan etwas zurück. Die Schnur schien stabil genug für ihr Vorhaben zu sein. Sie war, wie auf einem Etikett zu sehen, für große Welse oder Meeresräuber ausgelegt. Vorsichtig ließ sie die Schlinge durch den Schlitz hinab. Der Blonde beugte sich gerade nach vorn, als sie die Schlinge über seinen Kopf fallen ließ, ruckartig nach hinten setzte, die Kette mit aller Gewalt vom Kamin löste und das daran befindliche Gewicht aus einer Luke im Dach nach unten in den Schnee fiel. Der Blonde wurde mit einem Mal wenige Zentimeter nach oben gezogen, aber seine Schuhspitzen berührten noch die Dielenbohlen. Hektisch griff er an seinen Hals, seine Finger versuchten zwischen Hals und Schnur zu gelangen. Die schweren Bergstiefel schabten über den Boden. Regina riss die Holzluke beiseite und wollte sich an dem zappelnden Mann vorbei nach unten winden, aber der reagierte anders als erwartet. Er warf seine Beine nach oben, schlang sie um Reginas Körper und drückte sie zu sich. Ganz nah sah sie das schmerzverzerrte Gesicht und die heraustretenden Adern am Hals des Blonden vor sich. Wie Schraubstöcke umklammerten seine schweren Beine ihren Leib. Seine Hände griffen jetzt nach ihrem Hals, drückten auf ihren Kehlkopf. Sie sah nach oben, wo Jan einen Schraubenzieher in seinen erhobenen Händen hielt. Mit letzter Kraft wand sie sich aus der Umklammerung, stand nun auf dem Boden und drückte auf die Schultern des Mannes. Es knackte. Und der Körper zuckte spastisch, ehe er sich seinem Schicksal ergab. Ein stechender Geruch von Urin und Kot machte sich breit, und eine Lache bildete sich unter den Schuhspitzen des Erhängten.
    Regina griff an dem Toten vorbei die Maschinenpistole, als auch schon der erste der beiden Söldner hereinstürmte. Sie gab nur einen kurzen Feuerstoß ab, der aber den engen Raum mit einem kurzen, ohrenbetäubenden Rattern erfüllte. Es stank nach verschossener Munition. Wo war der dritte Mann? Sie drehte sich um und sah im letzten Moment den Mann vor dem Fenster. Er trug

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