Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
kommen. Wollen die dich abknallen? Wer könnte das sein, Ezechiel?«
Der rang immer noch nach Luft, drehte sich aber jetzt auch zum Fenster. »Es sind die Jünger, sie wollen mich holen. Geht, sucht den einzigen Engel im Land der Qualen.« Sofort begann der ohnehin schon ausgemergelte Körper des Einsiedlers zu zittern.
Jan war unschlüssig. Sie hatten schon lange bei Ezechiel gesessen, eine Ansteckung war ziemlich wahrscheinlich. »Wir müssen die Männer da draußen warnen. Sie dürfen auf keinen Fall hier hereinkommen, sonst stecken sie sich an. Pocken sind hochgradig infektiös.«
Regina rannte zu den rückseitigen Fenstern, die Richtung Tallagen, und pfiff durch ihre Zähne. »Von unten kommt auch ein Typ hoch, ebenfalls bewaffnet. Sie schwärmen jetzt aus.« Ihr dämmerte es. Kein Polizist würde so vorgehen. »Das sind keine Cops, das sind Soldaten oder Söldner. Sie formieren sich jedenfalls genauso.« Leise sagte sie zu Jan: »Und wir stecken mächtig in der Scheiße.«
Ezechiel flüsterte: »Versteckt euch auf dem Zwischenboden. Sie wollen mich nur holen. Ihr könnt euch nicht anstecken. Ihr tragt das Medaillon, es schützt euch.« Jan sah ihn spöttisch an. »Ihr müsst mir glauben, es hat eine besondere Bewandtnis damit. Ich bin weggelaufen von ihnen, wollte nicht mehr der Prophetin folgen. Ich weiß zu viel. Sie haben das Mittel der Wahl. Sucht das Werk, aber beschützt es vor den Teufeln.«
Systematisch suchte Regina in den Schubladen und Schränken nach einsetzbaren Waffen. Sie fand nur einen rostigen Werkzeugkasten, daneben lagen Angeln und verschiedene Schnüre, die auf Rollen aufgespult waren. Sie griff in den Kasten hinein und stopfte sich einige Schnüre in die Taschen ihrer wattierten Jacke. Dann streckte sie sich an die Decke und öffnete eine Holzluke. Diese war ebenfalls komplett bemalt, und sie hätte die Luke nicht erkannt, wenn Ezechiel nicht darauf gezeigt hätte. Sie zog sich hoch, kroch über den Boden und reichte Jan die Hand, der immer noch unschlüssig vor dem Tisch stand.
»Komm mit da hoch. Das ist unsere einzige Chance, die wollen bestimmt keine Zeugen haben.«
Regina zog Jan zu sich. Der Zwischenboden ließ den beiden kaum genug Platz, um zu knien. Sie lagen auf ihren Bäuchen direkt neben dem Kaminabzug. Zu ihren Füßen befand sich eine Kette, die die Abzugshaube des Ofens darunter regulierte. Sie hielten ihren Atem an, als sie die im Schnee knirschenden Schritte hörten. Jemand entsicherte ein Gewehr. Wispernd wurden Befehle gegeben. Leise schob Regina die Luke wieder in ihre Ausgangsstellung. Sie konnten durch die Ritzen nur eingeschränkt erkennen, was unten geschah. Jemand öffnete die Tür, klopfte seine Schuhe ab und rief nach Ezechiel.
»Bruder, wo steckst du? Wir bringen dir eine Nachricht.«
Die Stimme klang freundlich und hell, gar nicht nach martialischen Kriegern. Quietschend wurde die Tür geöffnet. Regina hielt den Atem an. Das Holz im Ofen knisterte und knackte. Sonst herrschte Stille. Der Eindringling blieb im Raum stehen, zog sich die Sturmhaube vom Kopf, und so konnte Regina zwei Handbreit unter sich seine blonden Haare sehen, die fettig glänzten. Auf seinem Rücken trug er eine Heckler & Koch-Maschinenpistole. Er sah zu Ezechiel, der jetzt hustend hinter dem Tisch in der Ecke des Raumes saß. Seine Augen waren weit aufgerissen. Der Mann wandte sich zu dem Ofen, griff sich die Kanne, roch daran und goss sich etwas Tee in die Tasse.
»Bruder, hast du uns erwartet und Tee gekocht? Draußen warten die anderen. Sie sind ganz neugierig darauf, dich wiederzusehen. Aber ich habe sie um Geduld gebeten. Ich möchte noch ein paar Worte mit dir wechseln, ehe sie dich in ihre Arme schließen können.«
Der Blonde schob sich einen Stuhl zurecht und setzte sich genau dorthin, wo Jan wenige Minuten vorher gesessen hatte. »Guter Tee, sammelst du etwa immer noch die Kräuter hier oben in den Bergen? Ja, du kennst dich damit aus. Du bist ja schließlich in den Bergen aufgewachsen.«
Ezechiel nickte stumm. Der Mann nahm seine MP vom Rücken und lehnte sie neben sich an den Tisch. Seine Kameraden schienen sich vor dem Eingang postiert zu haben. Er drehte den Kopf nach hinten, sah an die Decke und betrachtete mit gönnerhaft geschürzten Lippen die Schnitzereien.
»Sie will, dass du deine Aufgabe erfüllst. Geh mit uns in das Licht, lässt sie ausrichten, und sie will wissen, wo die Engel sind.«
Ezechiel schüttelte den Kopf. »Lukas, du weißt, dass es nicht für
Weitere Kostenlose Bücher