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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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den Parkplätzen, schlugen sich um Benzin an den Zapfsäulen, und endlose Fußgängerkarawanen zogen auf dem Standstreifenan den stehenden Autos vorbei. Alle wollten vor dem Tod fliehen. Kein Polizist, keine Ordnungsmacht hielt sie auf.
    Jan und Regina erreichten das Autobahnkreuz München-Süd, wo sich die Strecke in die Stadt hineinzieht und die Autobahn östlich wie auch südlich um München herumführt. Hier sahen sie schon von weitem die erste Sperre. Sie bremsten langsam. Der Tag neigte sich dem Ende zu, die Sonne ging, einem großen Feuerball gleich, gerade unter. Zwei Personen in weißen Schutzanzügen und mit Maschinenpistolen winkten sie heran. Sie sahen nach links, auf den schneeverwehten Feldern waren bis zum Horizont Soldaten und Bundeswehrfahrzeuge wie auf einer Perlenschnur aufgereiht. Sie bildeten einen Kordon, um zu Fuß Flüchtende aufzuhalten: Die Stadt München war hermetisch abgeriegelt worden.
    »Sie wollen da rein? Keine Chance. Keiner kommt rein, keiner raus.« Der junge Polizist schaute mit erstaunten Augen durch seine Schutzbrille in das Wageninnere. »Bleiben Sie bloß weg«, mahnte er in einem ruhigeren Ton. »Oder sind Sie bereits geimpft? Selbst dann dürfen Sie die Stadt nicht betreten.«
    Jan beugte sich an Regina vorbei zur Fahrerseite hinüber. »Ich bin Arzt. Am Klinikum rechts der Isar. Das ist schon okay.«
    Der Polizist zuckte mit den Schultern. »Klar, für mich ist das okay. Aber Sie gefährden sich und kommen somit nicht rein. Drehen Sie, und fahren Sie auf die Nordumgehung.«
    Schüsse knallten. Unwillkürlich zuckten alle zusammen. Jan sah, wie eine Gruppe von Menschen wenige Meter von ihm entfernt unterhalb der Fahrbahn auf einen Posten zulief, der Warnschüsse abfeuerte. Nach kurzem Innehalten rannten sie weiter. Die nächste Salve traf den Ersten in die Beine, schreiend und die Hände in die Luft werfend, fiel er vornüber in ein Schneefeld. Die anderen drei liefen weiter. Der junge Polizist suchte Schutz hinter Jans Auto, zog seine Waffe und feuerte. Und die Nächsten fielen wenige Sekunden später von Kugeln getroffen zu Boden. Dann zog der Letzte aus der Gruppe eine Waffe aus seinem Rucksack. Der Polizist hechtete nach vorn zur Leitplanke, umnäher an das Ziel zu gelangen, als eine Kugel durch seinen Kopf jagte und die Rückseite des eben noch weißen Schutzanzugs rot färbte. Regina trat aufs Gaspedal und fuhr in einem Slalomkurs an den Sperren vorbei in die Stadt. Keiner beachtete sie angesichts des einsetzenden Chaos.
    Der Mittlere Ring umfasst die Innenstadt der bayerischen Metropole, mehr als 150000 Autos zwängen sich normalerweise täglich über die zweispurige Umgehung. Als Regina auf den Innsbrucker Ring einbog, waren sie allein auf der Straße. Die Ampeln blinkten in den dämmrigen Abend hinein durchgehend ein fahles Rot. Aber von Sicherheitskräften war nichts zu sehen. Das Radio meldete, dass die Großstädte Köln, München, Berlin sowie der Großraum Ruhrgebiet zu geschlossenen Zonen erklärt worden waren. Somit waren theoretisch mehr als zehn Millionen Deutsche isoliert. In den Abendstunden hatten sich lange Flüchtlingsströme auf allen großen Straßen gebildet. Die Menschen vertrauten den Behörden nicht. Immer wieder berichteten Menschen im Fernsehen und im Internet von den chaotischen Zuständen in den Krankenhäusern und auf den Impfstationen. Auch das hastige Einrichten von provisorischen Quarantänelagern in Schulen und requirierten Hochhäusern trug eher zur Panikmache als zur Beruhigung bei.
    In der Ismaninger Straße sahen sie das erste Mal die Seuchenpatrouillen. Sie hielten in einer Seitenstraße und schalteten das Licht aus. Schneeflocken wirbelten im trüben Licht der Straßenlaterne und bedeckten die Fahrbahn mit ihren Trambahnschienen mit einer weißen Schicht. Kein Mensch lief über die Straße, kein Hupen, keine Sirene drang durch die Nacht. Stille, wie sie sonst nur in den Bergen zu erleben war, hatte sich der Stadt bemächtigt. Dann hörten sie durch den Schnee Fahrzeuggeräusche. Einer Prozession gleich ging eine Gruppe von sieben Personen auf jeder Straßenseite, bewacht wiederum von einer Eskorte aus Bundeswehrsoldaten in Schutzanzügen, von Haus zu Haus, klingelte oder brach die Tür wenn nötig auf, drängte die Bewohner auf die Straße und leitete sie zu den bereitstehenden Bussen.Noch nie hatte Jan solch ein gespenstisches Szenario in dieser Stadt erlebt. Methodisch, wie Bauern bei der Aussaat, nahmen sich die weißen Männer

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