Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Mediziner fast geschrien.
Der Oberbürgermeister hob beruhigend die Hände. »Wir wollen besonnen bleiben. Bitte, bleiben Sie ruhig.«
Dr. Kopper fuhr fort. »Bereitstellung aller krematorischen Einrichtungen im Stadtgebiet?«
Der Behördenleiter nickte. »Kapazität für 150 Personen pro Tag. Dann wird’s eng. Lagerkapazitäten sind nur in überschaubarem Maße vorhanden. Alternativ kommen geräumte Hallen wie Industriegebäude etc. in Frage, die danach gut dekontaminiert werden können.«
Kopper kam zu seinem letzten Chart. Ein Wort stand in großen Lettern an der Wand. »Ausgangssperre. Wir müssen sie noch heute verhängen. Keiner geht raus, keiner kauft ein, keiner geht zur Schule oder auf den Spielplatz. Niemand joggt, niemand trinkt ein Bier in der Kneipe um die Ecke. Wir haben keine andere Wahl. Lieber schnell, aber dafür nicht allzu lange. So haben wir eine reelle Chance, das Virus einzudämmen.«
Der OB hakte nach. Ihm war nicht wohl bei einer solchen Maßnahme. Abgesehen vom wirtschaftlichen Desaster könnte solch eine Bestimmung schnell außer Kontrolle geraten. Er begann unter seinem Anzug heftig zu schwitzen.
Kopper wollte beschwichtigen. »Aber bestimmt nur für die nächsten drei Tage. Das heißt, wir holen die Menschen an ihrer Wohnung mit Bussen ab, fahren sie zur Impfstation und bringen sie wieder zurück. Aber Sie haben recht, Herr Oberbürgermeister.Das wird ausgesprochen haarig werden. Die Menschen werden kaum mit ihrer Angst zu Hause sitzen wollen. Sie werden es nicht ertragen, wenn sie nicht einkaufen können und stattdessen auf unseren Besuch warten müssen. Wir können aber nicht jeden bewachen. Also werden die, die auf der Straße herumlaufen und sich den Anordnungen widersetzen, kaserniert werden müssen.«
Der oberste Behördenleiter, ein in Ehren ergrauter Liberaler, begann unter seinem Atemschutz zu husten. Fast röchelnd rief er: »Sie wollen Lager errichten?«
Der Katastrophenschützer schüttelte den Kopf. »Nein, nicht wollen. Wir haben bereits Lager.«
Bad Bentheim, Deutschland, 16. 12., 16.04 Uhr
Stefan Krabbe wollte zu seiner Familie. Aber die beiden Polizisten hielten ihn auf.
»Das gesamte Krankenhausareal ist Sperrgebiet. Wenn Sie dort hineingehen, bleiben Sie drin. Das ist eine Anweisung, die wir ohne Wenn und Aber durchsetzen, auch zu Ihrem Schutz. Ihrer Familie geht es gut.«
Krabbe war fassungslos. Als Feuerwehrmann hatte er eben noch bei dem Aufbau der Notunterkünfte mitgearbeitet. Und natürlich war er als stellvertretender Brandmeister gleich geimpft worden. Sie durften ihn nicht aufhalten. Er wollte nicht zulassen, dass seine Frau und seine Mädchen in ein Quarantänelager interniert wurden. Vielleicht hatten sie nur eine Grippe, und in dem provisorischen Lager herrschte jetzt schon Chaos mit all den Infizierten aus dem benachbarten Ruhrgebiet. 300 Personen waren von den Behörden angekündigt worden. Tatsächlich entstiegen den hunderten Bussen, die man requiriert hatte und die die Autobahnen aus dem Süden herauf in das westliche Münsterland fuhren, schon bis zum Abend tausendeInfizierte. Im Lagezentrum Gronau verbreitete sich schnell hinter vorgehaltener Hand das Gerücht vom fehlenden Impfstoff. Nur in Holland seien noch ausreichend Mengen vorhanden. Krabbe hatte bis jetzt organisiert und bis zur Erschöpfung gearbeitet. Aber als er in einer Raucherpause draußen auf dem Parkplatz sah, wie ein Amtsarzt heimlich zu seiner Familie fuhr, um sie über die Grenze zu schaffen, stieg auch er in seinen Kombi.
Tegernsee, Deutschland, 16. 12., 16.34 Uhr
Jan war nackt. Er war aus der Hütte gestürmt und hatte Regina gezwungen, sich sofort auszuziehen. Kaum war sie nackt, lief sie noch einmal durch den knietiefen Schnee in das Haus. Sie durchsuchte die Taschen des Blonden, fand aber nur ein paar Quittungen und in einem Rucksack eine Pistole der Marke Beretta. Frierend rannte sie hinaus, wo Jan sich schon im Schnee wälzte. Beide wuschen sich den Kopf mit eiskaltem Wasser aus einem freigehackten Holztrog.
Sollten sich Viren an ihrem Körper oder an ihrer Kleidung befunden haben, glaubte Jan, sie auf diese Weise loszuwerden. Aus einem Anbau holten sie mehrere Kanister mit Benzin, die Ezechiel wohl für einen danebenstehenden Trecker gedacht hatte, und verteilten es, nackt, wie sie waren, auf dem Anwesen. Zwei Propangasflaschen warfen sie danach zu den Toten im Wohnraum. Es sollte ihnen etwas Zeit verschaffen. So sah es erst einmal nach einem Unfall aus, und
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